Der Focus gab den sportlichen Anfang. Doch auch eine Stufe tiefer gibt sich der Ford Fiesta ST auch in neuer Auflage sportlich kompromisslos.
Von Thomas Flehmer
Man muss die harte Tour mögen. Während manche dynamische Kleinwagen trotz aller Sportlichkeit einen gewissen Komfort nicht vermissen lassen, ist der Ford Fiesta ST eher aus hartem Holz geschnitzt, was die Vorlieben der einen steigert, andere dagegen erst gar nicht einsteigen lässt.
Sportliche Recaro-Sitze im Ford Fiesta ST
Dabei gelingt der Einstieg in den kleinen sportlichen Bruder des Focus ST noch relativ problemlos, dann aber vermitteln schon die Recaro-Sportsitze dem sportlich nicht jederzeit aktiven Fahrer gleich zu Beginn ein schlechtes Gewissen, seinen Körper dem Platzhalter hinter dem Lenkrad doch wieder anzupassen. Die Seitenränder bohren sich in den Schulterbereich, und wenn sich der kleine ST in seinem Element befindet, wird es noch schöner.
Der 134 kW/182 PS starke Flitzer krallt sich förmlich in den Asphalt der Landstraße, die sein Metier ist. Ist Ford traditionell bei den besten Fahrwerken immer vorn zu finden, so haben die Techniker beim Fiesta ST noch einen raufgesetzt. Die Kurvenhatz wird zum Genuss, der 1,2-Tonner hält die Spur und vermittelt Gefühle wie sie ein britischer Kleinwagenhersteller in Münchner Hand für sich deklariert.
Ford Fiesta ST unter sieben Sekunden auf 100 km/h
Innerhalb von 6,9 Sekunden stößt der Fiesta ST in den dreistelligen km/h-Bereich vor. Die Spitzengeschwindigkeit von 220 km/h sollte auf dem ländlichen Asphalt nicht unbedingt erreicht werden, dafür ist die Autobahn zuständig, doch dazu später. Es macht einfach Freude, das schon bei 1600 Kurbelwellenumdrehungen anliegende Drehmoment immer wieder auszukosten und die nächste Kurve anzusteuern und anschließend wieder zu beschleunigen – jedenfalls wenn die Härte gemocht wird.
Denn die Sitze geben jede Welle der Straße zum verlängerten Rückgrat weiter. Man muss es mögen, ansonsten wird aus dem eigentlichen Fahrspaß eher Fahrstress, vor allem dann, wenn noch die Seitenränder der Sitze sich in den Schulterbereich vortasten. Vor allem auf der Autobahn wird dann deutlich, dass dieses Auto sich woanders sehr viel wohler fühlt und eher als Spaßmobil benötigt wird.
Überraschend viel Platz im Ford Fiesta ST
Dabei hat der Fiesta durchaus seine Alltagsqualitäten. Überraschend viel Platz haben auch die Personen hinter Fahrer und Beifahrer. Kopffreiheit ist trotz einer leicht abfallenden Dachlinie auch für größer Gewachsene gegeben und auch die Beine finden genügend Unterschlupf. Doch auf der Autobahn in höheren Geschwindigkeitsbereichen und dem hart gefederten Fahrwerk sollten Zartbesaitete gewisse Vorkehrungen treffen und eventuell ein kleines Plastiktütchen mit auf den Sitz nehmen.
In der Stadt dagegen ist das alles kein Problem. Selbst der Ein- und Ausstieg hinten klappt beim Dreitürer sehr gut. Und bei Tempo 50 ist der vorletzte der insgesamt sechs Gänge eine gute Wahl, um mit 6,9 Litern Superplus durch den Stadtverkehr zu kommen, auch wenn ein hoher Autobahnanteil dabei ist. Für die Fahrten außerhalb der Stadt sind die angegebenen 4,8 Liter aufgrund des hohen Spaßfaktors reine Utopie. Wer mit 150 km/h über die Autobahn fährt, ist mit 7,5 Litern aber noch gut bedient. In höheren Geschwindigkeitsbereichen steuert der 1,6 Liter große Benziner den zweistelligen Bereich an.
Ford Fiesta ST ab 19.990 Euro
Allerdings sollten die Kraftstoffkosten kein Kriterium beim ST sein. Denn allein für den Fiesta ST mit Leder-Sport-Paket müssen 20.990 Euro angelegt werden, ohne Ledersitze 1000 Euro früher. Passende Leichtmetallräder, Navi mit Sync, Lackierung in Lava-Rot-Metallic, Ford-Freesystem sowie Rückfahrkamera und vor allen auf tempolimitierten Straßen eine sehr sinnvolle Geschwindigkeitsregelanlage treiben den Preis auf 23.625 Euro. Auch da muss man hart bleiben, ehe die Härte auch wirklich gespürt werden kann.