Seat Ibiza Cupra: Zurück in die Jugend

Neuer Motor mit 192 PS

Seat Ibiza Cupra: Zurück in die Jugend
Der Seat Ibiza Cupra begeistert nicht nur jüngeres Publikum © Seat

Seat lässt es mit dem Ibiza Cupra krachen. In der spanischen Interpretation des VW Polo GTI wird das alte Herz wieder jung und auch die eher biedere Inneneinrichtung passt gut. Wenn nur nicht die Bandscheiben wären . . .

Downsizing? Nicht mit dem Ibiza Cupra. Bei der letzten Überarbeitung hat Seat seinem sportlichen Kleinwagen auch einen neuen Motor mit auf die Strecke gegeben. Statt des Hubraumknauserers 1,4-Turbo mit 180 PS, arbeitet nun ein 1,8-Liter-Turbo mit 192 PS unter der sehr ansehnlichen Karosserie. Und, oh Wunder: Der rassige Spanier macht gefühlt gleich doppelt so viel Spaß wie bisher.

Im Ibiza Cupra ist noch der Weg das Ziel. Der spanische VW Polo GTI macht wahnsinnig Laune, weil einfach die wichtigsten Zutaten für ein solches Erlebnis alle in bester Ausprägung vorhanden sind: ein drehfreudiger Motor, ein kaum in den Grenzbereich zu kriegendes Fahrwerk, eine exakte Lenkung (aus dem Leon Cupra übernommen), eine knackige manuelle Sechsgangschaltung (DSG gibt es nicht), angenehme Alcantara-Sportsitze und super Bremsen. Da hört man über den mauen Sound des Turbomotors und sieht über das für ein VW-Produkt typische unterkühlt-langweilige Ambiente im Innenraum gerne hinweg. Immerhin findet man dadurch die meisten Schalter auf Anhieb. Und immerhin gehören wichtige Ausstattungen wie Bi-Xenon-Licht, Klimaautomatik, 17-Zoll-Leichtmetallräder und ein Navi-/Multimedia-System schon zum Basismodell.

Unterkühltes Innenraum-Ambiente

Akustisch und im Innenraum mag der Ibiza Cupra kaum Emotionen zu wecken, dafür wirkt die um einige sportliche Anbauteile erweiterte Karosserie umso dynamischer. Der echte Spaß kommt dann beim Fahren. Die über ein breites Drehzahlband anliegenden 320 Newtonmeter Maximaldrehmoment erlauben sowohl schaltfaules Gleiten der langsamen oder schnelleren Art, als auch schnelle Antritte. Der mit einer Kombination aus Direkt- und Saugrohreinspritzung arbeitende Vierzylinder ermöglicht zudem Tempoläufe auf der Autobahn mit bis zu 235 km/h, nachdem er zuvor in 6,7 Sekunden auf Tempo 100 gestürmt ist.

Das Fahrwerk und die Lenkung sind schlicht überragend. Zu meckern gibt es wenig: Die Schaltwege des ansonsten präzise zu schaltenden Getriebes könnten ruhig etwas kürzer sein und durch das zu weit rechts Richtung Mitte platzierte Kupplungspedal meldeten sich beim nicht mehr ganz jungen Autor nach längeren Strecken die Außenbänder im linken Fuß.

Seat Ibiza Cupra nur als Dreitürer

Der Seat Ibiza Cupra begeistert nicht nur jüngeres Publikum
Bei Feuchtigkeit ist ein sensibler Gasfuß gefragt Seat

Verzichtet man darauf, mittels Druck auf die Dämpfertaste den Cupra zu schärfen und das ESP in eine weniger wachsame Stellung zu bringen, ist der Spanier praktisch überhaupt nicht an seine Grenzen zu bringen. Tut man es, greift die Elektronik weniger rigide ein, die Gasannahme wird geschärft, es kommt etwas mehr Sound auf, vor allem aber lässt sich der stärkste Ibiza dann kontrolliert in den Grenzbereich hinein bewegen. Was zumindest auf trockener Straße immer noch eine sichere Sache bleibt, weil das ESP eben nicht vollständig auszuschalten ist. Sobald die Fahrbahn allerdings auch nur einen Hauch von Feuchtigkeit aufweist, ist ein sensibler Gasfuß von Nöten. Denn der Vorderradantrieb hat dann naturgemäß seine liebe Mühe, 192 Pferdchen ohne durchdrehende Vorderräder auf die Straße zu bringen.

Da es den Ibiza Cupra leider nur als Dreitürer (SC) gibt, ist Alltagstauglichkeit nicht die größte Stärke des Spaniers. Knapp 300 Liter Kofferraum sind noch okay, aber der Einstieg auf die Rücksitze ist mühsam und selbst das Abstellen einer Einkaufstüte im hinteren Fußraum fällt deutlich umständlicher aus, als es bei einem Fünftürer wäre. Ganz offensichtlich lohnt es sich aber nicht, ein solches Modell zu produzieren, der schnellste Cupra scheint wohl vor allem von Singles oder kinderlosen Paaren geordert zu werden – oder von Menschen, die mit dem schnellen Kleinwagen in ihre eigene Jugend zurückdüsen wollen.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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