Kia Optima Sportswagon GT: Lustmacher für europäische Vorlieben

Stärkstes Serienmodell der Koreaner

Kia Optima Sportswagon GT: Lustmacher für europäische Vorlieben
Kia hat den Optima Sportswagon GT auf europäische Ansprüche zugeschnitten © Kia

Die Powerfraktion sportlicher Kombis hat auch vor Kia nicht Halt gemacht. Der optisch gelungene Optima Sportswagon GT könnte aber eine größere Motorenvielfalt vertragen.

Mit dem Optima Sportswagon hat Kia erstmals ein Mittelklassemodell nach echt deutschem Geschmack im Programm. Selbst die aus Image-Gründen obligatorische Power-Variante haben die Koreaner nicht vergessen. Das 41.790 Euro teure „GT“-Modell zeigt, wie weit die Marke in wenigen Jahren gekommen ist.

Der aktuelle Optima ist bereits die vierte Generation der Kia-Mittelklasse in Europa, aber die erste, die es nicht nur als Stufenhecklimousine, sondern auch als Kombi gibt. Und der Sportswagon zählt direkt vom Start zu den optisch gelungensten Modellen auf dem Markt.

Klar strukturiertes Cockpit des Kia Optima

Die sportlich geschnittene Front hat er vom Viertürer geerbt, ab der B-Säule tritt er dann mit einer dynamisch abfallenden Dachlinie eigenständig auf. Trotz des flotten Zuschnitts kann sich das Gepäckraumangebot im Heck sehen lassen. Gleiches gilt für Kopf- und Knieraum im Fond. Dabei profitiert der Optima auch von seinen großzügigen Abmessungen: Mit 4,86 Metern Länge fehlt nicht viel zur oberen Mittelklasse. Ein Auto also, das durchaus Eindruck zu machen weiß. Kein Vergleich mehr mit seinem eher obskuren Vor-Vorgänger Magentis, der bestenfalls wie eine mäßige Kopie des ersten Toyota Avensis gewirkt hatte.

Ähnlich überzeugend ist das übersichtliche und klar strukturierte Cockpit ausgefallen. Den unteren Teil der schwarz glänzenden Mittelkonsole könnte man ohne Probleme auch in einen VW oder BMW einbauen, das schlanke Lenkrad strahlt ein wenig Audi-Flair aus und auch das Zentralinstrument ist ein gänzlich un-asiatisches Vorbild an Klarheit und Ablesbarkeit. Alles in allem ein Innenraum, wie ihn der Europäer mag. Leichte Abzüge gibt es lediglich für das kleine und im Vergleich zum Rest leicht altmodisch wirkende Display in der Mitte des Armaturenbretts. Und auch wer die Materialien oben auf dem Armaturenbrett näher in Augenschein nimmt sieht, dass hier nicht in das alleroberste Regal gegriffen wurde.

Kia Optima Sportswagon GT auf Langstrecke ausgelegt

Kia hat den Optima Sportswagon GT auf europäische Ansprüche zugeschnitten
Der Optima Sportswagon GT könnte mehr Glitter vertragen Kia

Dass das so ist, fällt allerdings wohl nur beim GT überhaupt auf. Für ein sportliches Top-Modell hätte es nämlich durchaus etwas mehr Glitter im Innenraum sein können. Wo die Wettbewerber teils wahre Carbon- und Bürstalu-Orgien feiern, bleibt der Optima doch sehr nahe am Baureihenstandard. Bis auf ein GT-Emblem im Lenkrad und die Sportsitze gibt es kaum Differenzierungsmerkmale. Das gilt übrigens auch für das vergleichsweise dezente Äußere. Dort kann man den Verzicht auf übertriebenes Spoilerwerk immerhin für sympathisches Understatement halten. Innen hätte es aber durchaus ein bisschen mehr Sport sein können.

Apropos Sport: Anders als die Topmodelle mancher Konkurrenten gibt der mit 180 kW/245 PS aktuell stärkste Kia in Deutschland nicht auf Biegen und Brechen den Athleten. Das könnte er auch nicht. Das Fahrwerk ist verbindlich straff, aber genau wie die etwas indifferente Lenkung eher auf Langstrecken- als auf beherzte Kurvenfahrt eingestellt. Daran ändert auch ein Druck auf die Sport-Taste unterhalb des Automatikwählhebels nichts; die adaptiven Dämpfer zeigen hier kaum einen Effekt.

Nerviger Achtzylinder-Sound im Innenraum

Kia hat den Optima Sportswagon GT auf europäische Ansprüche zugeschnitten
Neun Liter benötigt der stärkste Serien-Kia immer Kia

Mehr Auswirkungen hat der Knopfdruck auf die obligatorische Sechsgang-Wandlerautomatik, die dann deutlich früher hochschaltet und die Gänge länger hält. Dass sie beim Wechsel der Stufen nicht zu den flottesten Boxen zählt, kann sie trotzdem nicht verbergen. Möglicherweise wäre hier das im Optimaportfolio durchaus vorhandene Doppelkupplungsgetriebe die bessere Wahl gewesen. So jedoch wirkt der 2,0 Liter große Turbobenziner etwas träger als es die Papierform vermuten ließe.

Konterkariert wird die etwas verhaltene Sportlichkeit durch den künstlich modulierten Motorensound im Innenraum. Der Vierzylinder klingt schon beim Ausparken fast wie ein Achtzylinder. Das macht ungefähr eine halbe Stunde Spaß, anschließend nervt es nur noch, vor allem im Stadtverkehr. Weniger wäre hier mehr gewesen. Das gilt nebenbei auch generell für den stark motorisierten GT. Zwar bereitet es Freude, den ein oder anderen deutschen Premiumkunden auf der linken Autobahnspur mit einem kia-untypischen Zwischenspurt zu verblüffen, im Alltag und für die Reise aber ist man mit einem sparsameren und weniger extrovertierten Mittelklassekombi besser aufgehoben. Schließlich ist der GT selbst bei moderater Fahrweise kaum unter die Neun-Liter-Marke zu bringen.

Nur ein Diesel für den Kia Optima Sportswagon GT

Hier zeigt sich auch, was Kia letztlich noch fehlt, um VW, Skoda, Audi und Co. wirklich gefährlich werden zu können: Mehr Auswahl bei den Antrieben. Der aktuell einzige Diesel ist zwar sparsam, übt mit seinen 104 kW/141 PS aber wohl kaum eine besondere Anziehungskraft auf Dienstwagenfahrer und anspruchsvolle Familienoberhäupter auf. Irgendwo zwischen dem Selbstzünder und dem GT wäre wohl das ideale Leistungslevel für den Optima-Kombi.

Vielleicht stößt das neue Plug-in-Hybridmodell mit 151 kW/205 PS in diese Lücke. Mit einem Preis von rund 41.500 Euro läge er auf dem gleichen Niveau wie der GT. Dem bleibt in Europa immer noch die Rolle als beeindruckender Vorführwagen für die Händler der Marke. Kaufen – das weiß auch Kia – wird der Kunde dann aber eher eine andere Variante des Korea-Kombis. Die Lust auf den Kauf hat dann aber vielleicht der GT geweckt. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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