Nissan Qashqai: Schönheitskur für den Spitzenplatz

Facelift für Crossover-Pionier

Nissan Qashqai: Schönheitskur für den Spitzenplatz
Nissan hat dem Qashqai ein neues Aussehen verliehen © AG/Flehmer

Nissan hat den Qashqai vor allem optisch neuen Glanz verliehen. Technische Neuerungen für den unternehmenseigenen Bestseller sind zwar in der Pipeline, aber noch nicht im Crossover.

Von Thomas Flehmer

Auch Bestseller müssen immer wieder erneuert werden. Bewegte sich der Nissan Qashqai vor zehn Jahren als erster Crossover überhaupt noch allein auf weiter Flur, so treibt die in der letzten Dekade stark gewachsene Konkurrenz den europaweit 2,3 Millionen Mal verkauften Bestseller zum Schönheitschirurgen, um den einst eingenommenen Spitzenplatz auch in Zukunft zu verteidigen.

Während die Verschönerungen zumeist sehr dezent vorgenommen werden, hat Nissan das große Messer angesetzt, auch wenn nicht alles auf den ersten Blick neu erscheint. Dabei haben die Japaner den Begriff Faceflift so ziemlich wortwörtlich umgesetzt, da sich die Neuerungen auf das Optische des Crossovers beschränken.

Neue Front für den Nissan Qashqai

So wurde die Motorhaube des um 1,7 Millimeter auf 4,39 Meter gewachsenen Crossovers ebenso dynamischer gestaltet wie auch der Kühlergrill. Das typische „V“, das in der Mitte des Grills das Nissan-Logo ummantelt, ist minimal in die Breite gegangen und wirkt nun im Zusammenspiel mit der neuen LED-Lichtsignatur sowie den neu designten Nebelscheinwerfern bulliger als zuvor.

Den Innenraum verschönert das neue Lenkrad, das bereits im Micra Premiere feierte und auch demnächst im ebenso gelifteten X-Trail zum Einsatz kommt. Auch wenn das Multifunktionslenkrad nun wieder mit mehr Knöpfen übersät ist, bleibt die Übersicht vorhanden, wenn man sich in das System eingearbeitet hat, was sehr schnell erfolgt.

Die ab der dritten Ausstattungsvariante N-Connecta neuen Vordersitze im so genannten Monoform-Design passen sich Fahrer und Beifahrer an und geben genügend Halt, wobei der Qashqai selten die Situationen erreichen wird, in denen starker Halt gefordert ist.

Propilot ab Frühjahr 2018 im Nissan Qashqai

Nissan hat dem Qashqai ein neues Aussehen verliehen
Der Innenraum des Qashqai wurde aufgewertet Nissan

Neu gestaltet wurde das Touchscreen-Layout des Nissan-Connect-Systems, das nun dank App-ähnlicher Icons leicht bedienbar ist. Apple Car Play und Android Auto sind aber noch nicht an Bord, sollen demnächst aber folgen. Als Trost gibt es dafür digitalen Radio-Empfang. Für die neue Top-Ausstattung Tekna Plus steht neben Nappaleder-Sitzen ein Bose-Soundsystem mit acht Lautsprechern zur Verfügung. Verstärkte Scheiben sollen dabei die Geräusche des Motors fernhalten, damit die Insassen die Klänge des Soundsystems genießen können.

Genießen können die bis zu fünf Personen die Fahrt auch deshalb, weil Nissan bei den Sicherheits-Assistenten nachgelegt hat. Neben den bereits bekannten elektronischen Helfern rund um die vielfach gelobte 360 Grad Kamera ist nun auch ein Querverkehrs-Warner an Bord, der beim Rückwärtsfahren aus einer Parklücke vor dem querenden Verkehr warnt. Neu ist auch die so genannte Auto-Hold-Funktion, die die Berganfahrhilfe unterstützt und das Auto an Steigungen bis zu drei Minuten hält, ohne dass es ins Rollen kommt. Zudem wurde der Notbremsassistent erweitert.

Erst zum kommenden Frühjahr wird das bereits in Japan eingesetzte System Propilot auch Einzug in den Qashqai halten. Dann kann der Crossover autonom durch den Verkehr dank adaptiven Abstandstempomaten und Spurhalteassistenten fahren.

Bekannte Motoren im Einsatz des Nissan Qashqai

Dagegen bleibt das bestehende Motorenangebot erhalten, was bei Facelifts nicht unüblich ist. Zwei Diesel und zwei Benziner mit einem Spektrum zwischen 110 und 163 PS befinden sich im Angebot. Dabei sollten jeweils die beiden großen Motoren gewählt werden. Der 96 kW/130 PS starke Selbstzünder mit 1,6 Litern Hubraum greift auf ein Drehmoment von 320 Newtonmetern bei 1750 Umdrehungen zurück, die den 1,5 Tonnen schweren Qashqai innerhalb von 11,1 Sekunden auf 100 und später auf insgesamt 190 km/h bringt. Wer vorausschauend fährt, kann in die Gegend des Durchschnittsverbrauchs von 4,4 Litern kommen.

Der gleich große Benziner verfügt über 120 kW/163 PS und ein Drehmoment von 240 Newtonmetern, die zwischen 2000 und 4000 Umdrehungen anliegen. Damit fällt bereits nach 8,9 Sekunden die Tempo 100-Marke und insgesamt verläuft die Fahrt bis zu 200 km/h schnell. Wer nicht ständig Highspeed ansteuert, könnte mit 5,6 Litern Verbrauch belohnt werden.

Nissan hat dem Qashqai ein neues Aussehen verliehen
Nissan hat das Fahrwerk des Qashqai optimiert AG/Flehmer

Nissan Qashqai ab 20.450 Euro

Optimierungen am Fahrwerk vergrößern die schon zuvor gute Laufruhe des Crossovers. Bodenwellen werden durch die Active Ride Control noch stärker gedämpft, die Lenkung soll präziser erfolgen, was sich aber nicht bemerkbar macht, da die Lenkung schon zuvor gut agierte. Die sechs Gänge benötigen längere Wege durch den Schalttunnel, sodass äußerst sportliches Fahren nicht garantiert wird, aber auch nicht dem Charakter des Qashqai entspricht, der aber sehr souverän seine Fahrten zurücklegt.

Souverän ist auch weiterhin die Preisgestaltung von Nissan, auch wenn sie rund 500 Euro höher als vorher erst beginnt. Mit 20.490 Euro fährt der Qashqai in der Variante Visia vor, für die sich aber lediglich fünf Prozent der Kunden entscheiden. Rund 45 Prozent berappen mindestens 26.890 Euro für die dritte Linie N-Connecta, die beiden höchsten Ausstattungsvarianten Tekna und Tekna Plus verlangen weitere 2300 beziehungsweise 5300 Euro, sodass ein top ausgestatteter Bestseller für mindestens 32.190 Euro angeboten wird und auch dank der Preisgestaltung seinen vorderen Platz im Segment weiter behalten wird.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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