Porsche Macan: Dynamiker unter den SUVs

Sportwagen mit Dieselantrieb

Porsche Macan: Dynamiker unter den SUVs
Der Porsche Macan ist zum internen Bestseller aufgestiegen. © Porsche

Der Porsche Macan kommt deutlich dynamischer daher als der Cayenne, sein großer Bruder. Was das SUV der Schwaben zu bieten hat, zeigt unser Test mit dem 258 PS starkem Diesel.

Einerseits streitet sich Porsche mit Ferrari um den inoffiziellen Titel des berühmtesten Sportwagenherstellers. Andererseits montieren die Porsche-Werker inzwischen mehr SUV als Sportwagen. Neuerdings ist mit dem Macan eine zweite Baureihe hochbeiniger Praktiker am Start. Wobei auf den Macan weder hochbeinig noch Praktiker wirklich zutrifft.

Der kleine Bruder des Cayenne duckt sich fast schon auf die Straße, wirkt neben einer Mercedes M-Klasse oder einen Audi Q5 nachgerade flach und ungemein dynamisch. Dass er sich mit dem Audi wesentliche technische Gene teilt, sieht und merkt man ihm nicht an. Das gilt gerade auch für die Motorisierung, denn die hierzulande beliebteste Variante – der Diesel – stammt ebenfalls aus Ingolstadt.

Motor von Porsche optimiert

Porsche und Diesel, das klingt inzwischen nicht mehr ganz so fremd, weil es einfach schon so viele Cayenne mit dem V6 gibt. Im Porsche Macan kommt ein Dreiliter zum Einsatz, der seine 190 kW/258 PS via Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe an die vier Räder verteilt. Der Motor wurde von Porsche optimiert, was sich nicht zuletzt akustisch bemerkbar macht. Im kalten Zustand bei offenem Fenster kann er die Art seiner Verbrennung noch nicht leugnen, einmal unterwegs klingt der Diesel, wenn überhaupt, dann doch eher nach Sportmotor. Und zwar die moderne Variante eines Sportmotors, eine, der Kraft aus dem Drehzahlkeller hat und hohe Drehzahlen kann, aber nicht braucht.

Immerhin 580 Newtonmeter machen sich bereits bei 1.750 Touren über die Räder her, vornehmlich übrigens über die Hinterräder. Dort kommt in der Regel knapp Zweidrittel des Drehmoments an. Sollten die Straßenverhältnisse oder die Abwesenheit einer Straße eine andere Verteilung erforderlich machen, geht das selbstverständlich unmerklich und elektronisch gesteuert. Den Allradantrieb hat Porsche übrigens nicht von Audi übernommen, sondern selbst entwickelt.

Da wir bereits erlebt haben, dass der Macan offroad ein fähiger Bursche ist, begnügten wir uns im Alltag, wie die meisten Porsche-Fahrer wohl auch, mit dem Befahren herkömmlicher Straßen, sehr gerne mit Kurven. Hier konnte das kleine SUV ein ums andere Mal beweisen, dass es ein echter Porsche und somit eigentlich ein Sportwagen ist. Die nicht immer ganz regelkonform erreichten Kurvengeschwindigkeiten auf Landstraßen waren jedenfalls ob ihrer Mühelosigkeit beeindruckend. Unser echter, aber alter Sportwagen der gleichen Marke hätte in machen Ecken tatsächlich Mühe zu folgen oder macht dabei hinterm Lenkrad mehr Arbeit.

Diesel als Vernunftsvariante

Das Cockpit im Macan von Porsche Porsche

Wer allerdings derart motiviert Macan fahren möchte wird sich eher für den 400-PS-Turbobenziner entscheiden als für die dieselige Vernunftvariante. Die spielt ihre eigentlichen Vorteile, den knauserigen Umgang mit Brennstoff, nämlich im Alltag bei normaler Fahrweise auf. Gibt man dem Macan auf der Autobahn die Sporen und nutzt die Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h aus, kratzt er an der 10-Liter-Marke, gelassen bewegt kamen wir auf einen Testverbrauch von 7,1 Liter, einen mehr als Porsche als Norm angibt. Auf limitierten Autobahnen blinkt im Bordcomputer auch mal eine sechs vor dem Komma auf.

Für Langstreckentouren ist der Macan S Diesel also bestens geeignet. Allerdings nicht unbedingt zu viert. Vorne sitzt man hervorragend, hinten wird es allerdings eng, wenn der Fahrer lange Beine hat. Für Kinder reicht der Platz aber allemal. Der Kofferraum ist mit 500 Litern kein Riese, schluckt aber das Urlaubsgepäck von zwei Personen locker und auch den ein oder anderen sperrigeren Gegenstand. Wer ein SUV wegen der Transportkapazität sucht, ist mit dem größeren Cayenne, einem X5 oder einer M-Klasse besser bedient. Die coupéartige Dachlinie an der C-Säule sieht zwar gut aus, kostet aber entscheidenden Bauraum.

Mindestens 58.000 Euro fällig

Die Seitenlinie des Macan Porsche

Ansonsten ist innen alles typisch Porsche. Ziemlich perfekte Sitze, hervorragende Fahrergonomie, üppige, aber oftmals optionale und damit teure Ausstattung. An die Vielzahl der Knöpfe auf der neuen hohen Mittelkonsole haben wir uns inzwischen gewöhnt, begeistert davon sind wir allerdings immer noch nicht. Letztlich ist es wohl Geschmackssache und man hat ja irgendwann gelernt, wofür welche Schalter gut sind. Dafür hat uns wieder einmal die Porsche-Lösung der Integration des Navisystems in die rechte der drei Anzeigen gefallen und die Einfachheit der Bedienung via Lenkradtasten.

Porsche lässt sich den Macan S Diesel mit mindestens 57.930 Euro bezahlen. Für das gleiche Geld und die gleichen Aufpreise für allerlei nützliche Extras gibt es auch den Basis-Benziner mit mehr PS und noch porschigerem Fahrgefühl. Aus Gründen der Vernunft würden wir uns trotzdem für den Diesel entscheiden, weil er Sportwagen genug für den Alltag ist, man ihn aber auch mit relativ gutem Gewissen fahren kann. (SP-X)

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