Volvo S60: Schmerzloser Abschied

Neuer Vierzylinder-Diesel im Einsatz

Volvo S60: Schmerzloser Abschied
Der Volvo S60 verfügt über einen edlen Auftritt. © Volvo

Volvo nimmt die Fünf- und Sechszylindermotoren aus dem Programm. Doch der schon im S60 verbaute Vierzylinder-Diesel lässt überhaupt keine Wehmut aufkommen.

Volvo verabschiedet peu à peu seine Fünf- und Sechszylinderaggregate in den Ruhestand und arbeitet an einer neuen 2,0-Liter-Vierzylinder-Motorenfamilie. Diese deckt bei den Benzinern ein Leistungsspektrum von 103 kW/140 PS (T2) bis 225 kW/306 PS (T6) ab, die Dieselpalette reicht vom D2 mit 88 kW/120 PS bis zum 165 kW/225 PS starken D5. Der Anfang 2015 debütierende neue XC 90 ist das erste Modell, das ausschließlich mit den von den Schweden selbst entwickelten Triebwerken vorfährt – inklusive der Allradvarianten.

Runderneuerung bei Volvo 60er-Familie folgt später

Die beliebte 60er Familie (S60, V60, XC60) muss noch ein wenig auf ihre Runderneuerung (2016/17) warten, steht jedoch seit Anfang des Jahres optisch und technisch verjüngt bei den Händlern. Herzstück der Überarbeitung war die Implantierung von drei der neuen Motoren für den Frontantrieb. Zum Einsatz kommen nun hier der T6-Benzinmotor mit Kompressor- und Turboaufladung, der T5-Benziner mit 180 kW/245 PS sowie der doppelaufgeladene D4-Diesel mit 133 kW/181 PS.

Letzterer erfüllt wie die neuen Ottomotoren die Abgasnorm Euro 6 und will sich als besonders sparsam profilieren. Ein Blick auf die Verbrauchswerte der Mittelklasse-Limousine S60 macht es deutlich: Trotz eines Leistungszuwachses im Vergleich zum bisherigen D4 um fast 20 PS sank der Verbrauch um 12 Prozent. So nimmt sich der aktuelle Selbstzünder im S60 durchschnittlich 3,8 Liter (CO2-Ausstoß 99 g/km) je 100 Kilometer, in der Version mit der ebenfalls neuen Achtgang-Automatik fließen im Schnitt 4,2 Liter durch die Leitungen (109 g/km). Im Kombi V60 sind es nur jeweils 0,1 Liter mehr.

Verändertes Einspritzverhalten der neuen Volvo-Motoren

Möglich werden diese guten Werte durch ein geändertes Einspritzverfahren. Volvo nennt es i-ART-System ("Intelligent Accuracy Refinement Technology"). Statt eines einzigen Drucksensors in der Kraftstoffleitung verfügt jedes Einspritzventil über einen eigenen kleinen Sensor. So wird gewährleistet, dass jeder Zylinder mit der richtigen Kraftstoffmenge und dem optimalen Einspritzdruck versorgt wird.

Soweit die Theorie: Kurven und bergige Straßen ließen bei ersten Testfahrten die Freude am Gasgeben überwiegen. 400 Nm unterstützen diese von rationalen Sparsamkeitsgründen unbeschwerte Haltung, die souverän und unaufdringlich agierende Achtgang-Automatik tat ihr Übriges, nicht ständig an den Verbrauch zu denken.

Segeln mit dem Volvo S60

Der Volvo S60 ist auch mit nur vier Zylindern sehr spritzig.
Der Volvo S60 verfügt über eine edle Seitenlinie Volvo

So wurde auch nicht die Eco+-Funktion aktiviert. Diese steht bei der Achtgang-Automatik zur Verfügung und kann über einen Schalter an der Mittelkonsole eingeschaltet werden. Nutzt man sie, werden Motorsteuerung sowie Schaltpunkte für eine zurückhaltende, sparsame Fahrweise angepasst sowie die Leistung der Klimaanlage reduziert. Außerdem kann man hier die Segelfunktion nutzen, also entkoppelt vom Antriebsstrang die Bewegungsenergie des Fahrzeugs nutzen. Damit lässt sich sicherlich der eine oder andere Zehntelliter Treibstoff sparen, so dass man mit ein wenig fahrerischer Mithilfe die von uns ermittelten Werte von 6,5 Litern leicht unterbieten kann.

Der D4 wird sicherlich dazu beitragen, dass der Selbstzünderanteil innerhalb des schwedischen Portfolios weiter steigt (zurzeit 92 Prozent) und das Abschiednehmen vom bisherigen Fünfzylinder-D5 nicht schwer fällt.

Volvo S60 ab 34.750 Euro

Der Volvo S60 ist auch mit nur vier Zylindern sehr spritzig.
Schicker Innenraum des Volvo S60 Volvo

Die neue Achtgang-Automatik kostet übrigens in der Limousine 2250 Euro Aufpreis, so dass sich deren Grundpreis für die D4-Version auf 36.000 Euro beläuft. Zur Freude der Händler bleibt es bekanntlich selten bei der Basisversion. Unser Fahrzeug in der Top-Ausstattung Summun (ab 43.330 Euro) lässt nicht viele Wünsche aus der Preisliste offen und beinhaltet unter anderem 17-Zoll-Leichtmetallfelgen, Leder, Geschwindigkeitsregelanlage, digitale Instrumentierung, Frontscheibenheizung und eine Musikanlage. Volvo hat zudem das Infotainment-System Sensus Connect sowie das Navigationssystem samt Bedienung und Konnektivität überarbeitet und aktualisiert.

Die Innenausstattung mit der freischwebenden Mittelkonsole wirkt übrigens auch nach vierjähriger Bauzeit immer noch schick. Das Platzangebot ist gut – nur bei Fahrten in den Urlaub gilt es den recht kleinen Gepäckraum (380 Liter) rechtzeitig mit den Kofferstückzahlwünschen in Einklang zu bringen.

Sicherheitsbewusste Fahrer können jedoch aus dem Vollen schöpfen. So bietet das Fahrerassistenz-Paket Pro (2150 Euro ein Geschwindigkeits- und Abstandsregelsystem mit Bremsassistenten samt Fußgänger- und Fahrradfahrererkennung, Toter-Winkel-Helfer, Spurwechsel-Warner, Driver Alert System mit Warnung bei Übermüdung oder unbeabsichtigtem Verlassen der Fahrspur, Verkehrszeichenerkennung sowie einen Stauassistenten für automatisches Bremsen und Beschleunigen im Stop-and-Go-Verkehr bis 30 km/h. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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