Pickups kommen in deutschen Landen selbst nach der Markteinführung des VW Amarok nicht aus dem Nischendasein heraus. Dabei kann der Lastesel aus Hannover vor allem in ländlichen Gegenden punkten.
Wer in den ländlichen Regionen Deutschlands wohnt und ein wenig Grundstücksfläche sein eigen nennt, hat auch einen Traktor samt Anhänger oder wenigstens einen Pkw-Anhänger. Schließlich will Werkzeug und allerlei Nützliches für Hof und Garten transportiert werden. Wer in den ländlichen Regionen Amerikas - gleich ob Nord- oder Süd- wohnt, fährt Pickup. Der hat gegenüber den deutschen Transportlösungen Vorteile. Welche, haben wir im Alltagstest eines VW Amarok herausgefunden.
VW Amarok scheitert am Biertisch
Zur Probe trat der Amarok mit Pritsche und Allradantrieb als Zweisitzer an. Diese Daseinsform des Pickups ist gänzlich unverdächtig, dem Lifestyle zu frönen. Bietet sie doch zuallererst reichlich Ladefläche. Immerhin 2,20 Meter in der Länge und 1,62 Meter in der Breite misst diese im Falle des Hannoveraners. Für Passagiere bleibt entsprechend wenig Raum, neben dem Fahrer darf genau ein Helfer platznehmen, wenn es zum Einsatz geht.
Der bestand unter anderem darin, handelsübliche Biergarnituren von A nach B zu bringen und offenbarte eine unerwartete Schwäche des bulligen Volkswagens. Just das Standardmaß eines deutschen Biergarnitur-Tisches passte nicht hinten drauf, ohne das die Klappe offenbleiben musste. Es fehlten vielleicht zwei Zentimeter. Dafür gibt es Abzüge in der B-Note und hämische Kommentare von der Traktorfraktion, die derlei Transportprobleme nach Art des Agronomen mit offenem Hänger löst und sich mangels Tempo nicht mal um die Sicherung des Transportgutes kümmern muss.
VW Amarok ideal bei Sperrgütern
Seine Vorteile spielt der Amarok dann aus, wenn es um Wendigkeit und Geschwindigkeit geht. Mal eben ins Gartencenter, säckeweise Rindenmulch holen, kein Thema, schnell erledigt, weil man auf dem normalen Parkplatz trotz der durchaus imposanten Länge von 5,24 Metern mit einer Parkbucht auskommt und keinen Anhänger benötigt. Das sonst lästige Rangieren entfällt ebenfalls, was alleine schon ein Grund sein könnte, Pickups als Transportmittel häufiger einzusetzen.
Für alles was groß, schwer und sperrig ist, entpuppte sich der Amarok als ideales Transportmittel. Schwieriger wird es, mal eben in den Supermarkt zu fahren oder aus dem Getränkemarkt ein wenig Bier für die arbeitende Bevölkerung herbeizuschaffen. Es mangelt an Platz im Inneren. Während man die Bierkisten noch auf die Pritsche stellen kann, ist das mit Einkaufstüten, Kartons und ähnlichem eher unpraktisch. Zudem bedarf es einer zusätzlichen Sicherung mit Spanngurten, damit die Kisten nicht jede Kurvenfahrt zum Vagabundieren nutzen. Da verliert der Pickup gegenüber einem herkömmlichen Kombi und SUV.
Kräftiger Diesel des VW Amarok
Das alles gilt unisono für praktisch jeden Pickup in Deutschland, wobei wir die Biertisch-Kompatibilität nur in diesem Fall ausprobiert hatten. Was den Amarok von seinen Wettbewerbern unterscheidet, ist die Herkunft. Wo VW draufsteht ist auch VW drin. Man nimmt Platz und findet sich sofort zurecht. Weder die Bedienung des Allradsystems noch des Navis wirft irgendwelche Fragen auf und man sitzt auch mit langen Beinen ausgesprochen kommod.
Auf der Autobahn kann man das Arbeitsgerät notfalls auch mit gut 180 km/h bewegen. Der 132 kW/180 PS starke Diesel hat ordentliche Kraftreserven und begnügt sich meist mit Verbrauchswerten um neun Liter. VW verspricht einen weniger. Warum ein solches Fahrzeug unbedingt ein feines Lederlenkrad braucht, erschloss sich uns nicht. Das scheint für den berufsmäßigen Umgang, der ja eher Outdoor-Aktivitäten der schmutzigen Art zu Grunde legt, doch eher zu empfindlich.
VW Amarok knackt schnell 30.000 Euro-Marke
VW verlangt für den Amarok als Zweisitzer 28.453 Euro. Mit ein paar Extras wie dem Navi (1200 Euro), einer mechanische Differenzialsperre hinten (690 Euro), Klimaanlage (1340 Euro) ist die 30.000-Euro-Grenze schnell geknackt. Wer mit weniger Leistung auskommt, könnte unter Verzicht auf 40 PS rund 2000 Euro sparen. Legte man einen ähnlichen Betrag drauf, gäbe es die praktische Doppelkabine dazu.
Der Bürgermeister unserer kleinen Gemeinde wäre übrigens nicht abgeneigt, einen Pickup für kommunale Transportlösungen anzuschaffen, aber seine Räte fahren lieber Traktor. Die Macht der Gewohnheit. (SP-X)