VW Golf TSI Bluemotion: Der Dreier zeigt die Harke

Auch für Variant und Sportsvan

VW Golf TSI Bluemotion: Der Dreier zeigt die Harke
Auch beim VW Golf laufen einige Modelle nicht regelkonform. © VW

Mit dem Golf TSI Bluemotion bringt VW den sparsamsten Benziner der Baureihe auf dem Markt. Neben weiteren Kniffen bei der Karosseriekonfiguration beeindruckt besonders der nur ein Liter große Dreizylinder.

Jetzt wird es ernst mit den Ideen zum sogenannten Downsizing. Ein Motor mit nur einem Liter Hubraum macht den VW Golf 204 km/h schnell? Für diese Behauptung wären Visionäre vor vielleicht 25 Jahren noch auf dem virtuellen Scheiterhaufen gelandet. 2015 dagegen markiert die neue Maschine des Wolfsburger Evergreens die Spitze der Entwicklung bei den Davids, die nicht nur beim Schadstoffausstoß manchem Goliath eins auf die Mütze geben. 20.450 Euro kostet der Golf TSI Bluemotion mit dem neuen, aufgeladenen Einliter-Aggregat, ab Ende Juni steht er beim Händler.

Dachspoiler des VW Golf TSI Bluemotion senkt cW-Wert

Der Motor ist außerdem in den Golf-Derivaten Variant und Sportsvan zu haben. Das Beste diesmal nicht zum Schluss sondern gleich zu Anfang: Der TSI verbraucht im Golf 4,3 Liter Benzin auf 100 Kilometern, was einer CO2-Emission von 99 g/km entspricht. Damit schafft er nicht nur deutlich mehr als 1100 Kilometer Reichweite. Sondern gehört ganz klar in die Effizienzklasse A, wo er gemeinsam mit dem TDI Blue Motion und dem Erdgasmotor TGI Blue Motion die Phalanx der ultrasparsamen Verbrennungsmotoren bildet.

Die hohen Fahrleistungen wurden nicht ohne Kniffe bei der Karosseriekonfiguration erzielt. Ein längerer Dachspoiler verbessert den Luftwiderstandsbeiwert ebenso wie die um 1,5 Zentimeter verringerte Bodenfreiheit auf cW 0,28. Die Kühlermaske öffnet bedarfsabhängig, wird wenig Kühlung verlangt, schließen die Jalousien und bieten dem Fahrtwind weniger Angriffsfläche. Dazu steht dieser Golf grundsätzlich auf rollwiderstandsreduzierten Reifen. Die Innenausstattung wurde angepasst, der Touchscreen des Infotainmentsystems kann Spar-Apps zeigen, Internet ist auf Wunsch an Bord, die Koppelung mit Smartphones möglich. Das Start-Stopp-System ist ebenso wie die elektronische Differenzialsperre XDS, die Klimaanlage und Leichtmetallräder serienmäßig.

VW Golf TSI Bluemotion sparsam und agil

Der VW Golf TSI Bluemotion soll sich mit 4,3 Litern begnügen.
Infortainment kann auch für den Spar-Golf geordert werden VW

200 Nm Drehmoment liefert der zur Motorenfamilie EA211 gehörende, nur 89 Kilogramm schwere Turbo-Dreizylinder mit 999 Kubikzentimeter Hubraum bei 2000/min. Das macht den Golf wieselflink und agil, vor allem, weil schon 150 Nm bei 1500/min bereitstehen.

Gerade in Verbindung mit dem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (1875 Euro Aufpreis) spurtet der VW-Bestseller spontan los, vermittelt Leichtigkeit und Fahrspaß. Erstaunlich daran: Der Verbrauch der Automatik-Version ist mit dem der handgeschalteten Sechsgang-Ausführung identisch. Es bleibt bei 4,3 Liter Benzin auf 100 Kilometern.

Kostverächter dank innermotorischer Maßnahmen

Der VW Golf TSI Bluemotion soll sich mit 4,3 Litern begnügen.
VW

Viele innermotorische Maßnahmen machen den Dreizylinder zum Kostverächter. Der im Zylinderkopf integrierte Abgaskrümmer sorgt für schnelles Ansprechen des Turboladers, der Temperaturen von gut 1050 Grad widerstehen muss. Und das baldige Erreichen der Betriebstemperatur der Katalysatorregelung. Im Saugrohrmodul sitzt dagegen der Ladeluftkühler, hier arbeitet er effizienter.

Die Lichtmaschine ist mit einem Freilauf ausgestattet, um Schwung zu nutzen, die Ölpumpe versorgt das Innenleben des Motors sehr variabel, sowohl beim Druck als auch beim Volumen des Schmiermittels. Der Ladedruck wurde im Vergleich zum identischen Treibwerk im Polo und Seat Ibiza um 0,2 auf 1,6 bar angehoben. Dies führt zur Mehrleistung von rund vier kW oder fünf PS, die das Aggregat im kompakten Golf – verglichen mit den Kleinwagenkollegen - als Zusatzleistung anbietet.

Sehr ruhiger Dreizylinder des VW Golf TSI Bluemotion

Ein VW TSI Bluemotion
Den angegebenen Verbrauchswert schafft der Golf auch im Alltag fast VW

Der Turbodreizylinder begeistert außerdem mit einem überraschend ruhigen und leisen Lauf. Wer jetzt auf eine Ausgleichswelle tippt, liegt falsch. Die würde das Gewicht erhöhen und vor allem mit höheren Reibungswiderständen die Sparbemühungen teils egalisieren. Statt derer arbeitet der Motor mit einer Riemenscheibe, die mit einem Torsionsschwingungsdämpfer gekoppelt ist. Die wirkt mit einer gewollten Unwucht, die durch ungleich verteilte Materialaussparungen in der Scheibe erreicht wird, den Vibrationen der Maschine präzise entgegen. Der Dreizylinder klingt kraftvoll aber nicht laut, dreht mit großer Hingabe bis in höchste Höhen und ist dabei leiser als manch ein Vierzylinder-Aggregat.

Der Dreitopf unter der Golf-Haube ist einer der angenehmsten Motoren dieser Hubraumklasse und Bauart. Wobei Art hier durchaus als Kunst verstanden werden darf. Dass er nicht nur auf dem Papier und auf dem Prüfstand exzellente Ergebnisse erreicht, belegte eine Fahrt rund um Amsterdam. Zugegeben: Hier hält sich jeder stramm ans Tempolimit, weil an jeder Ecke Radarfallen lauern. Und schneller als 130 km/h geht es sowieso nicht. Dennoch zeigte die „Vier“ vor dem Komma des durchschnittlichen Verbrauchswerts im Bordcomputer, dass manch übermütiger Zwischenspurt einem ausgeprägten Sparwillen nicht entgegenstehen muss. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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