Ford Mondeo: Vom Streben nach Höherem

Mittelklasse mit wachsendem Schick

Ford Mondeo: Vom Streben nach Höherem
Seit 2012 schon in den USA unterwegs: der neue Ford Mondeo © Ford

Er hat sich lange Zeit gelassen bis zu seinem Erscheinen. Mit bekannten Stärken und neuem Schick zeigt sich der neue Ford Mondeo im Test doch nicht völlig ohne Fehl und Tadel.

Auch wenn man heute fast schon mit der Bewahrung des Status Quo zufrieden wäre, so streben die meisten Menschen individuell doch immer noch nach oben. Und da das Auto ein Spiegelbild unserer Gesellschaft ist: Kleinwagen, die mindestens wie Kompakte daherkommen oder Kompakte, die hochwertiger wirken als noch vor zwei Jahrzehnten ein Oberklasse-Modell.

Und natürlich strebt auch die deutsche Mittelklasse zu Höherem. Der neue Passatist ein Beispiel, der neue Mondeo ein zweites. Wir haben den Kölner genauer unter die Lupe genommen, und zwar als edle Fließhecklimousine mit dem mächtigen 2,0-Liter-Diesel in der stärkeren Version mit 132 kW/180 PS. Übrigens: Mindestens 31.450 Euro ruft Ford für diese Variante seines Spitzenmodells auf.

Mit Verspätung

Die neue Generation des Mondeo hat sich ein wenig zu lange Zeit gelassen. Eigentlich sollte sie viel früher in Europa in den Handel kommen. In den USA gibt es den Mondeo schon seit 2012 – dort heißt er Fusion.

Was Motoren und Fahrwerke angeht, gehört Ford seit Jahren zur Spitze. Jetzt soll auch ein Schuss Emotion dazukommen mit den heute üblichen Zutaten: scharfe Linien und Karosserieknicke, schneidig ins Seitenblech einlaufende Scheinwerfer und ähnliche Designtricks. Allerdings haben die Mondeo-Gestalter einen guten Mittelweg getroffen. Der große Ford wirkt nicht so nüchtern wie ein Passat, aber auch nicht so überzeichnet wie manche Produkte aus Fernost.

Gutes Platzangebot

Dies trifft auch auf den Innenraum zu, wo ein übersichtliches Armaturenbrett wartet. Optische Highlights hat Ford hier kaum gesetzt. Allerdings gelingt die Bedienung nicht ganz so selbstverständlich wie etwa beim großen Rivalen aus Wolfsburg, dafür steht die Materialqualität dem Passat kaum nach. Und dann ist da natürlich noch die weitere Stärke des Mondeo: sein Platzangebot gerade auf den hinteren Plätzen.

Hier können zwei Erwachsene auch eine richtig lange Reise genießen. Die praktische Fließheck-Version offeriert zudem ein in der Normalkonfiguration eher durchschnittliches Laderaumvolumen von knapp 460 Litern (mit echtem Reserverad an Bord), bei umgeklappten Sitzen zeigt sich der Vorteil dieser Karosserieform: Knapp 1.450 Liter Volumen – das ist schon Kombi-Niveau.

Variables Fahrwerk gegen Aufpreis

Wenn man den derzeit größten Diesel mit 180 PS gewählt hat, muss man mit kompletter Ausstattung mit annähernd 40.000 Euro rechnen. Das Fahrwerk ist wie fast immer bei Ford derart gut, dass man seine Grenzen wohl nur auf abgesperrter Strecke wirklich austesten kann. Mit dem gegen Aufpreis (2.000 Euro im Komfort-Paket) erhältlichen elektronisch einstellbaren Fahrwerk, lässt es sich zwischen der Komfort-, der Normal- und der Sporteinstellung wählen.

Wobei der Ford in der Komfort-Einstellung doch ein wenig zu lasch wird, in beiden anderen Konfigurationen jedoch satt auf der Straße liegt.

Empfehlung: Doppelkupplungsgetriebe

Der Motor soll im Mix nur 4,4 Liter verbrauchen (CO2-Ausstoß: 115 g/km, Effizienzklasse: A), schlagen wir die übliche Marge obendrauf, landen wir in der Praxis wohl bei akzeptablen 5,5 bis 6,0 Liter – so zumindest war es auf unserer ausgiebigen Testfahrt. Wobei nicht alles am Mondeo perfekt war.

So gönnt sich der große Diesel doch eine zu deutliche Anlaufphase unter 2.000 Umdrehungen, um dann umso vehementer loszustürmen. Das ist, zumal in Verbindung mit dem eher bieder zu schaltenden Sechsganggetriebe, nicht immer ein Spaß. Hier könnte ein Doppelkupplungsgetriebe mit sechs Gängen für allerdings 2.000 Euro Aufpreis helfen.

Viele Stärken

Von diesen Schwächen abgesehen, hat Ford beim Mondeo vieles richtig gemacht. Seine Tugenden – die großzügigen Platzverhältnisse, das tolle Fahrwerk – wurden beibehalten und vor allem mit einem viel moderneren Design ergänzt.

Und natürlich gibt es in der neuen Generation noch viele Dinge, die vorher auch nicht gegen Geld und gute Worte zu haben waren: LED-Scheinwerfer zum Beispiel, den Gurtairbag für hinten und die heute üblichen Assistenzsysteme. Alles eben fast schon eine Klasse höher. (sp-x)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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