Jaguar F-Type SVR: Schnelle fahraktive Premiere

Schneller als ein Porsche 911 Turbo

Jaguar F-Type SVR: Schnelle fahraktive Premiere
Der Jaguar F-Type SVR ist das schnellste Serien-Modell des Unternehmens © Jaguar

Mit dem F-Type SVR bietet Jaguar das schnellste Serien-Fahrzeug des Unternehmens an. Zugleich feiert die neu gegründete SVR-Abteilung Premiere bei der Katzenmarke.

Genug ist nicht genug, sang einst Liedermacher Konstantin Wecker. Zwar hatte der Barde dabei sicher nicht die Sportwagen-Klientel im Fokus, aber für die scheint der Songtitel passend zu sein. Schon der normale Jaguar F-Type mit der 280 kW/380 PS starken 3,0-Liter-V6-Maschine ist ja beileibe nicht schwach auf der Brust. Und da haben die Briten ja schon die R-Version mit dem 5,0-Liter-V8-Motor und 405 kW/550 PS oben draufgesetzt. Doch für die ganz Unersättlichen geht im Juli nun die SVR-Variante mit 423 kW/575 PS als Coupé und Cabriolet an den Start. 138.400 Euro für die geschlossene Ausführung und 145.400 Euro für die luftigere, oder in diesem Fall eher stürmischere Ausgabe erfordern aber ein dickes Bankkonto.

Jaguar hatte seine bisherigen Serien-Sportler ja schon im vergangenen Jahr mit dem Project 7 getoppt, ein kompromissloses F-Type-Cabrio nur mit einer textilen Behelfsmütze, das allerdings lediglich in einer limitierten Sonderserie von 250 Exemplaren aufgelegt wurde, von denen gerade mal 20 für Deutschland vorgesehen waren. Der dort eingesetzte, auf 575 PS aufgemotzte Kompressor-V8 befeuert nun aber auch die SVR-Version. Er wurde hier natürlich angepasst und verfügt bei gleichem Leistungspotenzial noch einmal über 20 Newtonmeter mehr Drehmoment, was unterm Strich mächtige 700 Nm bedeutet.

Jaguar F-Type SVR schafft 322 km/h

Das erste Jaguar-Produkt aus der Abteilung „Special Vehicle Operations“ (bisher gab es nur einen Range Rover SVR) ist damit auch das schnellste Serienfahrzeug der Unternehmensgeschichte seit dem, auf 275 Einheiten limitierten Supersportler XJ 220 von 1992. Und der erste Jaguar seitdem, der die magische 200er-Grenze knackt. 200 Miles per hour (mph) versteht sich, was exakt 322 km/h Spitze für das SVR-Coupé entspricht, womit die britische Wildkatze sogar auf dem Papier besser dasteht als ein Porsche 911 Turbo. Das Cabriolet muss sich mit maximal 314 km/h Höchstgeschwindigkeit begnügen. Den Tempo-100-Sprint erledigen beide Zweisitzer aber unisono in 3,7 Sekunden. 0,4 Sekunden schneller als die R-Variante.

Doch den Jaguar-Ingenieuren ging es nicht allein um High-Speed, sondern die Verbesserung der gesamten Fahrdynamik. „Unser Ziel war es, alle von den Kunden geschätzten Stärken wie Performance, Handling, Sound und Design auf ein nochmals höheres Niveau zu heben“, erklärt SVO-Geschäftsführer John Edwards, der das Ergebnis einen „High-Performance-Allwetter-Sportwagen“ nennt.

Komponenten für SVR-Variante optimiert

Da spielen verschiedene Komponenten eine Rolle. Die Achtgang-Automatik und das Allradsystem, beide auf die SVR-Modelle neu abgestimmt, ein noch sportlicheres Fahrwerk, Leichtbau-Maßnahmen und aktive Aerodynamik-Hilfen. „Jede zusätzliche Wölbung, Linie oder Komponente erfüllt einen Zweck und steigert die Performance und Präsenz des Fahrzeugs weiter“, beschreibt Designchef Ian Cullum die Maßnahmen, die sein Stylistenteam umsetzte musste. Das reicht von der etwas aggressiver wirkenden Frontschürze mit den großen Lufteinlässen, die zwecks Kühlung den Luftstrom optimiert an Motor, Räder und Bremsen leiten und ihn aus zwei Luftschlitzen an den Kotflügeln wieder austreten lassen, bis zum Heck mit dem mächtigen neuen Diffusor und den zwei mal zwei Auspuffendrohren mit eingeprägtem SVR-Logo.

