Lexus GS 450h: Begegnung der dritten Art

Toyota setzt die Konkurrenz weiter unter Druck. Die Japaner bieten nun mit dem Lexus GS 450h die erste Luxuslimousine mit Hybridantrieb an. Sie ist zwar komfortabel, aber kein Ausbund an Dynamik.

Von Stefan Grundhoff

Der Toyota-Konzern setzt weiter auf seine Innovationskraft. Nach Toyota Prius und Lexus RX 400h kommt nun die erste Luxuslimousine mit Hybridantrieb. Sein Name: Lexus GS 450h. Mit sportlichen Fahrleistungen soll er gerade auch ambitionierte Fahrer ansprechen.

Kein Megaseller

Der Standard-GS von Lexus war mit rund 1100 verkauften Modellen im vergangenen Jahr alles andere als ein Megaseller, doch bei der Toyota-Edeltochter ist man zufrieden. Schritt für Schritt will man ein Stück vom leckeren Kuchen der übermächtigen deutschen Konkurrenz abknabbern. Der Lexus GS war und ist etwas für designorientierte Individualisten. Doch die neue Hybridvariante, als Topmodell über dem GS 430 positioniert, soll das ganze noch eine Ecke interessanter machen. Hier schielt man besonders nach Ingolstadt und München.

Denn die Fahrleistungen des Lexus GS 450h sind eine Versuchung für alle Autofahrer, die sonst auf V8-Power stehen. 0 auf 100 km/h in unter sechs Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h bei einem Durchschnittsverbrauch von 7,9 Litern Super auf 100 Kilometern hört sich an wie die real gewordene Quadratur des Kreises. Der 450h kombiniert dabei traditionelles mit modernem. So arbeitet der 3,5 Liter große Sechszylinder mit Elektroantrieb und Benzinmotor, je nach Lastbetrieb mit Saug- und Direkteinspritzung. In der einen Sekunde werden noch Kraftstoff und Abgase gespart, eine Sekunde später donnert der Lexus von Tempo 80 auf 120 in 4,7 Sekunden.

Möglich machen die imposanten Fahrleistungen ein gelungenes Gesamtantriebskonzept aus sanft säuselndem Sechszylinder und einem Elektroaggregat, dass bei Bedarf 14.400 Umdrehungen Wirklichkeit werden lässt. Unter dem Strich stehen dann nicht nur 296 Normalo-PS, sondern bis zu 253 kW / 345 PS.

Viel Dampf unter der Haube

Der Motor im Lexus GS450h Foto: Werk

Die sorgen per stufenlosem Automatikgetriebe für jede Menge Dampf unter der Haube. Kein Frontantrieb wie beim Prius, kein frontgeneigter Allradantrieb wie beim RX - der neue GS 450h wird traditionell über die Hinterachse angetrieben. Die Kraftentfaltung ist nach einer kurzen Verzögerung mehr als imposant. Doch beim Start der bekannte Aha-Effekt: Ist der Motor noch aus oder schon an? Im Leerlauf und bei langsamer Fahrt hört man nur die Vögel zwitschern - sonst nichts aus dem Knarzen der Lederstühle. Besonders wichtig: Der GS 450h verbraucht nicht nur wenig Kraftstoff, sondern geizt auch mit den gefährlichen Schadstoffen. Hier unterbietet er sogar den Toyota Prius. Stickoxide sind beim 450er zum Beispiel gar nicht messbar.

Der Hybridantrieb ist eng mit dem des Lexus RX 400h verwandt, baut jedoch deutlich kleiner und leichter. Woher die Kraft für den Vortrieb gerade kommt, können Fahrer und Passagiere an dem Multifunktionsbildschirm verfolgen. Angesichts des exzellenten Bildschirms ist dieser besonders heraus zu heben. Bilddarstellung und Touchscreen-Bedienung sind vorbildlich. Leider hält Lexus unverändert daran fest, dass die wichtigsten Funktionen des Navigationsgerätes in der Fahrt nicht bedienbar sind. Das verärgert jeden Fahrer. Auf dem Bildschirm sieht man, wie es unter dem Blech läuft.

Komfortabel unterwegs

Die Energieanzeige im Lexus Foto: Werk

Bei ruhiger Fahrt reicht der E-Motor und beim Abbremsen holt sich der Akku sogar wertvolle Energie zurück. Ansonsten ist dem Lexus GS 450h nichts Außergewöhnliches anzumerken. Das Fahrverhalten ist überaus komfortabel ausgelegt. Doch die rund zwei Tonnen Lebendgewicht machen sich im Fahrbetrieb schnell bemerkbar. Der GS ist alles andere als agil und spielt daher nur in punkto Fahrleistungen in einer Klasse mit BMW 550i oder Audi A6 4.2 FSI. Auch die Elektrolenkung kann nicht vollends überzeugen. Beim Einparken ist sie schwergängig, bei höherem Tempo vermisst man die Rückmeldung von der Fahrbahn. Die stufenlose Automatik zeigt sich dagegen gut auf Doppelherz und Motorleistung abgestimmt. Wer will, kann im Sportmodusgar auf sechs Fahrstufen zurückgreifen. Das macht besonders bei Berg- und Talfahrten Sinn.

Das Heck des Lexus Foto: Werk

Die Passagiere des 4,83 Meter langen Lexus GS 450h schwelgen in einem Innenraum, der keine Wünsche offen lässt. Elektrische Ledersitze mit Heizung und Lüftung lassen einen jeden Kilometer genießen. Die gute Bedienung wird allein durch den Lichtschalter am Lenkstockhebel und die hinter einer Klappe versteckten Schalter getrübt. Auch im Fond genießt man die bequemen Lederstühle, muss mit einem Gardemaß nur etwas die Frisur einziehen. Die coupehafte Dachlinie des eleganten GS fordert eben ihre Opfer. Ungewöhnlich eng bemessen ist der Kofferraum. Statt der klassenüblichen 450 bis 500 Liter stehen im Japaner Dank des Akkupacks gerade einmal 280 Liter zur Verfügung. Das ist deutlich zu wenig.

Stolzer Preis

So viel Extravaganz, Hightech und Luxus haben ihren Preis - mindestens 57.600 Euro. Das sind 1.000 Euro mehr als der GS 430. Beide Modelle verfügen über eine beeindruckende Serienausstattung: zehn Airbags, Keyless-Go, Xenon mit Kurvenlicht, elektrische Ledersitze mit Heizung und Lüftung sind nur einige der wertvollen Annehmlichkeiten. Wer sich nicht für das 8.400 Euro Luxury-Paket entscheidet, sollte in jede Fall zum Navigationssystem greifen, das mit satten 4.450 Euro zu Buche schlägt. Sparen kann man dann immerhin noch beim Verbrauch. Zukünftig soll jeder dritte GS ein Hybridmodell sein. Die Chancen stehen nicht schlecht.

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