Kia Pro Ceed GT: Abgelegte Zurückhaltung

Premiere der Koreaner

Kia Pro Ceed GT: Abgelegte Zurückhaltung
Der Kia Pro Ceed GT ist das erste sportliche Aushängeschild der Koreaner. © Kia

Bisher fehlte im Portfolio von Kia ein sportliches Aushängeschild. Mit dem Pro Ceed GT lassen es die Koreaner richtig krachen – und das nicht nur von der Leistung her.

Kia lässt die Muskeln spielen: Nachdem die Koreaner ihre deutschen Vorbilder bislang vor allem mit Qualität, viel Technik für wenig Geld und einem spektakulären Design bedrängt haben, versuchen sie es jetzt zum ersten Mal auch mit Sportlichkeit und bringen den dreitürigen Pro Ceed zu Preisen ab 22.990 Euro auch als GT in Stellung.

Kia Pro Ceed GT in 7,7 Sekunden auf 100 km/h

Wo früher schon bei mageren 135 PS Schluss war, stehen dann plötzlich 150 kW/204 PS im Datenblatt und treiben dem Fahrer ein breites Grinsen ins Gesicht. Denn mit 50 Prozent mehr Leistung und 60 Prozent mehr Drehmoment kommt endlich richtig Freude auf und es geht plötzlich richtig vorwärts.

Wenn bis zu 265 Nm an den Vorderrädern packen, fühlt sich der Pro Ceed plötzlich gaanz, gaanz leicht an. Nur ganz kurz spürt man ein Turboloch, dann setzt der Lader ein und reißt den Wagen förmlich nach vorn. Der Drehzahlmesser schnellt in die Höhe, die Gänge knallen nur so durchs Getriebe und in 7,7 Sekunden wischt die Tachonadel über die 100er Marke.

Strammes Fahrwerk für den Kia Pro Ceed GT

Wer dann auf dem Gas bleibt, kann die Hackordnung in der Kompaktklasse ein wenig durcheinander bringen – denn Schluss ist jetzt erst bei 230 km/h. Verstärkt wird das Herzrasen noch von einem Soundgenerator, der den Innenraum über spezielle Boxen flutet: Während der Kia außen vergleichsweise leise bleibt, dröhnen dem Fahrer deshalb beim heißen Ritt gerne mal die Ohren.

Der potente Motor zahlt aber nur die halbe Miete. Die andere zahlt ein deutlich strammeres Fahrwerk, eine standfeste Bremse und eine Lenkung, bei der die Sporttaste jetzt endlich einen Sinn ergibt. Näher am Asphalt und mit spürbar besserem Halt wird der koreanische GTI so zu einer Asphalt-Fräse erster Güte, mit der man leidenschaftlich durch die Kurven fegt und die Autobahn gerne mal links liegen lässt.

Kia Pro Ceed GT 5000 Euro günstiger als VW Golf GTI

Der Kia Pro Ceed GT ist das erste sportliche Aushängeschild der Koreaner.
Der Kia Pro Ceed GT ist auch innen markant geschnitten Kia

Dass er mit seinem großen Vorbild aus Wolfsburg trotzdem nicht ganz mithalten kann, liegt zum einen an der Leistungslücke von mindestens 16 PS und dem etwas geringeren Spitzentempo. Vor allem aber liegt es daran, dass die Koreaner es beim normalen Fahrwerkstuning belassen, während VW die elektronisch geregelte Differentialsperre einbaut und den Kompakten so zum König der Kurven macht.

Allerdings hat das auch seinen Preis: Für den GTI aus Wolfsburg zahlt man mindestens 28.350 Euro, den Kia gibt es schon für gut 5000 Euro weniger. Und das markantere Design hat er obendrein. Zwar fährt der Golf mit den Waben in den Lüftergittern, dem roten Streifen im Kühlergrill und den karierten Sitzbezügen wieder mit den traditionellen Insignien des Breitensports vor.

Kia Ceed Kombi nicht als GT-Version

Der Kia Pro Ceed GT ist das erste sportliche Aushängeschild der Koreaner.
Kia legt mit dem Pro Ceed GT die Zurückhaltung ab Kia

Doch weil die Koreaner sich ihre Reputation auf der Überholspur erst noch verdienen müssen, trägt Designchef Peter Schreyer ein bisschen dicker auf: Neben breiteren Schwellern, größeren Spoilern für die Karosserie und markanten Recaros für den Innenraum gibt es deshalb vor allem ein spektakuläres Tagfahrlicht mit je vier gleißend hellen Lichtblöcken, die dem Gegenverkehr beinahe die Sonnenbrille aufzwingen und dem Kia förmlich die Spur freibrennen – mit der gewohnt zurückhaltenden Art der Koreaner hat das herzlich wenig zu tun.

Kräftiger Motor, knackiges Fahrwerk, kerniger Sound – als GT fährt der Pro Ceed jetzt endlich so sportlich wie er aussieht und wird zum leidenschaftlichsten Auto der Aufsteigermarke. Doch so ganz kompromisslos geben sich die Koreaner der Raserei dann doch nicht hin: Zwar wird es den GT nicht als Kombi geben – aber den normalen Ceed-Fünftürer nehmen sie trotzdem auch in der Sportversion ins Programm. Ein bisschen Vernunft muss schließlich sein. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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