Die wirkungsvollste Aerodynamik-Maßnahme sei aber der Karbon-Heckspoiler, behaupten die Jaguar-Leute, der serienmäßig ein feststehender Flügel ist und den cw-Wert sowie den Auftriebswert verbessern soll. Optional kann er aber auch in einer ausfahrbaren Version bestellt werden kann, bei der ab 96 km/h (Cabrio) beziehungsweise 112 km/h (Coupé) der Spoiler automatisch ausfährt. Der in der Praxis zwar selten relevante Nachteil: Die Höchstgeschwindigkeit wird dann bei 300 km/h abgeregelt.

Jaguar-Sound an der Grenze

Der Jaguar F-Type SVR ist das schnellste Serien-Modell des Unternehmens
Der Karbon-Heckspoiler ist die wichtigste Maßnahme für die Aerodynamik Jaguar

Die Leichtbau-Maßnahmen durch Verwendung von viel Aluminium, Karbon und Titan – allein die Titan-Auspuffanlage bringt 16 Kilogramm – drücken das Gewicht im besten Fall um rund 80 Kilogramm, wenn zusätzlich das Paket mit den Karbon-Keramik-Bremsen und den Leichtmetall-Felgen in mattschwarz (Aufpreis 9915 Euro) sowie ein aus Kohlefaser gefertigtes Dach für das Coupé (2546 Euro) geordert werden.

Schon beim Anlassen ertönt das Röcheln des V8-Kompressors, das beim morgendlichen Start zur Arbeit zwar nicht jeden Nachbarn begeistern wird, für Motorenfans aber wie Musik in den Ohren klingt. Bei konstanter Beschleunigung bis zur Drehzahlgrenze geht das Ganze dann langsam in ein infernalisches Kreischen über, das fast schon ein bisschen prollig klingt. Zumindest wenn über einen Schalter auf der Mittelkonsole die aktiven Ventile der hinteren Schalldämpfer geöffnet wurden.

Jaguar F-Type SVR eignet sich auch zum Cruisen

Ohne diese Auswahl lässt sich der SVR auch relativ leise und unaufgeregt durch kleine Ortschaften pilotieren. Das trifft auch auf das gesamte Fahrverhalten zu. Beim Cruisen im Cabrio über kurvige Landstraßen beweist der stärkste Vertreter der Jaguar-Flotte, dass er auch beste Alltagseigenschaften besitzt und immerhin so viel Komfort bietet, dass die Bandscheiben der Insassen nicht gefährdet scheinen.

Sein ganzes Potenzial offenbart der Brite dann aber auf der Rennstrecke. Hier sorgt er für Adrenalinausschüttungsgroßveranstaltungen ohne Ende. Vor jeder Kurve lenkt der F-Type zackig ein, bleibt mit seiner präzisen Lenkung sauber auf der Ideallinie und am Kurvenende krallt sich die Wildkatze mit den Hinterläufen vehement in den Asphalt, um beherzt bis zur nächsten Kurve loszustürmen. Das ist auch einem modifizierten Allradantrieb zu verdanken, der viel stärker hecklastig ausgelegt wurde, dem sogenannten Torque-Vectoring, dass die Kraft jeweils zugunsten des kurvenäußeren Rades verteilt und einem adaptiven Fahrwerk, das sich im Dynamic-Modus nicht aus der Ruhe bringen lässt.

Stärkere Jaguar-Variante aus Siegen

Keine Frage, Spaß macht das. Nur, wer brettert schon permanent mit seinem Privatauto über Rennkurse, wie wir das bei der Fahrvorstellung auf der Motorland-Strecke in der nordspanischen Provinz Aragonien konnten. Dass der Normverbrauchswert von 11,3 Litern dabei nicht einmal im Entferntesten als Anhaltspunkt dienen kann, dürfte klar sein.

Der Jaguar F-Type SVR ist ein fahraktives Auto für kurviges Geläuf, das hohes Tempo gefahrlos zulässt und für jene köstliche Stunden auf der Autobahn, in denen sie nicht als Parkplatz dient. Natürlich kann er auch Cruisen; dazu reicht aber auch schon der normale V6.

Aber was ist schon genug? Der Siegener Tuner B&B dopt den SVR ja bereits für rund 8000 Euro mehr zu einer 471 kW/640 PS starken, noch powervolleren Varianten. Genug kann eben nie genügen. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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