Ssangyong Tivoli: Spätstarter aus Korea

Dieselmotor ab August

Ssangyong Tivoli: Spätstarter aus Korea
Der Ssangyong Tivoli kostet mindestens 15.490 Euro. © Ssangyong

Ssangyong steigt mit dem Tivoli ins Segment der Mini-SUV ein. Beim Design haben sich die Koreaner mächtig angestrengt.

Tivoli - der Name steht für den Lebensstil reicher Italiener. Schon der antike Kaiser Hadrian hatte in dem Kurort vor den Toren Roms eine Villa. Wohl deswegen nennt der koreanische Hersteller Ssangyong seinen neuen, ab 15.490 Euro erhältlichen Mini-SUV nach der Stadt fürs schöne italienische Leben.

Ssangyong Tivoli wohlproportioniertes SUV

Für Anmut und Performance waren die Fahrzeuge des Geländewagenspezialisten bisher weniger bekannt. Eher für gutes Preis-Leistungsverhältnis. Die Koreaner, inzwischen beim indischen Mahindra-Konzern im Boot, haben sich daher mächtig angestrengt - und ein wohlproportioniertes SUV auf die Räder gestellt, das äußerlich durchaus mit Opel Mokka oder Nissan Juke mithalten kann. Und beim Kurven lässt sich der 4,20 Meter kurze Wagen sogar handlich bewegen - was vor allem an der dreifach verstellbaren Lenkradunterstützung liegt. Die lässt im „Sport-Programm” knackiges Kurvenräubern zu. In den beiden anderen Unterstützungen bietet der Tivoli allerdings deutlich schwammigeren Kontakt zur Fahrbahn.

Das „smart steering” genannte Programm gehört zur Basisausstattung, die zudem auch mit manueller Klimaanlage, Audio-System und sechs Lautsprechern aufwartet. Nicht schlecht für knapp 15.500 Euro. Zum Vergleich: Opel Mokka oder VW Cross-Polo sind rund 3000 Euro teurer, Renault Captur oder Peugeot 2008 gibt es für diesen Preis nur ohne Klima und mit wesentlich schwächeren Motoren.

Behäbiger Benziner im Ssangyong Tivoli

Der Ssangyong Tivoli kostet mindestens 15.490 Euro.
6,4 Liter gibt Ssangyong als Verbrauch beim Benziner an Ssangyong

Im ab Ende Juni erhältlichen Ssangyong werkelt in der Basisversion „Crystal” ein neu entwickelter 1,6-Liter-Benziner mit 94 kW/128 PS. Nicht gerade ein Agilitätswunder - besonders von unten heraus arbeitet der Benziner sich mit maximal 160 Newtonmetern Drehmoment ziemlich zäh voran. Ein 1,2-Liter-Turbo, an dem Vorstandschef Johng Sik Choi entwickeln lässt, dürfte da wohl dynamischer vorankommen. Vielleicht poltert das Fahrwerk dann auch etwas weniger als in den Testwagen.

Mit der sanft schaltenden Sechsgang-Automatik (2000 Euro) geht es ähnlich geruhsam voran. Wer deswegen allzu vehement die Gänge ausdreht und das Gaspedal malträtiert, der wird auch die versprochenen 6,4 Liter Verbrauch trotz Start-Stopp-System um mehrere Liter verpassen. Während der Testfahrt schluckte der Tivoli mehr als acht Liter.

Diesel für Ssangyong Tivoli ab August

Gerade in Deutschland dürfte darum wohl der ab August erhältliche Diesel in die engere Wahl kommen, der etwas mehr als 2000 Euro teurer sein wird. Dessen 300 Newtonmeter Drehmoment bringen den Tivoli sicher munterer in Schwung - und auch bei Laufruhe und Dynamik versprechen die Koreaner das Niveau der Klassenbesten, das der vorgestellte Benziner nicht erreicht. Im August kommt übrigens auch der Allradantrieb für beide Motoren, für den 2000 Euro extra fällig werden. Die Kombination aus Allrad, Automatik und Diesel bieten nur wenige Mitbewerber in dieser Klasse.

Über der Augenhöhe der Konkurrenten aus Rüsselsheim oder Paris liegen zudem die Platzverhältnisse. Der 1,80 Meter breite Tivoli hat einen üppigen Radstand von 2,60 Meter, hinter den geteilt umlegbaren Rücksitzen warten 423 Liter Kofferraum. Für vier Reisende bietet der Koreaner viel Raum.

Ssangyong investiert 280 Millionen

Der Ssangyong Tivoli kostet mindestens 15.490 Euro.
Das Cockpit des Ssangyong Tivoli passt sich nicht allen Größen an Ssangyong

Anders als in früheren Ssangyong-Modellen lassen auch Bedienung und Ergonomie wenig Wünsche offen. Leider lassen nicht alle Kunststoffe so angenehm, passgenau und wertig anfassen wie das Lederlenkrad. Und das ist leider nur in der Höhe verstellbar. Kleiner gewachsene Fahrer werden zudem die mangelnde Armauflage vermissen, wenn der Sitz weit vorne steht. Und etwas fülligere dürften sich durch die eng geschnittenen Vordersitze mit recht harten Seitenbacken beengt fühlen.

Fast vier Jahre hat das koreanisch-indische Unternehmen an der Entwicklung des Tivoli gearbeitet und dabei über 280 Millionen Euro investiert. Neben Platz und Variabilität stand vor allem ein schickeres Ambiente als in bisherigen Ssangyong-Modellen im Mittelpunkt. Wie etwa im Mokka blickt der Tivoli-Fahrer auf zylinderförmige Instrumente, die sich zudem noch in unterschiedlichen Farben beleuchten lassen. Von rennsportrot über schneeweiß bis babyblau.

Fahrassistenten fehlen im Ssangyong Tivoli

Und auch bei der Smartphone-Anbindung, Bluetooth-Freisprecher oder Tomtom-Navigation (600 Euro) mit Sieben-Zoll-Touchscreen gibt sich der Tivoli im Wettbewerbsvergleich zumindest bei den höheren Versionen Quartz (17.990 Euro) und Sapphire (22.490 Euro) keine Blößen. Nur der Berühr-Bildschirm reagiert manchmal etwas zögerlich. Parkpiepser rundum und Rückfahrkamera sowie Zweizonen-Vollklimatisierung sind bei der Topversion Sapphire auch an Bord. Schlüsselloses Öffnen und Schließen gibt es wie ein beheizbares Lenkrad optional - sowie ein schickes rot auf Ledersitzen, Armaturenbrett und Türfüllungen.

Was dem Tivoli dagegen fehlt sind elektronische Sicherheitshelferlein wie Notbremsassistent, Abstandswarner, Spurhalteassistent - oder auch ein automatischer Tempomat, wie ihn etwa bereits der Rivale Suzuki Vitara bietet. Hier können die Koreaner noch nachlegen. Vorlegen, zumindest gegenüber der europäischen Konkurrenz, das schafft Ssangyong bei der Garantie: Fünf Jahre oder 100.000 Kilometer sind ein Wort, das über manche kleine Schwächen des Koreaners leichter hinwegsehen lässt. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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