VW Passat Alltrack: Abenteuer mit der Familie

Zwischen Kombi und SUV

VW Passat Alltrack: Abenteuer mit der Familie
Leichtes Gelände bereitet dem VW Passat Alltrack überhaupt keine Schwierigkeiten © VW

Der VW Passat legt in seiner Alltrack-Variante den Abenteuer-Anzug an. Aber auch auf gut asphaltierten Strecken kann der Allradler glänzen.

Wer im übertragenen Sinn abseits der eingetretenen Pfade unterwegs sein will, nimmt nicht unbedingt einen VW Passat. Wer dort im Wortsinn unterwegs sein will, aber durchaus: Nach dem normalen Allrad-Passat hat Volkswagen seit Ende September die neue Generation als Alltrack im Programm. Neben Vierradantrieb bietet die SUV-Variante des Kombi 2,5 Zentimeter mehr Bodenfreiheit und robuste Offroad-Beplankung. Lohnen sich die knapp 3000 Euro Aufpreis?

Zwischen VW Passat und Tiguan

In Zeiten der zunehmenden Besetzung von automobilen Nischen quetscht sich das Kombi-SUV in die Lücke zwischen Passat Variant und Tiguan. Das ist nicht erst seit dieser Generation so und auch keine VW-Erfindung, es steht aber auch der neuen Generation gut zu Gesicht: Überraschend harmonisch passt der Abenteuerlook mit robuster Plastikbeplankung, matt verchromten Außenspiegelgehäusen, Unterfahrschutz, 17-Zoll-Alus und trapezförmigen Endrohren zum schlichten Business-Design des 4,78 Meter langen Kombi.

Optisch hält der Passat sogar eine Überraschung parat – für denjenigen, der im vorausfahrenden Auto am Steuer sitzt und in den Rückspiegel blickt. Hatte die gefällige Front bisher kaum das Potenzial von hinten heranrauschend einen langsameren Verkehrsteilnehmer zum Platzmachen zu bewegen, kommt die neue Ansicht im Rückspiegel des Vordermannes weniger dezent daher. Und in der Alltrack-Variante ist der Auftritt tatsächlich noch einmal präsenter.

VW Passat Alltrack mit Edel-Anmutung

VW Passat Alltrack Cockpit
Premium-Anmutung im Innenraum VW

Darüber hinaus ist der Passat Alltrack – im allerbesten Sinn – ein überraschungsarmes Auto. Die hervorragende Verarbeitungsqualität und Premium-Anmutung im Innenraum der neuen Generation dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Hinzu kommen beim Alltrack Edelstahl-Einstiegsleisten und -Pedalerie, spezielle Dekorteile, Komfortsitze mit Innenwangen aus Alcantara und das Multifunktions-Lederlenkrad. Trotz der Edel-Anmutung hat sich die Mittelklasse ihre Kernkompetenz, die hohe Alltags- und Familientauglichkeit mit ausreichend Platz in Fond und Kofferraum (650-1780 Liter Fassungsvermögen), erhalten.

Gleichermaßen alle Erwartungen erfüllt werden auch beim Fahrgefühl: Hier ist der Alltrack ein echter Passat, ein toller Reisewagen, der souverän abrollt und der bis zu 2,2 Tonnen an den Haken nehmen darf - der sich aber bei Bedarf eben auch agiler bewegen lässt als ein echtes SUV.

VW Passat Alltrack ohne Traktionsprobleme

Gleichzeitig hat man mit der Mittelklasse keine Traktionsprobleme auf Schnee oder in leichtem Gelände, hat sie doch anders als die auf Optik getrimmten „Cross“-Modellen aus anderen VW-Baureihen serienmäßig Allradantrieb. Im Normalfall werden – dem Spritverbrauch zuliebe - nur die Vorderräder angetrieben, bei drohendem Traktionsverlust schaltet eine Haldex-Kupplung die Hinterachse zu. Kombiniert wird der Vierrad-Antrieb mit einem Offroad-Fahrprofil, das der Fahrer wie die bekannten Modi „Eco“, „Normal“ und „Sport“ auf Knopfdruck auswählen kann. Das aktiviert zum Beispiel den Bergabfahrassistent, außerdem lässt sich das Gaspedal feinfühliger dosieren.

Der mittlere Diesel im Testwagen mit 140 kW/190 PS (ab 43.200 Euro) ist mit serienmäßigem Doppelkupplungsgetriebe, 8,0 Sekunden von null auf 100 km/h und 220 km/h Höchstgeschwindigkeit sicherlich der beste Kompromiss im Antriebsportfolio – ohne, dass man tatsächlich Kompromisse machen müsste. Den mit 5,1 Litern angegebenen Normverbrauch verfehlt der Alltrack im Alltag allerdings um mehr als ein Drittel.

VW Passat Alltrack kostet rund 3000 Euro mehr

Der VW Passat Alltrack präsentiert sich mit Offroadoptik.
Der VW Passat Alltrack agiert agiler als ein SUV VW

Womit wir bei den Kosten wären: Mindestens 38.550 Euro teuer ist der höhergelegte Allrad-Kombi mit robuster Beplankung und 110 kW/150 PS. Das sind rund 3000 Euro mehr als der normale Allrad-Variant mit gleichem Motor in der vergleichbaren, mittleren Ausstattung Comfortline kostet. Für etwas mehr Schotter-Tauglichkeit ist das zwar ziemlich viel Schotter. Deutlich weniger Aufpreis verlangen aber auch andere in der Offroad-Kombi-Nische – wie Opel Insignia Sports Tourer oder der neue Volvo V60 Cross Country – nicht.

Es ist also wie so oft im Leben: Wer etwas Besonderes haben will, zahlt einen Zuschlag (gerne). Dementsprechend lohnt sich die Investition für denjenigen, dem ein Kombi zu simpel und ein SUV zu viel Geländewagen ist, der nicht auf das hochbeinige SUV-Fahrgefühl steht, dem aber der Abenteuer-Look gefällt, der sowohl Autobahn als auch Schotterpisten fährt. Oder der im übertragenen Sinn gerne abseits eingetretener Pfade unterwegs ist. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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