Ford Fiesta 1,0 l Ecoboost: Eingeschränkte Freiheit

Starker Dreizylinder

Ford Fiesta 1,0 l Ecoboost: Eingeschränkte Freiheit
Der Ford Fiesta ist mit 125 PS kräftig unterwegs. © AG/Flehmer

Mehr als ausreichend motorisiert ist der Ford Fiesta mit dem mehrfach ausgezeichneten Dreizylinder unterwegs. Als Fluch und Segen zugleich diktiert das Sicherheitssystem MyKey den Alltag.

Von Thomas Flehmer

Freiheitsbeschränkungen werden im Allgemeinen nicht so gut aufgenommen. In manchen Fällen kann ein kleiner Eingriff aber recht heilsam wirken. Mit dem überarbeiteten Ford Fiesta hielt auch das System MyKey Einzug bei Ford. Über den Zündschlüssel können dabei einzelne Parameter auf das jeweilige Auto abgestimmt werden.

Ford Fiesta mit drehfreudigem Dreizylinder

Sehr sinnvoll ist es, falls die Kinder der Familie erste Erfahrungen mit dem Mobil machen. Über den Schlüssel kann dann nicht nur die Lautstärke der CD-Radio-Systems eingestellt werden, sondern auch die Höchstgeschwindigkeit, sodass die Führerscheinanfänger in ihrem Geschwindigkeitsdrang elektronisch ausgebremst werden können.

Mit dem 1,0 Liter großen Ecoboost-Dreizylinder ist der Fahrspaß für Jung und Alt damit nicht grundsätzlich auf Eis gelegt. Denn die stärker ausgelegte Version mit 92 kW/125 PS stellt ein für normale Serienbenziner recht starkes Drehmoment von 200 Newtonmetern, die bereits ab 1400 Umdrehungen anliegen und bis 4500 Umdrehungen Maximum bieten, zur Verfügung.

Gute Turbounterstützung für 1.0 Ecoboost

Damit erreicht der 3,70 kurze Kleinwagen Tempo 100 bereits nach 9,4 Sekunden, gefühlt sogar schneller, denn der Anzug ist sehr kräftig und die leider nur fünf Gänge lassen sich gut und schnell einlegen. Untermalt wird der Anzug durch einen rauen Sound, der einem noch mehr Sportlichkeit vorgaukelt.

Dabei ist nichts zu merken, dass lediglich drei Töpfe unter der markanter gestalteten Motorhaube arbeiten. Denn anders als bei anderen Herstellern, die ebenfalls auf den Dreizylinder-Zug aufgestiegen sind, hat Ford noch dem stärkeren Ecoboost-Aggregat eine Turbounterstützung zukommen lassen, die sich sehr komfortabel auf das Fahrverhalten auswirkt.

Komfortabler Innenraum des Ford Fiesta

Der Ford Fiesta ist mit dem Dreizylinder-Motor leider kein Schnäppchen.
Der Innenraum des Ford Fiesta ist moderner ausgefallen. AG/Flehmer

Auch auf der Autobahn will man so schnell der Höchstgeschwindigkeit von 196 km/h entgegensteuern – tja, wenn nicht die Schlüsselfunktion MyKey aktiviert wäre, die den Fiesta stabil auf 140 km/h hält. Nun, für den Fiesta ein solides Tempo, im Innenraum bleibt es leise, der Verbrauch hält sich mit 6,4 Litern in Grenzen – auch wenn er drei Liter über dem angegebenen Wert, der auf der Rolle bei Tempo 120 km/h erreicht wurde, hinterherhinkt.

Doch die Kraft, die von dem Dreizylinder ausgeht, möchte eigentlich auch gespürt werden, doch der so genannte Administrationsschlüssel, mit dem die Sperre aufgehoben werden könnte, liegt unerreichbar weit entfernt. So bleibt es bei Tempo 140, das in dem Innenraum, der ebenfalls neu und viel zeitgemäßer als in früheren Version gestaltet wurde, auch genossen werden kann. Die Sitze sind wohl konturiert und passen sich gut an, die Platzverhältnisse für normal gewachsene Erwachsene reichen auch auf den Rücksitzen aus, im Kofferraum kann Gepäck zwischen 281 und 979 Litern platziert werden.

Traditionell gutes Ford-Fahrwerk

Der Ford Fiesta ist mit dem Dreizylinder-Motor leider kein Schnäppchen.
17.700 kostet der Ford Fiesta 1.0 Ecoboost mindestens AG/Flehmer

Und das Fahrwerk ist bei Ford traditionell optimal ausgefallen. Der Fiesta hält auf der Landstraße souverän in den Kurven die Spur und selbst enge Kurven in der Stadt, die mal etwas schneller genommen werden, stellen den 1,1 Tonner nicht vor Probleme. Bedingt durch die MyKey-Sperre machten die Stadtfahrten den überwiegenden Teil im Testzeitraum aus. Hier konnte der Fiesta mit seinem schnellen Anzug punkten. Zudem lag der Verbrauch auch dank eines bei Plus-Temperaturen gut funktionierenden Stopp-Start-Systems mit 5,5 Liter nur 0,2 Liter über dem von Ford angegebenen Wert – bei einem allerdings recht hohen Anteil von Stadtautobahnfahrten.

Doch nicht nur mit dem Dreizylinder punktet der überarbeitete Fiesta, sondern auch durch das aufgefrischte Design. Der Kühlergrill wurde vergrößert, die Scheinwerfer sind eckiger ausgefallen – es passt gut zum Fiesta, der nun einen frischeren Auftritt hinlegt. Um diesen Auftritt mit dem 125 PS starken Dreizylinder genießen zu können, müssen aber mindestens 17.700 Euro hingeblättert werden. Kein Schnäppchen – und ein weiterer gewisser Aspekt der Freiheitseinschränkung – leider.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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