Toyota RAV4: Auf dem Weg zur Volljährigkeit

Der Toyota RAV4 gilt als Begründer des SUV-Segments. Zwölf Jahre nach der ersten Geburt soll die dritte Generation den Offroader wieder an die Spitze der Klasse zurückführen.

Von Thomas Flehmer, Cascais

Toyota schickt die dritte Generation des RAV4 mit hohen Erwartungen ins Rennen. Der Enkel des Großvaters des SUV-Segments, der vor zwölf Jahren die neue Klasse begründete, soll die Ehre des Vorgängers wieder zurechtrücken. Mit Änderungen an Design, Karosserie, Sitzkonzept und Motor soll der neue RAV4 wieder die Vorherrschaft in der Klasse übernehmen, die in Deutschland der BMW X3 inne hat. «Der neue RAV4 bietet beste Voraussetzungen, den Führungsanspruch zu unterstreichen», sagte Toyota-Produktmanager Felix Büttner bei der Präsentation im portugiesischen Cascais.

Zahmer Benziner

Das ist auch nötig, denn der RAV4 ist neben dem Corolla das Einstiegsmodell für neue Kunden des japanischen Autoherstellers. Bisher wurde der RAV4 weltweit zwei Millionen Mal verkauft, 120.000 Abnehmer fanden sich in den letzten zwölf Jahren in Deutschland. Toyota gibt dem ehemaligen Marktführer im Segment nun Zeit, den Rückstand zum deutschen Konkurrenten aufzuholen und die Spitze wieder zu erobern. 18.000 Stück sollen von dem ab 4. März bei den Händlern stehenden SUV in diesem Jahr noch verkauft werden, BMW konnte 2005 22.000 Einheiten absetzen.

Ein wenig Zeit benötigt zumindest noch der Benziner. Zwar bekam der 2.0 VVT-i 112 kW/152 PS und ein maximales Drehmoment von 194 Nm zugeteilt. Doch nicht nur im Gelände, sondern auch auf den portugiesischen Küstenstraßen merkte man die Pferdestärken des 1,6 Tonnen schweren Gefährts kaum. Etwas zäh kam die Leistung in die Gänge.

2.2 D-Cat der Hoffnungsträger

Der Motor des D-Cat Foto: Werk

Apropos Gänge: Der Benziner ist lediglich mit einem Fünf-Gang-Schaltgetriebe beziehungsweise mit einer Vier-Gang-Automatik ausgestattet. Bei schnellerem Tempo wird der sechste Gang doch arg vermisst. Das macht sich auch im Innenraum bemerkbar. Der VVT-i ist lauter als das Spitzenmodell, der 2.2 D-Cat-Diesel. Doch Toyota wird dem Benziner keinen sechsten Gang spendieren. Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass sich eh nur rund 15 Prozent für den Ottomotor entscheiden, lautet die Begründung.

Während der Benziner also kaum in den Kampf um die Marktführerschaft eingreift, liegt die Verantwortung auf dem 2.2 D-Cat. Und hier kann Toyota voll punkten. Die 130 kW/177 PS kommen voll zur Geltung. 200 km/h Höchstgeschwindigkeit und ein Drehmoment von 400 Nm bei 2000 U/min sind gute Werte. Allerdings fällt die Nm-Kurve bei höheren Umdrehungszahlen doch schnell wieder ab. Doch ein Geländewagen soll ja eigentlich nicht auf Autobahnen glänzen, obwohl der Sprint von Null auf 100 in 9,3 Sekunden ganz ordentlich ist.

Variabler Allradantrieb

Übersichtliches Cockpit Foto: Werk

Doch nicht nur bei der Motorleistung verspricht der D-Cat, der bereits auch schon im Avensis und Corolla Verso eingesetzt wird, viel Freude. Der serienmäßige Partikelfilter ist laut Toyota der Sauberste seiner Klasse. Und auch der Verbrauch kann sich sehen lassen. Toyota spricht von sieben Litern. Möglich macht das ein integriertes Fahrdynamik-System, dass alle Sicherheits- und Fahrassistenten untereinander verbindet.

So wirkt der Allradantrieb variabel. Je nach Straßenlage verteilt er den Antrieb zischen 100:0 und 55:45 Prozent zugunsten der Vorderachse. Auch die elektrische Servolenkung, die auch beim neuen Prius mitlenkt, greift in komplizierten Situationen helfend ein. Berganfahr- und Bergabfahrkontrolle sind besonders für die Geländefahrer eine wichtige Hilfe. ESP und Antischlupfregelung sind selbstverständlich, ein Schleudertraumaschutzsystem hilfreich. «Die dritte Generation ist mehr als nur ein neuer RAV4», sagt Büttner zurecht, «der neue RAV4 setzt da an, wo der aktuelle aufgehört hat.»

Komfort im Innenraum

Wertiger Inneraum Foto: Werk

So hat sich auch im Innenraum einiges im Vergleich zum Vorgänger getan. Hier sind die Materialen wertiger. Und der neue RAV ist nach zwölf Jahren weiter gewachsen: 130 Millimeter in der Länge, 80 Millimeter in der Breite, fünf Millimeter in der Höhe. Der um 70 Millimeter auf 2,56 Meter gewachsene Radstand bietet mehr Platz. Auch der Einstieg wurde erleichtert, da auf den Dreitürer verzichtet wurde.

Das Easy-Flat-System bietet zudem eine bis zu 1.50 Meter lange ebene Ladefläche und somit bis zu 1752 Liter Stauraum. Die Rückenlehnen im Fond lassen sich bis zu 30 Prozent nach hinten klappen, so dass auch dort bequem eine Reise angetreten werden kann. Lediglich die Sitze geben für einen Geländewagen etwas zu wenig Seitenhalt - für die Autobahn ist es ausreichend, im Gelände werden die Insassen doch sehr hin und her geschüttelt.

Preisannäherung an BMW

Die Rückfahrkamera Foto: Werk

Trotzdem ist der neue RAV4 gut gerüstet, die Vorherrschaft wieder zu erlangen. Preislich allerdings nähert sich der Offroader dem Konkurrenten aus Bayern aber an. Die 25.700 Euro Einstiegspreis für den Benziner sind dabei lediglich Kosmetik, da Toyota auf den leistungsstarken Diesel setzt, der 60 Prozent aller Verkäufe ausmachen soll.

Der beginnt in der Ausstattungsvariante «Sol» bei 29.600 Euro, die «Executive»- Version des 2.2 D-Cat kostet bereits 33.800 Euro. Dort gibt es aber auch eine Menge Extras, unter anderem ein schlüsselloses Einsteigen und Starten. Die Reifen sind mit Notlaufeigenschaften ausgerüstet, so dass dort das Heckreserverad entfällt. Optional bietet Toyota eine Rückfahrkamera an, die sowohl beim Einparken als auch im Gelände hilft und den Kampf um die Marktführerschaft für die nächsten sechs Jahre bis zur Volljährigkeit spannend macht.

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