Gestern wie heute

Suzuki LJ 20 - Suzuki Jimny

Der Suzuki Jimny ist für die Japaner ein zentrales Erfolgsmodell. Dabei weist der «Light-Jeep» viele Gemeinsamkeiten mit dem vier Jahrzehnte älteren Vorgänger LJ20 auf.

Von Stefan Grundhoff

Auch wenn Suzuki sich nach Erfolgsmodellen wie SX4, Swift, Splash und in Anbetracht des Kizashi-Konzepts auch in Europa mehr und mehr zu einer Volumenmarke mit Vollsortiment entwickelt, so liegen Gene und Würze doch im Bereich preiswerter 4x4-Fahrzeuge.

Junge Kunden als Zielgruppe

Der Suzuki Jimny ist im Hause Suzuki ein zentrales Erfolgsmodell. Betagte Technik, Komfortschwächen und unzureichende Sicherheitsreserven tun dem Erfolg des preiswerten Einstiegs-Allradlers keinen Abbruch. Gerade junge Kunden stehen auf den bezahlbaren Allradler, der abseits befestigter Straßen seine Stärken pflegt und so als legitimer Nachfolger von LJ 80 und LJ 413 gilt.

Die beiden 4x4-Yountimer bevölkerten seit Anfang der 80er Jahre unsere Straßen und galten als liebenswerte Allradler mit Sonnendeck. Ein alltagstaugliches 4x4-Cabriolet für City, Baggersee und Jägerzunft. In Asien begann der Trend zu den «Light-Jeeps» schon ein paar Jahre früher. Zum Beispiel mit dem Suzuki LJ 20, von dem eine handvoll Enthusiasten einige Exemplare nach Europa geholt haben. Ein Vergleich zeigt, dass der grüne Armee-Oldie LJ 20 und der aktuelle Jimny mehr gemeinsam haben, als man es angesichts der vier Jahrzehnte Produktionsunterschied denken mag.

Asiatische Version des Jeep CJ

Kompakt und klein Foto: press-inform

In den späten 60er Jahren entschied man sich bei Suzuki, das eigene Fahrzeugportfolio um einen kleinen Geländewagen zu erweitern. Die erste Generation mit Namen LJ 20 war an sich nur für den asiatischen Markt gedacht. Man wollte eine japanische Version des amerikanischen 4x4-Urgesteins Jeep CJ kreieren. Klein, geländegängig und als ein treuer Begleiter wurde der LJ 20 so für die japanische Armee entwickelt. Von 1972 bis 1976 wurden mehr als 35.000 Fahrzeuge produziert. Der private Käufer konnte den agrartauglichen Asia-Klettermaxen für kaum mehr als 480.000 Yen erstehen.

Seine Technik war damals so betagt und puristisch wie die des Suzuki Jimny in heutiger Zeit. So kam der 3,20 Meter lange und gerade einmal 1,30 Meter breite Oldie LJ 20 mit seinem Gewicht von nicht einmal 650 Kilogramm mit robuster Allradtechnik um die Ecke getuckert. Sein Zweizylinder leistete schwächliche 28 PS und ein Drehmoment von knochigen 38 Nm, das heute einem ferngesteuerten Spielzeugauto zur Ehre gereichen würde. Offiziell sollte der als offene und geschlossene Version erhältliche LJ 20 eine Spitzengeschwindigkeit von 80 km/h packen. Realistisch war man eher mit 50 bis 70 km/h unterwegs. Dann war für den japanischen Rechtslenker Schluss.

