VW Polo 1,0l BMT: Verzicht als Gewinn

Dreizylinder mit 60 PS

VW Polo 1,0l BMT: Verzicht als Gewinn
Der VW Polo wird nun auch als Benziner sparsamer. © AG/Flehmer

Der geliftete VW Polo kann mit zahlreichen Motoren und Assistenzsystemen bis zum höchsten Komfort vollgestopft werden. Doch schon ein Dreizylinder mit Bluemotion Technology (BMT) und eine geringere Ausstattung reichen dem Kleinwagen vollkommen.

Von Thomas Flehmer

Nach Fastenkuren erfreut sich der Mensch zumeist an einem Mehrwert für sein weiteres Leben und darüber, dass er durch Verzicht hinzugewonnen hat, anstatt andauernd mehr zu sich zu nehmen, als überhaupt nötig geschweige denn gesund ist. Zumeist erweist sich der Verzicht als Gewinn.

VW Polo auch ohne Fahrerassistenten fahrbar

Auch beim gelifteten VW Polo können Sicherheitssysteme aus den höheren Klassen den Komfort vermeintlich anheben. So stehen unter anderem Park-Piloten oder Front Assist mit City-Notbremsfunktion in der Aufpreisliste, die beim getesteten Polo 1,0l in der Basis-Ausstattung "Trendline" fehlen. Doch das ist leicht und locker zu verschmerzen.

Denn sicher können sich Fahrer und Beifahrer auch in dem "karg" eingerichteten Polo fühlen, auch ohne automatische Distanzregelung ACC, Geschwindigkeitsregelanlage, Müdigkeitserkennung und Multikollisionsbremse, die es optional gibt. Aber es fehlt zunächst an nichts, was unbedingt nötig wäre – bis auf eines, das einem nur dann auffällt, wenn es fehlt.

Multifunktions-Lenkrad wäre sinnvolle Ergänzung

Der VW Polo 1,0l BMT kann äußerst sparsam pilotiert werden.
Das Cockpit des VW Polo ist sehr überscihtlich gestaltet AG/Flehmer

Ein sinnvoll eingerichtetes Multifunktions-Lenkrad mit Funktionen für die Telefon-Freisprecheinrichtung sowie die Bedienung von Radio und Navi sollte schon vorhanden sein. Denn die Bedienungsschalter liegen ansonsten zu stark in der Mitte und unten, sodass die Augen das Verkehrsgeschehen nicht mehr abschätzen können.

Ansonsten finden alle Personen in dem 3,97 Meter kurzen Kleinwagen bei einem Radstand von 2,47 Metern genügend Platz und können sich trotz des Verzichts wohlfühlen. Auch reichen 240 Liter Kofferraum aus, um auch noch ein wenig Gepäck mit sich zu führen - auch wenn der neue Mini Fünftürer nun gut 50 Liter mehr aufweist.

VW Polo 1,0l BMT erreicht nach 15,5 Sekunden Tempo 100

Der VW Polo 1,0l BMT kann äußerst sparsam pilotiert werden.
Der Kofferraum des VW Polo bietet 240 Litern Volumen Platz AG/Flehmer

Passend für den Verzicht steht der Basismotor 1,0l Bluemotion Technology (BMT) mit gerade mal 44 kW/60 PS, die vor 20 bis 30 Jahren zum Standard bei Kleinwagen zählten. Und auch 20 bis 30 Jahre später reichen die 60 PS des Dreizylinders – vor allem im Stadtverkehr – vollkommen aus. Die fünf Gänge lassen sich ebenso wie bei einem Sportwagen schnell und knackig einlegen. Der Unterschied ist halt, dass man den fünften Gang schon bald hinter 40 km/h ohne Probleme einlegen kann, wo im Sportwagen vielleicht gerade mal der zweite Gang bemüht wird.

So vergehen 15,5 Sekunden bis Tempo 100, die im Innern des VW Polo aber schneller wahrgenommen werden. Doch ist das mit dieser Motorisierung wirklich nachrangig, ebenso, dass bei 161 km/h schon Schluss ist. Angenehm ist die Fahrweise bei einem Tempo zwischen 120 und 130 km/h, dass in heutigen Zeiten häufig eh nicht überschritten werden darf.

VW Polo 1,0l BMT ab 12.850 Euro

Der VW Polo 1,0l BMT kann äußerst sparsam pilotiert werden.
Rund 2000 Euro sollte man beim VW Polo raufpacken AG/Flehmer

Und viel schöner ist es sowieso, dass durch vorausschauendes Fahren der angegebene Verbrauch von 4,7 Litern tatsächlich erreicht werden kann – was nicht bei vielen Fahrzeugen der Fall ist. Auch hier bedeutet Verzicht also Gewinn.

Und auch der Preis von 12.850 Euro erscheint auf den ersten Blick nicht allzu hoch gegriffen. Doch um mit dem Multifunktionslenkrad Navi oder Radio bedienen zu können, kommen noch einmal knapp 2000 Euro hinzu, dann sind allerdings auch Leichtmetallfelgen und Geschwindigkeitsregelanlage, Handschuhfach mit Kühlmöglichkeit und Klimaanlage "Climatronic" sowie Müdigkeitserkennung und Multifunktionsanzeige "Plus"; Nebelscheinwerfer und Abbiegelicht im so genannten Cup-Paket mit an Bord. Manchmal ist es gar nicht so leicht, Verzicht zu üben. Und abgesehen von der sonst fehlenden Klimaanlage oder dem Radio ist auch nicht jeder Verzicht ein Gewinn.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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