Ford Fiesta ST: Konsequent sportlich

Fast ohne Schnickschnack

Ford Fiesta ST: Konsequent sportlich
Der Ford Fiesta ST ist ein "Sportwagen fürs Volk". © Ford

Der Ford Fiesta ST präsentiert als Fahrmaschine im Stile der achtziger Jahre. Bei der Konzeption wurden fast alle elektronischen Helfer außer Acht gelassen.

Das Attribut "altmodisch" würde man in Bezug auf ein Auto wohl kaum als Kompliment durchgehen lassen. Beim Ford Fiesta ST ist es aber so gemeint. Der motorisch aufgemotzte Kleinwagen ist ein Spaßauto nach alter Väter Sitte, in der Tradition der 80er-Jahre stehend: kraftvoll, preiswert und ohne neumodischen Schnickschnack. Zumindest fast.

Dynamische Form des Ford Fiesta ST

Bei der ersten Begegnung mit dem Fiesta hat man jedoch zunächst einen anderen Eindruck: Wie seine zivil motorisierten Brüder steht auch die ST-Version für den aktuellen Kleinwagen-Stil, der die dynamische Form dem funktionellen Nutzen vorzieht. Als Basis für einen Mini-Sportler ist das natürlich wiederum gut.

Der ein wenig an Aston-Martin erinnernde Kühlergrill, die langgezogenen Scheinwerfer und die kleinen Fensterflächen verpassen schon dem Standardmodell ein flottes Outfit, der beim ST – vergleichsweise dezent - durch breitere Schweller, einen größeren Heckspoiler und 17-Zoll-Räder unterstrichen wird. Nachteile wie die schlechte Rundumsicht, die hohe Ladekante und der zu eng geschnittene Kofferraum fallen bei einer Sportversion zudem kaum ins Gewicht.

Ford Fiesta setzt Fokus auf kurvige Landstraßen

Denn um Einparken, Kofferraum beladen und Wasserkisten hochhieven geht es beim ST nicht. Der konsequent ausschließlich als Dreitürer angebotene Kraft-Wagen ist zum flotten Fahren gemacht. Und zwar konsequent. Das humorlos trockene Fahrwerk, die direkte und präzise Lenkung und die kompromisslos packenden Bremsen setzen den Fokus klar auf kurvige Landpartien. Nach längeren Strecken auf der Autobahn schält man sich daher erleichtert, aber durchgeschüttelt aus den eng geschnittenen Sportsitzen mit ihren ausladenden Seitenwangen.

Ford Fiesta ST als "Sportwagen fürs Volk"

Der Ford Fiesta ST ist ein "Sportwagen fürs Volk".
Sportlich hart gefedert sind die Sitze des Ford Fiesta ST Ford

Wer sich auf die recht harte Gangart einlassen will, findet in dem 1,6 Liter großen Turbobenziner des ST aber einen kongenialen Gefährten. Der aufgeladene Vierzylinder mit 134 kW/182 PS entwickelt in jeder Lebenslage einen unmittelbaren und unbändigen Druck, der einen unwiderstehlich mitzieht. Egal welcher Gang der knackigen Sechsgangbox gewählt ist: Der Vierzylinder schiebt vehement und ohne Turboloch nach vorne, fast als hätte er zwei Brennkammern mehr. Probleme mit der Traktion oder Antriebseinflüssen im Lenkrad gibt es dabei trotz Frontantriebs so gut wie nicht. Auch wenn die einzige besondere Fahrhilfe ein speziell abgestimmtes ESP mit elektronischer Differenzialsperre ist.

Generell hält sich der ST in technischer Beziehung aber eher zurück. Wo etwa Polo GTI und Ibiza Cupra die kühlen Hightech-Gefährte geben oder der Opel Corsa OPC seine Rennstrecken-Ambitionen etwas zu penetrant herauskehrt, orientiert sich der starke Fiesta eher an Vorbildern aus den 80er-Jahren wie dem Peugeot 205 GTi oder dem Fiat Uno Turbo. "Sportwagen fürs Volk" ist sein Motto. Und das schlägt sich auch im Preis nieder. Mit 19.990 Euro ist er deutlich günstiger als die genannte Konkurrenz, die mit ähnlichen Leistungswerten erst bei rund 23.000 Euro startet.

Künstlich verstärkter Sound beim Ford Fiesta ST

Der Ford Fiesta ST ist ein "Sportwagen fürs Volk".
Beim Sound halfen die Ford-Ingenieure nach Ford

In einer Hinsicht verstößt der Fiesta jedoch gegen das Retro-Reinheitsgebot und setzt stattdessen auf modische Maskerade. Für den kraftvollen Sound über das gesamte Drehzahlband sind nämlich nicht allein Motor und Abgasstrang verantwortlich, sondern ein Sound-Modulator, der die Akustik künstlich verstärkt und besonders satt in den Innenraum leitet. Man könnte das peinlich finden. Doch wer sich daran stört, stört sich auch an elektrisch verzerrten Gitarren bei einem Rockkonzert. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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