Eindrucksvolle Ähnlichkeit

Viele Gemeinsamkeiten trotz unterschiedlicher Epochen Foto: press-inform

Aber schließlich sollte dieser insbesondere im Gelände zeigen, was er kann. Allradantrieb, Geländeuntersetzung und die schmale Spur sorgten für ein Durchkommen in fast allen Lebens- und Hanglagen. Beim Fahrwerk konnte man da getrost Abstriche machen. Blattfedern und Starrachsen sorgten für wenig souveränes Ausgleichen von Unwirren des Fahrbahnbelages. Da ist der Suzuki Jimny im Vergleich in der heutigen Zeit kaum weiter. Auch er poltert und rumpelt munter über Straßen, Wege und Pisten. Der kurze Radstand und der hohe Schwerpunkt tun ihr übriges, dass sich der Fahrkomfort - gestern wie heute - bei beiden in engen Grenzen hält.

Die Ähnlichkeiten des LJ 20 zu den Nachfolgemodellen LJ 80, LJ 413 oder dem aktuellen Jimny sind eindrucksvoll. Auch der gerade einmal 3,70 Meter lange Jimny neuester Bauart hat nicht nur auf der Straße seine Schwächen. Immerhin gibt einen Drehmomentstarken Vierzylinder-Diesel mit 1,3 Litern Hubraum. Das Commonrail-Triebwerk leistet ebenso wie der Benziner gerade einmal ausreichende 63 kW/86 PS. Der Jimny ist mit Spitze 140 nichts für die Autobahn und auch auf der Landstraße sollte man einen avisierten Überholvorgang vorher genau abwägen und dann doch lieber bleiben lassen.

Lieblingsmodell für Ferieninsel

Der LJ20 wäre auch heute noch auf Malle hip Foto: press-inform

Dafür ist er handlich, für zwei Personen durchaus spaßig zu fahren und eines der Lieblingsmodelle der Autovermieter auf Ferieninseln wie Ibiza, Mallorca oder Kos. Genau das richtige für ab in die Dünen oder durch die Botanik. Hier gibt es schlechtere Autos als den mindestens 14.800 Euro teuren Allradler (Diesel ab 16.500 Euro) mit der peinlichen Sicherheitsausstattung. Zwei Airbags, vier Kopfstützen und ABS sind im Falle des Falles kaum mehr als nichts.

Die Handschaltung von Suzukis 4x4-Einsteigers ist alles andere als präzise und das Fahrwerk erinnert eher an die frühen 80er Jahre oder an den robusten Unimog. Von der Fahrqualität moderner Klein-SUV ist man meilenweit entfernt. Bremsen und Lenkung von ihm mögen ebenso wenig ins dritte Jahrtausend passen. Für einen Hauch von Komfort sorgen dagegen elektrische Fensterheber, eine Klimaanlage oder sogar elektrische Spiegel. Wäre der LJ 20 vor 40 Jahren damit ausgestattet gewesen; der 28 PS starke Zweizylinder hätte gerade einmal ausgereicht, Verbraucher und Nebenaggregate zu betreiben. Für einen sinnvollen Vortrieb hätte der 360 Kubikzentimeter große Brennraum selbst auf gerader Strecke kaum gereicht.

Unveränderter Charme

Spartanischer Innenraum Foto: press-inform

Der Innenraum von LJ 20 und dem Jimny war - jeweils in ihrer Zeit - ebenso spartanisch wie mäßig dimensioniert. Das Lenkrad des LJ ist spindeldürr, eine handvoll Schalter und Anzeigen gruppiert sich um das dürre Zweispeichensteuer. Licht, Scheibenwischer, Anlasser und Blinker - viel mehr gibt es nicht.

Dagegen präsentiert sich das alles andere als überladene Armaturenbrett des Jimny als wahre Luxusversion. Wüsste man nicht, dass der Jimny im Vergleich zu den aktuell so beliebten Klein- und Mittel-SUV in der automobilen Steinzeit lebt. Klimaautomatik, Bildschirmnavigation oder Komfortmodule für Sitzverstellung und weitere Annehmlichkeiten sucht man auch in ihm vergebens. Seinem Charme tut das keinen Abbruch. Auch das hat sich über die Jahrzehnte nicht geändert.

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