VW T5 Bluemotion: Modernes Wirtschaftswunder

60 Grundvarianten

VW T5 Bluemotion: Modernes Wirtschaftswunder
Der VW T5 Multivan TDI Bluemotion begnügt sich mit sechs Litern. © VW

Fast zeitgleich mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland ging auch der VW Bulli an den Start. Noch heute passen sich Bus oder Transporter den jeweiligen Vorlieben an.

Was hat der Bulli nicht schon alles mitgemacht: Wirtschaftswunder, Flowerpower und die Wende. Er ging quasi zeitgleich mit der Gründung der Bundesrepublik an den Start und ist seitdem nicht aus ihrem Straßenbild wegzudenken. Unzählige Modelle machen den Evergreen für eine breite Zielgruppe interessant – es gibt alleine 60 Grundvarianten, wie Nicole Stelling aus dem Produktmarketing erklärt. Der nützliche Volkswagen startet als Transporter mit 62 kW/84 PS ab knapp unter 30.000 Euro und endet mit dem Multivan Business, für den je nach Ausstattung über 100.000 Euro aufgerufen werden.

VW T5 Multivan TDI Blumotion mit sechs Litern Verbrauch

Fahrkomfort, Technik und Effizienz sind für den sowohl mit Allrad- als auch Frontantrieb lieferbaren Alleskönner ähnlich wichtig wie für die Produkte der Pkw-Sparte. Das ist schließlich der Grund, warum Volkswagen seinen Bulli analog zu den Limousinen und Kombis aus dem Personenwagenprogramm ebenfalls auf Wunsch mit dem Bluemotion-Etikett ziert. Will heißen: Je nach Motor helfen eine längere Übersetzung, im Rollwiderstand optimierte Reifen sowie eine Start-Stopp-Automatik nach Kräften, den Tankwart zu ärgern.

So gibt das Werk für die 84 kW/114 PS starke Multivan Bluemotion-Version einen Verbrauch von sechs Liter Diesel je 100 km an, während der kräftigere 103 kW/140 PS-TDI es auf 6,4 Liter bringen soll. Damit erreicht der Bus immerhin die Effizienzklasse B.

Stärkerer TDI des VW T5 die bessere Wahl

Der VW T5 Multivan TDI Bluemotion begnügt sich mit 6,4 Litern.
Mit dem stärkeren TDI ist der VW T5 besser unterwegs VW

In der Praxis gilt die Empfehlung eher der 140 PS-Variante (ab 39.240 Euro); zwar kostet die rund 2000 Euro Aufpreis gegenüber der mit Fünfganggetriebe ausgerüsteten 114 PS-Ausgabe, aber der stärkere Spar-TDI – sämtliche Ausführungen schöpfen aus zwei Litern Hubraum – verhilft dem weit über zwei Tonnen schweren Trumm zu mehr Agilität. Vor allem am Berg fällt der schwächere Bluemotion-Bruder merklich zurück, und man muss den Schalthebel der Fünfgang-Box fleißig bedienen, was erstens der ureigenen Diesel-Charakteristik und zweitens auch der angestrebten Verbrauchsreduktion widerspricht.

Nicht dass aus dem 103 kW/140 PS ein Power-Paket würde, doch 90 Nm Drehmoment-Plus sowie eine günstigere Abstimmung der Übersetzung in sechs Gänge unterstützen die schaltfaule Fahrweise und damit auch die komfortable Ausrichtung. Die Ingenieure sorgen auch für eine gute Dämmung, um die Geräusche des Commonrail-Diesels aus der Fahrgastzelle zu verbannen. Demnach ist eine Unterhaltung in Zimmerlautstärke auch bei Richtgeschwindigkeit kein Thema. Die hinteren Fahrgäste im Multivan profitieren von den kommoden Sitzen selbst in der letzten Sitzreihe.

Gutmütiges Fahrwerk des VW T5 Multivan

Der VW T5 Multivan TDI Bluemotion begnügt sich mit 6,4 Litern.
Der Innenraum des VW T5 kann in eine Business-Lounge verwandelt werden VW

Ein großer Wendekreis sowie ein manchmal etwas ruppig agierender Antriebsstrang zeigen trotz allen Komforts dann doch, warum Volkswagen seinen Bus der Nutzfahrzeug-Sparte zuordnet. Bei ungünstigem Einkuppeln arbeitet es spürbar im Schalthebel und kann gehörig rucken – vielleicht können anders geartete Motorlager solche Schönheitsfehler beim nächsten Modell verhindern. Dafür gibt sich das Fahrwerk umso gutmütiger und ist in der Lage, auch grobe Patzer wirkungsvoll zu eliminieren. Lange Autobahnwellen quittieren die Federn mit einem sanften Nachschwung, den insbesondere hinten Reisende genießen können. Fahrdynamik ist weniger ein Thema – forcierte Kurvenfahrten bringen die Fuhre gehörig ins Wanken.

Es wimmelt übrigens vor Funktionsfeatures, sofern man einen entsprechenden Griff in die Optionen-Liste vornimmt oder gleich ein hohes Ausstattungslevel kauft. Decken-Monitore, Digitalradio, Navigationssystem, elektrische Schiebetüren, Soundsystem wie Xenonlicht sind selbstredend verfügbar. Und trotz der langen Bauzeit haben die Verantwortlichen in Hannover ihrem Bus Stück für Stück die wichtigsten Assistenzsysteme spendiert.

Zahlreiche Assistenten für den VW T5

Der VW T5 Multivan TDI Bluemotion begnügt sich mit 6,4 Litern.
Ein Nachfolger des VW T5 ist absehbar VW

Einen anderen Verkehrsteilnehmer etwa spüren Sensoren auf und melden ihn per Optik-Signal im Spiegel. Ferner schützen Rückfahrkamera und Parksensoren vor unnötigen Blechschäden, und der Innenspiegel blendet nachts automatisch ab. Wer das volle Programm wählt, treibt den Anschaffungspreis ohne Probleme gegen 60.000 Euro.

Weitere Assistenten à la automatisierter Bremsung oder einen aktiven Tempomat wird es wohl erst beim nächsten Modell geben, dessen Erscheinen bereits absehbar ist. Dennoch hat sich der T5 erstaunlich lange fit gehalten und wirkt mit seinem zeitlos-schlichten Design auch nach über einem Jahrzehnt aktuell.

Topmodell des VW T5 mit 204 PS

Für PS-Fetischisten mit Benzin im Blut hält der Konzern nach wie vor das 150 kW/204 PS starke Topmodell mit dem ebenfalls zwei Liter großen Turbobenziner bereit. Besonders kurios: Der Power-Bus kann sogar als fensterlose Transporter-Ausgabe geordert werden ab vergleichsweise moderaten 29.740 Euro netto (35.390 Euro inklusive Mehrwertsteuer).

Somit zeichnet Volkswagen Nutzfahrzeuge für eines der exotischsten Autos am deutschen Markt verantwortlich: Die Anzahl jener Transport-Vehikel mit dem starken Vierzylinder-Otto dürfte im unteren dreistelligen Bereich rangieren. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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