Ford Mondeo: Spätes Happy End

Erstmals auch als Hybrid

Ford Mondeo: Spätes Happy End
Spätstarter Ford Mondeo kann nicht nur beim Fahrwerk punkten. © Ford

Mit über zwei Jahren Verspätung führt Ford die europäische Variante des Mondeo in den Markt ein. Die lange Wartezeit wurde genutzt, aus dem Flaggschiff einen äußerst potenten Konkurrenten zum VW Passat zu kreieren.

Von Thomas Flehmer

Die Story der vierten Generation des Ford Mondeo beginnt mit einem großen Misserfolg. Ford musste aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten das Werk im belgischen Genk schließen, in dem die Mittelklasse hergestellt wurde. Der Umzug nach Valencia dauerte etwas über 18 Monate, sodass der Produktionsstart des neuen Mondeo, der in den USA bereits seit zwei Jahren als Fusion vorfährt, erst jetzt erfolgte, zu einem Zeitpunkt, in dem die Wolfsburger ebenfalls die neueste Generation des Passat von den Bändern laufen ließ. Doch der Mondeo ist bereit, gegen den Platzhirschen in der Mittelklasse anzutreten.

Gut funktionierende Sprachsteuerung im Ford Mondeo

Traditionell kommt der Mondeo als Stufenheck, klassischem Heck und als Kombiversion Turnier daher. Die Front trägt die neue Designsprache und erinnert an die amerikanischen Taurus-Modelle vergangener Jahre. Erstmals kommt dabei das LED-Frontscheinwerfersystem zum Einsatz, dass sich je nach Fahrsituation der dunklen Umgebung und dem jeweiligen Fahrwinkel anpasst. Die Seitenlinie der Stufenhecklimousine ist auch bedingt durch eine coupéhafte Absenkung des Daches sehr edel ausgefallen.

Im Cockpit hat sich Ford nun endgültig von seiner überbordeten Mittelkonsole getrennt und setzt ganz im Trend auf die Bedienung über den mittig angepassten Monitor, über den auch die ausgezeichnet funktionierende Sprachsteuerung von Sync2 läuft. So sucht das System nach Restaurants in der Umgebung, wenn der Befehl "Ich bin hungrig" gegeben wurde.

Viel Platz im Ford Mondeo

Spätstarter Ford Mondeo kann nicht nur beim Fahrwerk punkten.
Ford hat das Cockpit entstaubt Ford

Auch die Instrumententafel ist übersichtlich ausgefallen, so dass der Fahrer sich ganz dem Verkehr widmen kann. Fahrer und Beifahrer werden dabei von gut konturierten Sitzen aufgenommen.

Und trotz der zum Heck abfallenden Linie verfügen auch groß gewachsene Mitfahrer auf den hinteren Sitzen über genügend Kopffreiheit - und Beinfreiheit sowieso. Passend dazu erinnert der Kofferraum an einen Schlund, in dem man ganz tief sein Gepäck hineinschieben kann. 429 Liter sind es mindestens bei der viertürigen Limousine, die bis auf 1630 Liter beim Turnier ausgeweitet werden können.

Ford Mondeo als Kurvenräuber

Spätstarter Ford Mondeo kann nicht nur beim Fahrwerk punkten.
Auch als Kombiversion Turnier ist der Ford Mondeo erhältlich Ford

Maßstäbe setzt Ford traditionell beim Fahrwerk, das ist beim Mondeo nicht anders. In Kooperation mit dem 132 kW/180 PS starken 2.0 TDCI entwickelt sich die 4,87 Meter lange Stufenhecklimousine zu einem Kurvenräuber par Excellence. Der 1,6 Tonner nimmt die Serpentinen so sportlich wie ein Mini, so dass man selbst beim Ford von einem Go-Kart-Gefühl sprechen kann und aus dem Staunen zunächst nicht herauskommt. Wie an der Schnur gezogen geht es um die Kurve und dank eines Drehmomentes von 340 Newtonmetern auch schnell wieder aus ihr heraus.

Auf der Geraden ist nach 8,4 Sekunden der Sprint in Richtung 100 km/h abgeschlossen, bis 224 km/h hält der Mondeo auf der linken Autobahnspur mit. Dass dann der angegebene Verbrauch von 4,5 Litern nicht gehalten werden kann, ist klar.

Gurt-Airbag im Fond des Ford Mondeo

Spätstarter Ford Mondeo kann nicht nur beim Fahrwerk punkten.
Zahlreiche Assistenten erhöhen die Sicherheit im Ford Mondeo Ford

Dass die zwei Jahre nicht nur für Optimierungen genutzt wurden, wird am Gurt-Airbag deutlich. So können die hinten sitzenden Insassen optional für 300 Euro Aufpreis mit einem Airbag ausgestattet werden, der im Falle eines Unfalls vor Brüchen bewahrt und besonders Kinder schützt. Bisher ist dieses System einmalig, sieht man einmal von S-Klasse von Mercedes ab. Überhaupt fließen – auch das ganz im Trend – auch beim Mondeo Elemente der Oberklasse in die Mittelklasse. Der Pre-Collision-Assist, der Fußgänger erkennt und wenn nötig auch selbstständig einbremst, steht nur als Beispiel für den gestiegenen Komfort.

Den bietet auch der laufruhige Diesel, dessen Geräusche und Vibrationen im Innenraum nicht wahrgenommen werden. Überhaupt geht es sehr ruhig im Innern zu, da auch das Fahrwerk nicht nur Kurven meistert, sondern auch die Unebenheiten des Belages fast wie eine Magic-Body-Control von Mercedes ausbügelt, sodass die Fahrten sehr entspannt durchgeführt werden können – für die vielen Gewerbetreibenden, die in der Mittelklasse zuhause sind, ein Pfund, mit dem Ford wuchern kann.

Ford Mondeo auch als Hybrid

Im Vergleich mit dem Platzhirschen aus Wolfsburg punktet der Mondeo auch beim Preis. Bei 27.150 Euro startet die Basisversion des Mondeo. Mindestens 31.450 kostet der 2.0 TDCI, der jedes Vertreterherz höher schlagen lässt. Insgesamt kann zwischen zehn verschiedenen Versionen – darunter auch ein Hybridmodell – gewählt werden. Im kommenden Jahr folgt noch eine Topversion mit Allrad und 210 PS und wird dazu führen, dass die negativ begonnene Geschichte der vierten Mondeo-Generation ab dem 6. Februar 2015 ein Happy-End erfahren kann.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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