Ssangyong Korando: Uneitle Alternative zu den Weichspülern

Zwischen Geländewagen und Crossover

Ssangyong Korando: Uneitle Alternative zu den Weichspülern
Der Ssangyong Korando ist ein Vertreter alter Werte © Ssangyong

Der Ssangyong Korando fährt abseits der trendigen Lifestyle-Crossover. Der kernige Allradler punktet dabei mit Werten, die dem SUV-Boom zu Beginn äußerst dienlich waren.

Die Firmengeschichte des koreanischen Autoherstellers Ssangyong begann mit dem Lizenznachbau von Jeep-Modellen für die US-Armee. Ein kleiner Teil des Erbes hat sich bis zum Lifting des heutigen Einstiegsmodells Korando erhalten. Das Kompakt-SUV ist zwar anders als sein Urahn kein echter Geländewagen mehr, aber auch noch lange kein weichgespülter Crossover. Der Allrader ist so etwas wie die uneitle Alternative in einem von Lifestyle-Modellen bestimmten Markt.

Dass der Korando eher ein kerniger Vertreter seiner Klasse ist – darüber kann auch die gerade frisch aufpolierte Front nicht hinwegtäuschen. Kompakte Länge, hoher Aufbau und ein eher schmuckloses Blechkleid lassen ihn neben modernen Softroadern wie Nissan Qashqai, VW Tiguan oder Ford Kuga leicht blässlich wirken. Auch der Innenraum kann nicht verhehlen, dass der immerhin schon seit 2010 gebaute Koreaner bei Optik und Ambiente nicht mehr auf der Höhe ist. Daran ändert auch das im Sommer erfolgte leichte Lifting nichts. Immerhin: Die Verarbeitung stimmt, die Bedienung geht nach einiger Gewöhnung leicht von der Hand.

Ssangyong Korando mit üppigem Raumangebot

Lässt man Lifestyle-Aspekte außen vor, hat der Korando aber durchaus die Eigenschaften an Bord, die den Boom der SUV erst möglich gemacht haben. Da wäre zunächst das üppige Raumangebot: Vorne wie hinten sitzt es sich für jeweils zwei Personen luftig und bequem, selbst wenn sie groß gewachsen sind. Für einen dritten dauerhaften Fondpassagier fehlt es jedoch an Fahrzeugbreite. Ein Malus, der in engen Baustellenspuren allerdings zum Bonus wird; die einschlägige Konkurrenz von Nissan und Co. mit ihren breiten Hüften will dort deutlich vorsichtiger bewegt werden.

Generell fühlt sich der Korando für ein SUV einigermaßen handlich an. Der Rundumblick geht in Ordnung, wirklich gut ist jedoch der Blick nach vorne. Der ist der selbst für SUV-Verhältnisse hohen Sitzposition geschuldet, die auch Fahrern mit Rückenproblemen entgegenkommt. Diese allerdings dürften wiederum Probleme beim Beladen des Kofferraums bekommen. Der ist zwar von ansprechender Größe und praktischem Zuschnitt, verschanzt sich aber auch hinter der bauarttypisch recht hohen Ladekante.

Arbeit statt Fahrspaß

Der Ssangyong Korando ist ein Vertreter alter Werte
Der Korando ist ein Arbeitstier Ssangyong

Während das Raumkonzept also durchaus gefallen kann, ist der Korando auf der Straße allenfalls Durchschnitt. Das Fahrwerk ist eher komfortable abgestimmt, neigt auf ungleichmäßigem Untergrund aber zum Poltern und Holpern. In Kurven lehnt sich der Koreaner gutmütig und gelassen zur Seite. Und auch die wenig konturierten Sitze wecken dort keinen Bedarf nach zügiger Fahrt. Gleiches gilt für den immerhin 131 kW/178 PS starken 2,2-Dieselmotor, der es trotz üppigen Drehmoments mit dem fast zwei Tonnen schweren Ssangyong nicht eben leicht hat.

Entsprechend hoch fällt auch der Testverbrauch von knapp acht Litern aus. Fahr- oder Sparspaß ist also weniger die Mission des Korando. Wo es aber etwas zu arbeiten gibt, ist er zur Stelle. In Kombination mit dem optionalen Allradantrieb und dem 131 kW/178 PS starken Diesel darf er bis zu 2000 Kilogramm an den Haken nehmen, die Zuladung von rund 500 Kilogramm und die zulässige Dachlast von 75 Kilogramm sind ebenfalls aller Ehren wert.

Ssangyong Korando kein Schnäppchen

Der Ssangyong Korando ist ein Vertreter alter Werte
Bei 20.000 Euro beginnen dien Preise Ssangyong

Ob die robuste Attitüde und das hohe Arbeitsethos gegen die überstarke Konkurrenz in der kompakten SUV-Klasse reichen? Letztlich dürfte das auch eine Frage des Preises sein. Die Basisvariante des Koreaners gibt es laut Liste bereits für günstige 20.000 Euro, dann mit Benzinmotor und Frontantrieb sowie ordentlicher Ausstattung.

Wer Allradantrieb will, muss jedoch bereits 27.000 Euro investieren. Für das gleiche Geld gibt es den Diesel mit Frontantrieb, das entsprechende Allradmodell kostet 29.000 Euro. Der voll ausgestattete Testwagen hatte sogar einen Gegenwert von 34.090 Euro. Ein echtes Schnäppchen ist der Koreaner dann nicht mehr. Zumindest hält die großzügige fünfjährige Garantie von Ssangyong die Folgekosten niedrig. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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