Der Jaguar F-Type eignet sich zur Erfüllung des Sportwagentraums. Zwar fehlen dem Briten ein paar Details im Hinblick auf die Sportwagenlegende aus Zuffenhausen, doch übertrumpft der späte Nachfolger des E-Type den 911er auch in manchen Dingen.
Von Thomas Flehmer
Basismodelle sind für Autohersteller zumeist der Lockvogel, Kunden an ein bestimmtes Modell über einen sehr günstigen Preis heranzuführen, um dann eine besser ausgestattete Version zu verkaufen. Im Sportwagensegment sind die höher ausgestatteten und zugleich besser motorisierten Modelle eher als Statussymbole für einen gewissen Reichtum anzusehen, denn zumeist reicht – zumindest von der Motorleistung – die Basisversion. Beim Jaguar F-Type Coupé sind es immerhin 250 kW/340 Pferdestärken, die kontrolliert auf die Straße gebracht werden müssen.
Einnehmende Optik des Jaguar F-Type
Damit ist in 5,3 Sekunden Tempo 100 erreicht und der immerhin 1600 Kilogramm schwere F-Type schafft 260 Stundenkilometer. Doch das sind schnöde Zahlen, die dem Sportwagen aus der britischen Schmiede in keiner Weise gerecht werden. Zuviele Eindrücke prasseln vor dem Erreichen der Spitzengeschwindigkeit auf Fahrer und Beifahrer ein.
Zum einen vor dem Einsteigen die Optik. Während der Porsche 911 sehr kompakt wirkt, zeigt sich der F-Type britisch-traditionell gestreckt. Eine lange Motorhaube, ein kurzes und beim Coupé auch sehr formschönes Heck, das schlank geblieben ist, da kein Verdeck untergebracht werden muss.
Jaguar F-Type mit edler Seitenlinie
Hinzu kommt eine elegante Seitenlinie, die auch von Aston Martin stammen könnte. Gepaart mit einem schönen Grauton erwartet man jederzeit, dass ein Agent im Dienste ihrer Majestät dem 4,47 Meter langen Sportwagen entsteigen könnte. Lediglich die 20er Felgen Blade verleihen dem edlen Untersatz einen gewissen Hang zur Prolligkeit.
Im dunkel gehaltenen Innenraum setzt sich die Eleganz fort. Ledersitze und feine Ziernähte verleihen ebenso Luxus wie das Armaturenbrett mit den – wenn benötigt – sich in der Mitte anhebenden Lüftungsdüsen. Anstatt einem Drehknopf zum Schalten wie im XF ist ein normaler Schaltknauf für die serienmäßige Achtgang-Automatik vorgesehen, den eigentlichen Schaltgang bemerkt man während des Fahrens aber kaum.
Jaguar F-Type mit betörendem Motorsound
Genauso sanft lässt sich der F-Type pilotieren. Schon der erste Gasfuß versetzt die Insassen in Entzücken – und das liegt nicht allein an der Potenz des Zweisitzers mit einem alltagstauglichen Kofferraumvolumen von 320 bis 407 Liter.
Denn zum einen betört – wie vor Jahresfrist bereits im Cabrio – der Klang des Sechszylinders, der zwar vernehmlich, aber zugleich elegant in den Innenraum dringt und die Porsche-Symphonie vom Thron der schönsten Sportwagenklänge stößt. Zum anderen ist die nicht auf Limit gestraffte Lenkung auch zum Cruisen über den Boulevard optimal geeignet und unterstützt auch beim Wendenvorgang, der gerade einmal 10,66 Meter in Anspruch nimmt. Klasse! Es ist einfach schön und macht Spaß, in diesem Wagen zu sitzen.
Jaguar F-Type mit gelungenem Kompromiss
Den Komfort in der Lenkung hat Jaguar auch in das Fahrwerk übertragen. Somit agiert der F-Type nicht so straff wie ein 911er auf Autobahnfahrt oder Kurvenjagd, doch die Sportlichkeit ist jederzeit gegeben, auch bedingt durch die 340 PS und das Drehmoment von 450 Newtonmetern – ein äußerst gelungener Kompromiss zwischen Sportlichkeit und Komfort.
Die Einladung zum Cruisen bedingt dann auch, dass man sich je nach Fahrsituation nicht allzu weit vom angegebenen Verbrauch von 8,8 Litern entfernt, der zweistellige Bereich ist aber sehr schnell erreicht. Allerdings ist in dieser Liga der Verbrauch nicht entscheidend für einen Kauf. Auch dass im englischen Sportwagenvertreter nicht so viele Fahrerassistenzsysteme verbaut sind wie in einem Porsche stört nicht, da man sich im F-Type selbst in hohen Geschwindigkeitsbereichen sicher fühlt.
Und der Jaguar punktet natürlich noch über den Preis. Bei 67.000 Euro startet die vollkommen ausreichende Basisversion. Ein 911er mit Doppelkupplung beginnt bei 94.000 Euro. Dafür bietet der Jag – natürlich bedingt durch sein Nischendasein auf deutschen Straßen – den höheren Aufmerksamkeitsfaktor. Und edel sieht der F-Type wirklich aus. Wer es sich finanziell leisten kann und in einen Sportwagen investieren will, der sollte diesen Traum wagen.