Seat Leon Cupra: Der Schreck der Nordschleife

Spanischer Rekordjäger

Seat Leon Cupra: Der Schreck der Nordschleife
Der Seat Leon Cupra © Seat

Wer sagt denn, dass es immer ein Golf GTI oder sogar ein Golf R sein muss. Es gibt Alternativen – auch im VW-Konzern. Eine davon ist der Seat Leon Cupra – ein ganz heißes Gefährt aus südlichen Gefilden.

Von Frank Mertens

Seine vielleicht größte Stärke ist sein dezenter Auftritt. Wer den neuen Seat Leon Cupra sieht, der wird auf den ersten Blick überrascht sein, dass das wirklich die "Speerspitze der Marke" (Seat-Deutschlandchef Manfred Kantner) sein soll.

Nicht viele Äußerlichkeiten deuten darauf hin, dass hier ein 280 PS starker Kompaktsportler vor einem steht. Um zu erkennen, dass es sich hier um das Topmodell der Baureihe handelt, muss man schon genau hinschauen. Wer es tut, erkennt eine kleine Rennflagge am Kühlergrill und Heck, in rot lackierte Brembobremssättel, große vordere Lufteinlässe, einen moderat gehaltenen Dachkantenspoiler und die in Chrom gefassten zwei Auspuffendrohre. Den Designern im spanischen Martorell sei Dank, dass sie es bei diesen moderaten Anpassungen belassen haben. Schließlich gibt es ausreichend Kunden, die zwar mit einem schnellen Auto unterwegs sein wollen, aber man muss es ihm nicht auch gleich ansehen. Wer mag schon in einem aufgemotzten, vielleicht sogar prolligen Auto durch die Gegend fahren?

Zweiliter-TSI im Cupra leistet 280 PS

Viel wichtiger als ein halbstarker Auftritt ist schließlich das, was unter dem Blechkleid steckt - und da trumpft der Spanier mit seinem Zweiliter-TSI-Motor mächtig auf. Gezeigt hat er es bereits dort, wo die Wahrheit für Rennautos liegt: auf der berühmt, berüchtigten Nordschleife des Nürburgrings. In 7:58:44 Minuten hat er dort einen neuen Rekord für kompakte Serienmodelle mit Frontantrieb aufgestellt, wie Kantner nicht ohne Stolz feststellt. Und das gelang dem Cupra fast ohne technische Modifikationen, sieht man einmal von dem Performance-Paket ab, das aus 19 Zoll Leichtmetallfelgen und einer Hochleistungsbremsanlage von Brembo besteht. Ab Sommer wird es optional für den Cupra bestellbar sein.

Der 2.0 TSI im Seat Leon Cupra leistet 280 PS.
Der Motor leistet 280 PS im Leon Cupra Seat

Wer eine solche Rekord-Zeit hinbekommen will, braucht nicht nur einen visierten Fahrer, sondern auch ein Gesamtpaket, dass so etwas mitmacht. Und hier passt bei der VW-Tochter alles. Sein maximales Drehmoment von 350 Nm stellt der Cupra über ein phänomenal langes Drehzahlband von 1700 bis 5600 Touren zur Verfügung. Das sorgt dann dafür, dass dieser 1375 Kilogramm leichte Flitzer fast aus jeder Situation so kraftvoll beschleunigt, dass es den Fahrer doch merklich in die wohlgeformten Sportsitze drückt. Klar, dass diese Bestuhlung auch bei flotten Kurvenfahrten für besonders guten Seitenhalt sorgt. Und gute Sitze benötigt man auch, will man den Cupra auch auf der Landstraße auskosten. Denn in gerade einmal 5,7 Sekunden katapultiert einen der Cupra auf Tempo 100. In knapp unter 20 Sekunden steht die Tachonadel bei Tempo 200, ehe das Ende der Tempo-Glückseligkeit bei elektronisch abgeregelten 250 km/h erreicht ist.

Kein Allrad im Angebot

Er macht dies aber so souverän, dass man mit einem guten Gefühl die Kraft des Vierzylinder-Turbo ausfahren kann. Zwar verfügt er nicht über einen die Fahrdynamik nochmals steigernden Allradantrieb, aber das Sperrdifferential sorgt dafür, dass die Kraft gut auf die Straße kommt. Doch 280 PS sind nun einmal 280 PS - und das sollte man auch im Hinterkopf haben, wenn man zu nervös mit seinem rechten Fuß umgeht. Denn dann greifen doch schnell die Regelsysteme ein, um beim Spurt den Frontantrieb nicht kurzzeitig zu überfordern. Natürlich verfügt der Cupra über eine Progressivlenkung, die einen wirklich guten Job macht und so - in Kombination mit dem schön griffigen Sportlederlenkrad - eine gute Rückmeldung zur Straße vermittelt.

Seat Leon Cupra
Der Seat Leon Cupra Seat

Wer sich für ein Auto mit 280 PS entscheidet, der weiß natürlich, dass er sich kein Spritsparmodell zugelegt hat. Zwar gibt der Hersteller den Normverbrauch mit 6,4 Litern auf 100 Kilometern mit DSG an, doch dieser Wert liegt natürlich fern der Realität. Wer wirklich moderat mit dem Cupra unterwegs ist, wird ihn auch um die neun Liter bewegen können, mit gutem Willen. Wer indes sein Leistungsvermögen ausschöpfen will (und wer will das nicht?), der sollte sich auf mindestens elf Liter einstellen.

Der Cupra steht in der Topversion als Fünftürer mit DSG mit 34.100 Euro in der Preisliste, als Sechsgang-Handschalter werden für ihn 32.160 Euro aufgerufen. Zum Start der Cupra-Baureihe ist auch die SC-Variante erhältlich. Sie kostet mit DSG 33.810 PS. Wem 280 PS zu viel sind, für die bietet Seat übrigens auch eine 265 PS-Version.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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