Jaguar XF Sportbrake 3.0 V6 D S: Mal was anderes

Comeback bei Kombis

Jaguar XF Sportbrake 3.0 V6 D S: Mal was anderes
Auf 275 PS greift der Topdiesel des Jaguar XF Sportbrake zurück. © AG/Busse

Im Vergleich mit dem Audi A6 oder einem 5er BMW hat der neue Jaguar XF Sportbrake in hiesigen Graden kaum eine Chance. Dabei ist der Kombi aus britischer Fertigung trotz fehlender Attribute im Vergleich zu den deutschen Mitbewerbern eine überlegenswerte Alternative.

Von Thomas Flehmer

Jaguar – Automobil-affine Mitbürger schnalzen immer noch mit der Zunge, wenn ein Produkt der britischen Schmiede ab und an auf deutschen Straßen unterwegs ist. Selbst nach der trostlosen Zeit des Ford Mondeo-Ablegers X-Type Estate von 2004 bis 2009 hat das Image nicht gelitten. Der Nachfolger XF Sportbrake ist ein waschechter Jaguar und somit immer noch etwas anderes als ein BMW oder ein Audi, auch wenn er in Deutschland nicht über eine Nischenfunktion herauskommt, was allerdings auch seinem immer noch vorherrschenden Image geschuldet ist.

Jaguar-Image weiterhin exotisch

Denn mit Jaguar verbinden die meisten (Unwissenden) immer noch absoluten teuren Luxus, der eher in Richtung Maserati hinweist als auf deutsche Premiumprodukte wie den 5er BMW Touring oder einen Audi A6 Avant, mit denen sich der Jaguar XF Sportbrake misst. So wird zwar das Exotische an der Marke begutachtet, aber aufgrund überhöhter Vorstellungen des Preises die Marke gar nicht in Betracht gezogen. Wenn gesagt wird, dass man - wie es so schön heißt - ausstattungsbereinigt mit einem Jaguar günstiger vorfährt, ist das Erstaunen groß.

So beginnen die Preise für den XF Sportbrake 3.0 V6 D S mit 202 kW/275 PS bei 56.550 Euro. Der 258 PS starke 530d Touring mit 54.340 Euro und der Audi A6 Avant 3.0 TDI Quattro 110 Euro teurer starten zwar günstiger, haben dann aber nicht so viel an Bord wie der Jag, der immerhin mit Ledersesseln und einem richtigen Wohlfühlambiente mit den deutschen Vertretern mithalten kann. Immer wieder schön der versenkbare Schalt-Drehknopf sowie die automatisch sich öffnen und schließenden Lüftungsklappen, die den Aufenthalt hinter dem Steuer versüßen.

Entspannt unterwegs im Jaguar XF Sportbrake

Trotz seiner 275 PS und dem maximalen Drehmoment von 600 Newtonmetern, die bei 2000 Umdrehungen anliegen und mit denen der XF Sportbrake den Sprint innerhalb von 6,6 Sekunden sehr dynamisch erledigt, kann der Kombi sehr entspannt pilotiert werden – egal, ob in der Stadt oder außerhalb. Der edle Innenraum macht es möglich, dass sich die Fahrweise soweit entspannt, als würde man in einem Elektroauto sitzen.

Der Sechszylinder-Diesel ist nicht vernehmbar und so kann entspannt gecruist werden. Dank der entschleunigten Fahrweise konnte sogar der angegebene Verbrauch von 8,6 Litern um einen Liter verringert werden – allerdings bei einem sehr hohen Stadtautobahnanteil.

Nur wenige Assistenten im Jaguar XF Sportbrake

Im Jaguar XF Sportbrake fühlen sich die Insassen sehr wohl.
Im Jaguar XF Sportbrake fühlen sich die Insassen sehr wohl. Jaguar

Dass die Raubkatze auch anders kann, ist selbstverständlich. Sehr schnell ist die linke Autobahnspur eingenommen, sehr schnell ist Tempo 200 erreicht und bis zur Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h ist es dann auch nicht mehr weit. Wer aber auch hier es ruhiger angehen lässt, ist mit knapp acht Litern dabei und verpasst die angegebenen 4,9 Liter deutlich, doch das ist bei jedem Fahrzeug so. Und immerhin muss der fast fünf Meter lange Fronttriebler knapp 1,9 Tonnen ziehen. Dass die deutschen Premiumfahrzeuge etwas sparsamer sind, muss als Jaguar-Fahrer getragen werden.

Ebenso die fehlenden Assistenzsysteme, die in der deutschen oberen Mittelklasse zum Standard gehören. Im Jaguar gibt es einen Totwinkelwarner, Rückfahrkamera und Fernlicht-Assistenten, dann ist Schluss. Kein Internet, sondern nur die Bluetooth-Schnittstelle für das Telefon, ein kleinerer Monitor für Navi und Infos – das war es. Dafür liegt das Kofferraumvolumen zwischen 560 und 1675 Litern auf Augenhöhe mit den Mitbewerbern.

Doch die Schwachstellen fallen einem gar nicht so ins Gewicht, auch wenn so mancher Geschäftsreisende auf der langen Fahrt auf die Komfortelemente nicht verzichten möchte. Wer es doch kann, wird belohnt – mit einem Jaguar, dessen Image immer noch teurer wirkt als der reale Wagen kostet. Und im Gegensatz zum 5er BMW oder Audi A6 ist der Jaguar mal was anderes.

Vorheriger ArtikelEntscheidung um Mercedes-Zulassungsstopp vertagt
Nächster ArtikelHyosung spendiert GT 650i R neue Frontmaske
Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

Keine Beiträge vorhanden