VW Cross Caddy: Geschminkter Lastenesel

3800 Euro Aufpreis

VW Cross Caddy: Geschminkter Lastenesel
VW Cross Caddy neu © VW

Trotz des Namenszusatzes ist der VW Cross Caddy nicht für Geländefahrten geeignet. Dabei würde der Hochdachkombi der Nutzfahrzeugsparte aus Hannover selbst im Matsch noch auffallen.

Hochdachkombis zeichnen sich weder durch eine aufregende Linienführung noch durch ein besonders sexy Image aus. Die kastenförmigen Fahrzeuge sind vor allem praktisch und als Pkw-Versionen besonders bei Familien oder Freizeit-Aktivisten beliebt. Der VW Caddy ist da keine Ausnahme. Die seit gut einem halbem Jahr verfügbare Ausstattungsvariante Cross will das Ansehen dieser Fahrzeuggattung nun ein wenig aufpeppen. Wir testeten den fünfsitzigen Cross Caddy mit dem 103 kW/140 PS starken 2,0-Liter-Diesel.

Happiger Aufpreis für VW Cross Caddy

Eins vorweg: Der Cross Caddy ist nichts für Menschen, die gerne beim Geldausgeben knausern oder unauffällig im Straßenverkehr unterwegs sind. Rund 3800 Euro Aufpreis zum vergleichbaren Caddy (Trendline-Ausstattung) ruft die Nutzfahrsparte von VW für den geschönten Nützling auf. Bevor nun beim Lesen ob des happigen Preisaufschlags der Atem stockt oder sogar aussetzt: Es gibt schon einige schicke Extras fürs Geld. Dazu zählen schwarze Radlaufblenden, ein silberner Unterfahrschutz für Front und Heck, Privacy-Verglasung, eine silberfarbene Dachreling sowie markante 17-Zoll-Felgen.

Als weitere Cross-Zutaten seien zur Atemfrequenzberuhigung aufgezählt: Lederlenkrad, eine verstellbare Mittelarmlehne, Chromzierrat, für den Fahrer- und Beifahrerplatz Sitzheizung und Lordoseunterstützung, Berganfahrassistent sowie Tagfahrlicht und Nebelscheinwerfer. Eine Klimaanlage (1400 Euro) oder Parksensoren (730 Euro) müssen allerdings noch gesondert überwiesen werden. Damit sprengte unser Testfahrzeug (ab 28.852 Euro) die 30.000 Euro-Marke ohne Probleme.

VW Cross Caddy in Grün sehr auffällig

Unser Testfahrzeug leuchtete in der Metallicfarbe Viperngrün - man ahnt es schon, weitere 600 Euro werden fällig. Mit dieser Farbe hebt man sich aber garantiert aus der Masse der meist silbergrauen Caddys ab, und sie hilft, das Fahrzeug auf dem Supermarkparkplatz sofort zu entdecken. Man kommt nebenbei mit wildfremden Menschen in Kontakt, denen die Farbe aufgefallen ist. Ob immer positiv? Nun ja, die einen sagen so, die anderen so. Die kommunikationsfördernde Farbe setzt sich auch im Innenraum fort. Die Sitzbezüge sowie die Türverkleidungen sind zweifarbig in grün-anthrazit gehalten.

Ob man nun die Cross-Details benötigt, sei dahingestellt. Die inneren Werte des Caddy sind dagegen einfach überzeugend. Hinter der weit aufschwingenden Heckklappe (Achtung schwer!) tut sich ein riesiger Schlund auf. Schon in der Grundstellung weist er 750 Liter Ladevolumen aus. Hier muss man keine Angst haben, seine Einkäufe oder das Urlaubsgepäck nicht unterzukriegen. Benötigt man noch mehr Raum, lässt sich nicht nur die Rückenlehne umlegen, sondern die zweite Sitzreihe auch nach vorne klappen. Die zwei seitlichen Schiebetüren sind ebenfalls praktisch. Die Verarbeitung und die Materialien erwecken den Eindruck, dass auch robuste Umgangsformen dem Interieur so schnell nicht schaden können.

Nutzfahrzeug-Gene im VW Cross Caddy sichtbar

Der VW Cross Caddy ist nicht gerade unauffällig unterwegs.
Weniger Komfort im VW Cross Caddy VW

Für den Vortrieb sorgte in unserem Testwagen der bekannte 2,0-Liter-Diesel mit 103 kW/140 PS. Der mitunter rau klingende Selbstzünder hat keine Probleme, das kleine Transportwunder in angemessener Zeit (10,5 Sekunden) auf Tempo 100 zu beschleunigen. Man kommt flott vom Fleck und auch auf der Autobahn ohne Mühen im Verkehrsfluss mitschwimmen (Vmax: 186 km/h). Bei gelassener bis nicht ganz langsamer Fahrweise fließen durchschnittlich 7,5 Liter durch die Leitungen, knapp 1,5 Liter mehr als der Normwert vorgibt.

Nicht verleugnen kann der Caddy allerdings die Nutzfahrzeug-Gene wenn es um das Thema Komfort geht. Zwar sind beispielsweise die Sitze ordentlich, sie kommen aber nicht an die Qualität der von Volkswagen gewohnten Pkw-Stühle heran. Auch die Hinterachse agiert weit weniger geschmeidig, wenn es um das Befahren schlechterer Streckenabschnitte geht, als die im zivilen Schwestermodell Touran. Das ist nicht wirklich gravierend, schmälert aber den Langstreckenkomfort deutlich. Aber als Dauerläufer wird der Caddy wohl eher weniger gekauft. Seine Domäne ist der Familientransport von A nach B und der funktioniert reibungslos.

Ob Cross oder nicht Cross: Der Caddy beeindruckt vor allem mit seinen praktischen Seiten. Übrigens: Wer zu kommunikationsanregenden Farben neigt, kann auch das normale Modell in auffälligen Lacktönen bestellen. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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