VW Fox gegen VW Polo: Eine Frage des Geschmacks

In den Basisversionen des Fox wie auch beim Polo arbeitet der gleiche Motor. Beide VW-Modelle zeigen aber völlig unterschiedliche Charakteristiken.

Dorothea Jantschke und Michael Langenwalter

In den vergangenen Jahren haben sich die Wertigkeiten bei Volkswagen deutlich verschoben. Immer größer, immer stärker und immer teuer lautete die Devise der Wolfsburger. Am deutlichsten wurde diese Entwicklung beim Verkaufsschlager Golf. Der ist inzwischen in Kategorien angelangt, bei denen man nicht mehr von einem Modell für die breite Masse sprechen kann. Seine alte, eigentliche Marktpositionierung wird inzwischen vom jetzt runderneuerten Polo eingenommen. Der Polo ist den älteren Golfmodellen nicht nur beim Preis, sondern auch in Sachen Fahrzeuggröße ebenbürtig geworden.

Am unteren Ende der Preisskala hatte es VW dagegen lange Zeit versäumt, ein günstiges Einstiegsmodell nachzuschieben. Mit dem aus Brasilien importierten Kleinwagen Fox findet sich endlich ein Modell der 9000-Euro-Preislage im Angebot. Das Basismodell verzichtet freilich auf jede Art von Komfort. Annehmlichkeiten muss man zukaufen. Doch das treibt den Preis nach oben. Der Basis-Polo ist mit einem Einstiegspreis von 11.250 Euro allerdings deutlich teurer.

Motor tut sich im Polo schwer

Der 1.2-Liter-Motor, hier im Polo. Foto: Werk

Den Grundversionen des Fox und des Polo gleich ist das 1.2-Liter-Aggregat. Der Motor selbst kommt trotz seiner nur 40 kW/55 PS überraschend gut mit dem etwas über eine Tonne schweren Fox zurecht. Beim Anfahren an der Ampel kann der Kleinwagen locker mit den anderen Fahrzeugen mithalten. Sofern man die Gänge ausfährt, sprich hoch dreht und spät schaltet.

Das selbe Aggregat tut sich beim etwas schwereren Polo mit den zusätzlichen Gewicht merklich schwerer. Für riskante Überholmanöver ist der Motor einfach zu schwach und nicht spritzig genug. Immerhin überzeugt auch beim größeren VW das Fünfgang-Schaltgetriebe mit den kurzen Schaltwegen. Dieses ist beim Fox Standard. Als Optionen beim Polo stehen eine Vierstufen-Automatik und ein Sechsgang-Schaltgetriebe zur Wahl.

Deutlich komfortabler geht es beim Polo auch beim Fahrwerk zu. Hier werden die Insassen bei Querrillen nicht so durchgeschüttelt wie beim Fox. Der Brasilien-Import gibt die Schläge nahezu ungefiltert weiter. Beim Rangieren ist hier pure Kraft gefragt - eine Servolenkung kostet Aufpreis. Bei beiden Modellen ist die Lenkung erfreulich direkt eingestellt. Auch bei den Bremsen gibt es keine Beanstandungen.

Fox bietet große Kopffreiheit

Der Fox ist verhältnismäßig hoch. Foto: Werk

Von der Größe her nehmen sich beide Modelle nicht viel. Der Polo ist mit 3,91 Metern acht Zentimeter länger als der Fox, der wiederum mit 1,54 Metern deutlich höher ist (Polo 1,46) und damit eher an einen Mini-Van erinnert. Im Innenraum bieten beide Modell reichlich Platz. Wobei rein gefühlsmäßig der Fox dank der enormen Kopffreiheit sogar das bessere Raumkonzept bietet.

Mit der um 15 Zentimeter verschiebbaren Rücksitzbank (kostet natürlich Aufpreis) können beim Fox auch Passagiere im Fond ihre Beine bequem unterbringen, was im Polo Standard ist. Freilich schrumpft der Kofferraum dann auf 260 Liter Inhalt. Der Polo bietet zehn Liter mehr. Im Maximalfall stehen hier bei nach vorn geklappter Rückbank 1030 Liter (Fox 1016 Liter) zur Verfügung.

Hochwertiger Polo-Ausstattung

Freilich gibt sich der Polo rein optisch kaum mehr als Kleinwagen. Die sich stark verjüngende Front zeigt nun das neue VW-Markengesicht mit dem großen Kühler. Auch die Scheinwerfer machen in Sachen Design deutlich mehr her als der etwas biedere wirkende kleinere Konzern-Bruder. Auch der Innenraum wirkt höherwertiger als beim von Plastik dominierten Fox-Interieur. In der Basis-Ausstattung hebt sich der Polo deutlich ab. Zentralverriegelung und elektrische Fensterheber gibt es beim Fox nicht ab Werk. Bei der Sicherheitsausstattung macht VW aber keine Kompromisse. Front- und Seitenairbags sowie ABS sind Standard, ESP kostet jeweils Aufpreis.

Qual der Wahl

Die Wahl zwischen Fox und Polo ist letztlich eine reine Geschmacksfrage. Der dynamisch wirkendere Polo ist eine Alternative für jene preisbewusste Käufer, denen der Fox zu kantig und zu bieder erscheint. Der Polo bietet deutlich mehr - selbst eine Reifendruckkontrolle ist auf Wunsch erhältlich - und kommt komfortabler und unaufdringlich daher.

Für einen echten Volks-Wagen ist dies freilich eine Nummer zu groß. Dazu könnte jetzt der Fox werden. Der hat alles, was tatsächlich auch notwenig ist - aber auch nicht mehr.

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