Subaru BRZ: Schwächen als Konzept

Baugleich mit Toyota GT86

Subaru BRZ: Schwächen als Konzept
Der Subaru BRZ ist ein Charmeur alter Schule. © Subaru

Der Subaru BRZ ist ein Sportwagen alter Schule. Der Hecktriebler ist nicht zum Cruisen auf dem Boulevard, sondern will aktiv gelenkt werden.

„Das letzte Auto, das gebaut werden wird, wird ein Sportwagen sein“, hat Ferry Porsche mal gemutmaßt. Ein Sportwagen, mag man da fragend antworten? Unkomfortabler als eine Limousine, viel weniger Platz als in einem Kombi, mit schlechterer Sicht als in einem SUV und mehr Verbrauch als jeder Kompaktwagen – ausgerechnet aus dieser Gattung soll das letzte Auto kommen? Womit wir beim Subaru BRZ wären.

Ernüchterung im Cockpit des Subaru BRZ

Unser Testwagen gehört eindeutig in die Gattung der Sportwagen, mindestens aber der Sportcoupés. Der 2+2-Sitzer überzeugt mit klassischen Proportionen: lange Motorhaube, entsprechend weit zurückversetzte Fahrerkabine, knackiges Heck und tiefer Schwerpunkt. Die Optik des BRZ – zumal hier in der Sonderlackierung Blue Pearl (550 Euro) - weckt gehörige Erwartungen. Nicht nur bei uns übrigens, denn dass wir an der Tankstelle vom Nachbarn an der Zapfsäule ein „schönes Auto“ zugerufen bekommen, ist uns lange nicht mehr passiert.

So weit, so überzeugend. Erste Ernüchterung tritt allerdings ein, wenn man sich im Cockpit niedergelassen hat. Es wird durchströmt vom Charme der 90er-Jahre. Wir berühren gut verarbeitetes Hartplastik und bewegen klobige Schalter zum Bespiel für die Temperatureinstellung. Den Start-Knopf – denn der BRZ startet natürlich schlüssellos – findet man auch erst auf den zweiten Blick. Dafür sind die Sitze prima, selbst größere Menschen können sich hier einrichten.

Subaru BRZ benötigt Drehzahlen

Der Subaru BRZ ist ein Charmeur alter Schule.
Das Cockpit des Subaru BRZ verströmt 90er Jahre Fleur Subaru

Gradlinig, linear, berechenbar – so könnte man eine Fahrt im Subaru beschreiben. Der 2,0-Liter-Boxermotor benötigt keinen Turbo, dafür allerdings Drehzahlen und fleißiges Schalten, wenn man wirklich schnell unterwegs sein will. Der Motor leistet bescheidene 200 PS, was sich im unteren und mittleren Drehzahlbereich noch nicht einmal so anfühlt. Kein Wunder: 205 Newtonmeter Drehmoment maximal und die auch erst bei 6400 U/min. Der BRZ will und muss aktiv gefahren werden.

Und das macht durchaus Spaß. Mehr übrigens, als zu cruisen, denn dann ruckelt es gerne mal kernig im Antriebsstrang und auch die etwas zähe Sechsgangschaltung fällt bei gemächlicher Fahrweise einfach mehr auf. Dass der BRZ bei schneller Anfahrt oder in Kurven gerne mal das Heck ausfährt, ist so gewollt und passt prima zum Konzept, so wie das gesamte Fahrzeuge zum leichten, aber immer beherrschbaren Übersteuern neigt. Außerdem wacht ja letztlich ein ESP, wenn man es mal übertreibt. Erwähnten wir, dass es sich natürlich um einen Heckantrieb handelt? Und nicht etwa, wie man es bei einem Subaru ja hätte erwarten können, um einen Allrader. Gott sei Dank, der hätte das Fahrzeug vor allem schwerer gemacht.

Viel Fahrspaß im Subaru BRZ

Der Subaru BRZ ist ein Charmeur alter Schule.
Den Subaru BRZ gibt es ab 31.500 Euro Subaru

So ist es mit 1240 Kilo sogar leicht und damit fehlt es nicht am Fahrspaß. Im Gegenteil: Durch das 90er-Ambiente und den hochdrehenden Sauger fällt man geradezu in einen Jungbrunnen. Und einem solchen Auto verzeiht man dann auch seine Schwächen. Im Gegenteil, sie machen das Sportcoupé etwa im Vergleich zum perfekten, aber auch technisch-kühlen und natürlich viel teureren Audi TT geradezu sympathisch.

Apropos teuer. Das positive Fahrzeug-Fahrer-Verhältnis wird durch die Preisgestaltung für den BRZ noch gestärkt. Der BRZ ist tatsächlich ein faires Angebot. Subaru ruft 31.500 Euro auf, aber hier sind Dinge wie Klimaautomatik, Xenon-Licht, ein schlüsselloses Zugangssystem, 17-Zoll-Leichtmetallräder, Tempomat, anklappbare Außenspiegel und ein Audiosystem schon enthalten. Da muss man eigentlich nur noch die erwähnte Sonderlackierung dazu bestellen.

Subaru BRZ fordert den ganzen Mann

Der Subaru BRZ ist ein Charmeur alter Schule.
Subaru BRZ nichts für weichgespülte Angeber-Cruiser Subaru

Ein Wort noch zum Audiosystem. Es ist das vielleicht am wenigsten überzeugende Teil am gesamten Fahrzeug. Umständlich zu bedienen, mit schlechtem Radioempfang – man könnte meinen, die Designer wollten das Nostalgie-Ambiente des Innenraums nicht durch ein modernes System stören. Tatsächlich ist es wohl ein nachträglich in Deutschland eingebautes Teil und nach unserer Meinung das einzige Ausstattungsfeature, auf dass man auch hätte verzichten können.

Davon abgesehen ist der BRZ ein überzeugendes Angebot für den, der die durchaus vorhandenen Schwächen des Fahrzeugs als Teil des Konzepts versteht und einkalkuliert. Dieser Subaru erfordert den ganzen Mann oder die ganze Frau, er will gefordert werden und benötigt Aufmerksamkeit. Für weichgespülte Angeber-Cruiser, die ihr Fahrzeug vor allem zum samstäglichen Ritt in die Innenstadt nutzen, gibt es andere Angebote. Aber, wenn wir vom baugleichen Toyota GT86 mal absehen, kein vergleichbares. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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