Toyota Yaris GRMN: Meister des Nürburgrings

Toyota Yaris GRMN: Meister des Nürburgrings
Der Toyota Yaris GRMN ist das Topmodell der Baureihe. © Toyota

Die Toyota Yaris GRMN-Edition ist mit über 200 PS unterwegs. Damit setzen die Japaner ihrem Kleinwagen eine sportliche Krone auf, die ihn zum Spaßmobil machen. 

Der Yaris GRMN markiert damit die Spitze der Kleinwagenbaureihe und will die Rallye-Gene des WRC-Modells auf die Straße bringen. Das tut er mit reichlich Selbstbewusstsein, schließlich müssen für diesen Yaris mit 212 PS Leistung auch satte 30.900 Euro auf den Tisch gelegt werden – oder besser mussten, denn alle 108 für Deutschland vorgesehenen Exemplare sind laut Toyota bereits verkauft.

Was aber heißt denn nun GRMN? GR steht für Gazoo Racing, ein Label, unter das Toyota sein gesamtes Motorsport-Engagement gepackt hat, von der Rallye-Dakar, über Le Mans bis zur WRC, in der die Japaner seit der vergangenen Saison wieder ins Geschehen eingreifen. Die beiden Buchstaben werden uns in Zukunft öfter begegnen, der Hersteller plant eine ganze Reihe von Sportmodellen mit diesen Insignien aufzulegen – vom GR S, der nur optische Akzente setzt, über ein GR-Modell mit moderatem Tuning bis zum Top-Modell, eben jenem GRMN, den es im kommenden Jahr auch vom Auris geben wird.

Yaris mit 1,8 Liter Vierzylinder

Natürlich gibt es im Toyota Yaris auch Sportsitze. Foto. Toyota

Und hinter dem Zusatz MN versteckt sich die nicht minder selbstbewusste Bezeichnung „Meister of Nürburgring“. „Meister“ und nicht „Master“, weil es der deutsche Begriff inzwischen als Lehnwort ins Japanische geschafft hat, und „Nürburgring“, weil der Top-Yaris und auch seine noch folgenden Kollegen eben dort entwickelt und abgestimmt werden.

Abstimmungsarbeit hatten die Ingenieure reichlich, im Yaris GRMN kommen nicht nur ein neues Fahrwerk mit Sportstoßdämpfern von Sachs und eine Advics-Bremsanlage zum Einsatz, die es so im Serien-Kleinwagen nicht gibt, sondern vor allem auch ein neues Aggregat. Zwar ist der 1,8-Liter-Vierzylinder im Hause Toyota ein alter Bekannter, seinen Weg in den Yaris hatte er bislang aber noch nicht gefunden. Unter anderem tat der Motor bisher im Corolla TS seinen Dienst – und er wird an Lotus geliefert. Die Engländer rüsten ihn mit einem Kompressor auf und packen ihn in die Elise. Genau diese Kombi hat es den Toyota-Ingenieuren angetan, die für den Yaris GRMN das aufgeladene Aggregat kurzerhand von der Insel zurück importieren.

Mit Kompressor-Hilfe entlocken die Motorenbauer dem kleinen Triebwerk knackige 212 PS, die sogar den hiesigen Platzhirsch unter den Power-Zwergen auf die Plätze verweist: der VW Polo GTI kann „nur“ mit 200 PS wuchern. Dazu kommt, dass der Toyota mit einem äußert geringen Kampfgewicht antritt, gerade mal 1135 Kilogramm bringt der 3,95 Meter lange Yaris auf die Waage. Mitbewerber wie der erwähnte Wolfsburger, der Renault Clio RS oder der Peugeot 208 GTi müssen zum Teil sogar deutlich mehr Last schleppen.

Yaris in 6,4 Sekunden auf Tempo 100

Ein kleiner Heckspoiler sorgt beim Toyota Yaris für bessere Traktion. Foto: Toyota

Kein Wunder also, dass der GRMN beim Hunderter-Sprint die Nase vorn hat: 6,4 Sekunden lautet die offizielle Angabe; es gab aber schon mehrere Fahrer, die noch das ein oder andere Zehntel mehr – oder besser weniger – rausholen konnten. Die größte Hürde dürfte dabei sein, den Schalthebel ausreichend schnell durch die Gasse flitzen zu lassen, das vom Auris adaptierte Getriebe könne nämlich ruhig etwas geschmeidiger flutschen und auch die Schaltwege selbst dürfte kürzer ausfallen.

Abgesehen davon gibt’s nur wenig auszusetzen: Dank der Kompressor-Aufladung hängt der 1.8er direkter am Gas als seine Turbo-Kollegen und schiebt den Yaris gleichmäßig und nachdrücklich an. Damit er richtig gut klingt, muss man die Gänge allerdings weit ausdrehen, erst ab rund 4000 Touren surrt der Vierzylinder richtig schön kernig – das aber werden wohl die meisten GRMN-Fahrer ohnehin tun. Um frühzeitig hochzuschalten und gemütlich dahin zu rollen, hätte man schließlich auch einen seiner deutlich günstigeren Brüder kaufen können – der Standard-Yaris ist ja für unter 13.000 Euro zu haben.

Sportfahrwerk mit genug Komfort

Aber: Wenn doch einmal die Oma mitfährt, braucht niemand den nächsten Bandscheibenvorfall fürchten. Das Sportfahrwerk ist zwar kompromisslos genug, um richtig flott ums Eck zu preschen und der von der straffen Lenkung vorgegebenen Linie treu zu folgen, bietet aber immer noch genug Komfort, um den Yaris auch im Alltag schmerzfrei bewegen zu können. Pein könnte großen Fahrer eher die Sitzposition bereiten: Das serienmäßige Sport-Gestühl ist eher auf niedrige BMI-Werte zugeschnitten und der sehr geringe Verstellbereich des Lenkrads macht es Nicht-Norm-Fahrern schwer, die richtige Sitzposition zu finden.

Apropos Lenkrad: Das stammt aus dem Toyota-Coupé GT86 und bildet zusammen mit den Sportsitzen und den neu gestalteten Instrumenten die einzigen GRMN-Akzente im Innenraum. Von außen erkennt man den Sport-Yaris an rot-schwarzen Aufklebern, einem Heckflügel – der allerdings nicht ganz so groß ist, wie bei den Rallye-Autos – und am mittigen Endrohr, durch das laut Norm 170 Gramm CO2 pro Kilometer geblasen werden, was einem Verbrauch von 7,5 Litern entspricht; den Bordcomputer in den zweistelligen Bereich zu treiben, ist allerdings überhaupt kein Problem. (SP-X)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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