Dacia Logan überrascht nicht nur Skeptiker

Schon lange vor der Einführung auf dem westeuropäischen Markt stand der Dacia Logan in der Kritik. Drei Wochen vor dem Verkaufsstart in Deutschland überraschte das Billigmobil im Praxistest.

Thomas Flehmer

Nun ist er da, der Dacia. Kaum ein anderes Auto hat bereits Monate vor seiner Markteinführung für so viel Wirbel und Aufregung gesorgt wie der Logan. Obwohl das rumänische Modell der Renault-Gruppe seit einem Jahr lediglich auf dem osteuropäischen Markt tourte, war der Hall der ersten Rückrufaktion im Januar 2005 schon sehr groß. Beim Wagenheber fehlte ein Bolzen.

Neue Wagenheber für alle 23

Der Dacia Logan 1.6 MPI. Foto: nz/Flehmer

In Deutschland betraf es insgesamt 23 Modelle, die schon vorher aus Rumänien importiert worden waren. Alle Besitzer haben einen neuen Wagenheber erhalten, sagte Renault-Pressesprecher Thomas May-Englert bei der Präsentation im französischen Lagarde.

Doch der Logan musste weiterhin mit der Skepsis leben, obwohl die westeuropäische Variante noch gar nicht auf dem Markt war und in Deutschland erst ab dem 17. Juni zu erhalten ist. Denn erst spät, im September 2004, entschloss sich die Zentrale in Paris, die 4,25 Meter lange Stufenheck-Version auch in Westeuropa einzuführen. Im Januar konnten deshalb noch keine Argumente für die westeuropäische Variante entgegengebracht werden.

Vier Monate später kann der auf West-Standard konzipierte Logan nun antworten. Denn im Gegensatz zum osteuropäischen Kollegen ist er in den westlichen Staaten besser bestückt. Ein zweiter abschaltbarer Airbag sorgt für den Beifahrer für Sicherheit, ABS und eine Bereifung von Michelin-Continental geben besseren Halt auf dem Asphalt. Zudem befinden sich im Innenraum Dreipunktgurte und fünf Kopfstützen, die beim osteuropäischen Bruder fehlen.

Gute Kurvenlage

Kein ESP: Der Logan hält trotzdem gut die Spur. Foto: Werk

Und auch der Fahrkomfort wird die Skeptiker beruhigen. Das Leichtgewicht mit 1050 Kilogramm kommt trotz lediglich 112 Nm bei dem 1.4 und 128 Nm beim 1.6 relativ zügig voran und liegt auch in Kurven gut auf der Fahrbahn. Zwar wird kein ESP angeboten, doch ein vorn platzierter Querstabilisator und eine sehr hohe Bodenfreiheit halten den sehr robust aussehenden Wagen in der Spur.

Der große Schwachpunkt des Logan liegt in einem ausgesprochen langen Bremsweg. Überraschend ist auch, dass gerade der Logan beim NCAP-Crashtest nur drei Sterne ergattern konnte, obwohl Renault sonst bei der Sicherheit immer ganz vorn liegt. Dafür bietet der Wagen einen überaus günstigen Preis. Er beginnt bei 7200 Euro. Zwar bietet auch die Konkurrenz billige Basisversionen an, doch die schnellen mit den diversen Extras beim Preis schnell in die Höhe. Dagegen ist beim Logan bei 8.700 Euro für die 1.6 MPI-Version mit 64 kW/87 PS Schluss.

Teurere Variante macht sich bezahlt

Und die 1500 Euro Unterschied zur 1.4 MPI-Basisversion mit 55 kW/75 PS sollten aber schon eingesetzt werden. Dafür erhält der Käufer Servo-Lenkung, die auf dem Land nicht so sehr benötigt wird wie in der Stadt, Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber, elektrisch verstellbare Spiegel, Funkfernbedienung, und Bordcomputer. Klimaanlage und Audio-CD-Kombination schlagen noch einmal mit 1.250 Euro zu Buche.

Auch eine Metallic-Lackierung würde 340 Euro extra kosten. Doch gerade die scheint gefragt zu sein. Die Kunden, die es billig haben möchten, wollen aber zugleich nicht auf eine Metallic-Lackierung verzichten, so May-Englert.

Platz genug für alle Passagiere

Trotzdem bleibt der Wagen unter 10.000 Euro und bietet den Insassen im einfachen und ohne Schnickschnack gehaltenen Innenraum etwas, mit dem andere Fahrzeuge dieser Preisklasse bei weitem nicht mithalten können: Viel Platz. Selbst bei weit zurückversetzten Vordersitzen müssen die Passagiere im Fond nicht die Beine zwischen den Ohren anlegen. Und 510 Liter Kofferraum sind bei keinem anderen Modell in dieser Kategorie zu finden. Allerdings kann die Kofferraumklappe nicht von innen, sondern muss mit dem Zündschlüssel geöffnet werden. Der Franzose würde sagen: Mais le Prix.

Und gerade der Preis soll dem Logan weltweit zum Erfolg verhelfen. Ab Jahr 2010 sollen eine Million Logan pro Jahr verkauft werden. Dann wird es neben den bisherigen beiden Benzinversionen auch einen Kombi und einen 1,5 Cdi-Diesel und einen 1.6 16 V mit 107 PS geben, die im nächsten Jahr das Programm vergrößern.

Bis dahin will Renault in Deutschland 3000 Modelle absetzen, die lediglich die Euro-Norm 3 aufweisen. Erst ab dem 1. Januar 2006, wenn Euro 4 gesetzlich vorgeschrieben ist, wird auch im Dacia Logan ohne Aufpreis Euro 4 geboten. Wer also noch warten kann, der sollte erst im kommenden Jahr den Exilanten aus Rumänien ordern. Schon jetzt erhält der Kunde 36 Monate bzw. bis 100.000 Kilometer Garantie, zudem sechs Jahre Garantie gegen Rost. Und das bei dem Preis.

Keine Beiträge vorhanden