Corvette C7 Stingray: Mehr als ein Gefallen

Supersportwagen mit 466 PS

Corvette C7 Stingray: Mehr als ein Gefallen
Die Corvette C7 Stingray erreicht in 4,2 Sekunden Tempo 100 © AG/Flehmer

Natürlich fällt die Corvette Stingray im Straßenbild auf. Doch während früher die Zuordnung der jeweiligen Besitzer eher ins Rotlichtmilieu fiel, hat sich die äußerst sportliche Amerikanerin nun der Haute Volée angenähert.

Von Thomas Flehmer

Mitte der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts fuhr Nick Manusco in der Serie „Stingray“ als eine Art Detektiv umher, der den Hilfesuchenden die Lösung ihrer Probleme verschaffte. Allerdings nicht gegen Bezahlung, sondern unter dem Versprechen, ihm irgendwann selbst einen Gefallen zu tun, wenn er es benötigt. Sein Dienstfahrzeug war dabei eine 65er Corvette Sting Ray der zweiten Generation.

Fünf Generationen und 50 Jahre später hat die Corvette den Namenszusatz Stingray wieder erhalten, doch Probleme lösen muss die neue Ausgabe nicht mehr. Denn die Corvette ist nicht mehr im Rotlichtmillieu zwischen Schlägern und Gangstern unterwegs, sondern hat innerhalb der letzten Jahrzehnte einen sozialen Aufstieg absolviert, der den Supersportwagen in die Kreise der Ärzte und Anwälte führte, die jetzt hier auf die Ikone aus Amerika abfahren.

Corvette Stingray mit gutem Kompromiss zwischen Sport und Komfort

Nicht ganz zu Unrecht, denn den Luden-Charakter hat die Vette schon längere Zeit abgelegt und auch die Anforderungen aus der „Alten Welt“ werden immer mehr erfüllt. So empfängt die beiden Insassen ein schwarz gehaltenes und zum Teil mit Nappaleder verziertes Cockpit. Die Sportsitze bieten ebenso noch genügend Komfort, um auch als älteres Semester den Ein-und Ausstieg nicht allzu schwer zu gestalten.

Und auch das Fahrwerk des lediglich 1,24 Meter hohen, dafür 4,49 Meter langen Supersportlers lässt die im Alltag geschundenen Knochen weiter überleben, da ein Kompromiss zwischen Sportlichkeit und Komfort mehr gegeben ist als in so manchem Kompaktsportler, der auf dicke Hose machen möchte.

Corvette Stingray verschmäht Turbo

Überhaupt benötigt die Corvette diese Attitüde nicht. Natürlich kann sie innerhalb von 4,2 Sekunden die 100 Stundenkilometer erreichen. Und natürlich sind 290 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit kein Problem. In dem Wissen, über wieviel Kraft die Corvette verfügt, kann man es auch ruhig angehen lassen.

Denn auch Cruisen beherrscht der immerhin 6,2 V8-Sauger, der seine Kraft von 466 PS und 630 Newtonmetern nicht über einen oder mehrere Turbos schnell verbreitet, sondern kontinuierlich anzieht. Dazu passt, dass die Corvette zwar über gleich vier nebeneinander liegende Endrohre verfügt, der Sound sich aber trotzdem angenehm zurückhält.

Unmerkliche Zylinderabschaltung

In die Corvette ist das Plastik dem Leder gewichen
An die Schaltung muss man sich gewöhnen Corvette

Ein wenig Eingewöhnungszeit erfordert das manuelle Siebengang-Getriebe, obwohl sich dieser Aspekt sehr wohl zu den eben genannten Aspekten einfügt. Denn die sieben Gänge plus Rückwärtsgang lassen sich nicht knackig schnell einlegen - man muss Gefühle im Handteller beweisen, um die Gänge ohne Hakeln einzulegen – was sich aber auch im Laufe der Zeit legt.

Schnellfahrer begnügen sich eh mit den ersten sechs Gängen, da der siebte Gang als Schongang gilt. Wer nicht nur auf hohe Geschwindigkeiten abzielt, bei dem schalten sich während der Teillast-Fahrt vier Zylinder ab und schonen den Geldbeutel. Unter zehn Liter schafft man es aber auch bei sparsamer Fahrweise nicht.

Corvette C7 Stingray ab 79.500 Euro

Die Corvette C7 Stingray erreicht nach 4,2 Sekunden Tempo 100
Die Corvette ist auch in siebter Generation ein wahrer Hingucker AG/Flehmer

Doch auch wenn zehn Liter für eine Corvette aller Ehren sind, interessiert der Verbrauch nur am Rande, da erhöhte Tankkosten als Folgekosten nach einem Einstiegspreis über 79.500 Euro stets mit eingerechnet werden sollten. Allerdings kosten nicht ganz so stark motorisierte Sportler aus den Stuttgarter Schmieden von Mercedes und Porsche zwischen 40.000 und 50.000 Euro mehr.

Zu den knapp 80.000 Euro der Corvette gesellen sich dann weitere 8000 Euro, wenn das Jet Black Suede Special Edition Package für die Rennstrecke geordert wurde. Sportsitze oder das abnehmbare Dach, mit dem die Stingray in ein Cabrio verwandelt wird, sorgen für weitere jeweils 1850 Euro Aufpreis. Letztendlich werden es 94.450 Euro für den auch äußerlich äußerst attraktiven Sportwagen, mit dem man auch heute noch vielen Personen Versprechungen abringen kann, ihnen später mal einen Gefallen zu tun. Dafür muss man sich heute aber nicht mehr in Gefahr bringen, sondern nur die zahlreichen Anfragen, in der Corvette mitfahren zu dürfen, erfüllen.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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