Mercedes GLS: Der Letzte im Bunde

Üppiges Facelift für Luxus-SUV

Mercedes GLS: Der Letzte im Bunde
Der Einstiegsdiesel mit 620 Newtonmetern dürfte den meisten Kunden reichen. © Mercedes

Mercedes beschließt mit dem GLS das „Jahr des SUV“. Das 5,13 Meter lange Dickschiff paart die Eigenschaften von G- und S-Klasse miteinander.

Drei Buchstaben, die alles sagen: Vom G die Gelände-Gene, von der S-Klasse die Luxus-Ausstattung und das L dazwischen symbolisiert die überdimensionale Länge von 5,13 Metern: Der siebensitzige GLS ist ein Zwitter aus praktisch und schick – einen üppig gefüllten Geldbeutel vorausgesetzt. Nach dem umfassenden Facelift ist das Oberklasse-SUV mit dem neuen Kürzel (früher: GL) nun auf dem neusten Stand.

Spritziger Sechszylinder-Diesel

Nach den neuen Generationen von GLC (früher: GLK) und GLE (früher: M-Klasse) sowie dem G-Klasse-Facelift ist der GLS nun der letzte im Bunde der großen Mercedes-SUV, der ein Update bekommt. Das fällt zur Lebensmitte der zweiten Generation recht üppig aus: Neben motorseitigen Effizienz-Verbesserungen und etwas angepasster Optik gehören zu den größere Neuerungen beispielsweise der technisch aufgefrischte Innenraum – das große SUV hat jetzt auch Wlan -, neue Assistenzsysteme oder das serienmäßige neunstufige Automatikgetriebe.

Beim ersten Test in den österreichischen Alpen konnte die neue Automatik mit ihrer Geschmeidigkeit und Reaktionsgeschwindigkeit überzeugen. Sie verleiht dem bewährten V6-Dieselmotor (190 kW/258 PS) im GLS 350d 4matic dank schneller Gangwechsel sogar eine gewisse Spritzigkeit. Dabei arbeitet der Selbstzünder so leise, dass die Insassen im gut gedämmten Innenraum davon nichts mitbekommen.

Mercedes-Benziner für Nordamerika

Der Einstiegsdiesel mit 620 Newtonmetern dürfte den meisten Kunden reichen.
Der Mercedes GLS 500 greift auf 455 PS zurück Mercedes

Das Einstiegsaggregat mit üppigen 620 Newtonmetern Drehmoment dürfte hierzulande als einziger angebotener Diesel für die meisten Käufer Motor der Wahl sein. Mit dem Selbstzünder ist das rund 2,5 Tonnen schwere SUV auch absolut ausreichend motorisiert: 222 km/h Höchstgeschwindigkeit, 7,8 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h und eine Anhängelast von beachtlichen 3,5 Tonnen genügen für die allermeisten Einsatzzwecke. 7,1 Liter Normverbrauch gibt Mercedes im Mittel an.

Mehr Spaß machen allerdings die beiden deutliche stärkeren Benzinmotoren, die vor allem im Hauptmarkt Nordamerika Anklang finden dürften: Der 3,0-Liter-V6 im GLS 400 leistet 245 kW/333 PS, der 4,7-Liter-V8 im GLS 500 hat sogar 335 kW/455 PS, 20 PS mehr als vor dem Facelift. Lädt schon der V6 zu mehr Zwischensprints ein als auf Autobahnen außerhalb Deutschlands angemessen wären, hängt der erstarkte V8 vor allem im Sport-Modus geradezu sportlich am Gas. Mit der fein abgestimmten Lenkung zirkelt man den GLS trotz drei Metern Radstand bequem durch enge Kehren.

Mercedes GLS mit Platz für Sieben

Mercedes-SUV sind besonders begehrt
Der Mercedes GLS hat keine Angst vor Glätte Mercedes

Natürlich wird der Luxus-Laster per Knopfdruck auf die serienmäßigen Fahrprogramme weder zum Sportmobil noch zum Hardcore-Offroader - optional stehen Geländeuntersetzung und Mittendifferenzialsperre zur Wahl –, die breite Spreizung seiner Künste beeindruckt aber trotzdem. Auch wenn sie der gemeine GLS-Käufer vermutlich selten braucht, beruhigt es natürlich, zu wissen, dass man könnte. In frostigen Gegenden womöglich näher am Alltag ist das „Glätte“-Fahrprogramm, mit dem der Allrader auf der bereits winterlich vereist und verschneiten Timmelsjoch-Hochalpenstraße eine weitere Facette seiner Vorzüge präsentieren konnte: Automatisch lässt der GLS so beim Anfahren im zweiten Gang mehr Schlupf zu, die Gaspedal-Kennlinie ändert sich und der serienmäßige permanente Allradantrieb schiebt das SUV souverän über die eisige Fläche.

Seine wahren Qualitäten offenbart der GLS ohnehin im Alltagsgebrauch: zum Beispiel mit Platz für sieben oder einem Kofferraumvolumen von beachtlichen 680 Litern, der Laderaumlänge von 2,14 Metern und einem dank serienmäßiger, neu abgestimmter Luftfederung weichen Raumgleiter-Fahrgefühl.

Mercedes GLS ab 74.790 Euro

Der Einstiegsdiesel mit 620 Newtonmetern dürfte den meisten Kunden reichen.
Das Cockpit des Mercedes GLS lässt keine Wünsche offen Mercedes

Im Innern dominieren feine Materialien – von Carbon über offenporiges Holz bis zu Ledersitzen mit Rautensteppung. Neu gestaltet wurde die Armaturentafel mit dem aus anderen Modellen der Marke bekannten teilintegrierten Display, wahlweise 7 oder 8 Zoll groß. Steuern kann man die dort angezeigten Multimediafunktionen nun auch über ein Touchpad zwischen den Sitzen. Mit Smartphone-Konnektivität und optionalem Wlan-Hotspot ist der GLS nun auch für die alles up-to-date, was man außer Fahren im Auto noch so machen möchte.

Die umfassenden Künste des GLS lässt sich Mercedes entsprechend entlohnen: Mit einem leicht erhöhten Einstiegspreis von 74.790 Euro liegt der GLS deutlich über dem, was die Konkurrenz bei Audi, BMW oder Volvo für ihre – etwas kleineren – siebensitzigen SUV verlangt. Eine üppige Basisausstattung mit neben den genannten Merkmalen unter anderem Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Schiebedach, Tempomat und elektrisch einklappender dritter Sitzreihe ist da selbstverständlich. Noch selbstverständlicher ist die lange Liste der Extras, zu denen unter anderem LED-Scheinwerfer (1860 Euro) gehören, serienmäßig sind beim 350d und 400 nur Halogen-Leuchten. Den Mercedes-Stern zum Strahlen bringen kann man allerdings auch für lediglich 480 Euro Aufpreis: So viel kostet die Beleuchtung des Sterns im Kühlergrill. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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