Citroen C4: Sympathischer Golf-Konkurrent

Angreifer in Kompaktklasse

Citroen C4: Sympathischer Golf-Konkurrent
Als Gebrauchter ist der Citroen C4 nicht unbedingt zu empfehlen. © Citroen

Wer sich in der Kompaktklasse behaupten will, muss einiges zu bieten haben. Der Citroen C4 will gegen VW Golf und Co bestehen. Ob er das Zeug dazu hat, zeigt unser Fahrbericht.

Die Erkenntnis ist fast so alt wie der VW Golf: Wer in Deutschland in der Kompaktklasse neben dem Primus aus Wolfsburg bestehen will, muss sich ganz schön ins Zeug legen. Das hat auch Citroen bei der Neuauflage des kompakten C4 Ende 2010 getan. Mit deutschen Tugenden sollten die Käufer überzeugt werden. Ob die erworbenen Deutschkenntnisse reichen, wollten wir während eines Alltagstest vom Golf-Herausforderer klären. Dieser kam mit dem 88 kW/120 PS starken Benziner und in der höchsten Ausstattungslinie zu uns.

Citroen mit Spagat beim Design

Kein hässliches Entlein, aber auch kein extravagantes Modell - der französische Golf versucht den Spagat zwischen ansprechendem und belanglosem Design. Der Verzicht auf das ehemals weit aufgerissen Haifischmaul im Kühlergrill steht dem Citroen C4 gut und lässt ihn seriöser wirken. Trotzdem ist er nicht langweilig. Der große Doppelwinkel sowie die auffälligen 17-Zoll-Felgen (Serie bei Exclusive) verleihen dem 4,33 Meter langen Fahrzeug durchaus einen Wiedererkennungswert auf großen Parkplätzen.

Kaum wiederzuerkennen ist indes die Innenraumgestaltung. Der nicht immer zeitgemäße Charme unperfekter Verarbeitung gehört der Vergangenheit an. Die Materialien überzeugen haptische wie visuelle. Die Sitze – ehemals mit eher weichen sofaähnliche Polstern und wenig Seitenhalt – fühlen sich nun schön hart an. Nett ist die Massagefunktion, die einen eine unfreiwillige Fahrtverzögerung im Stau angenehmer macht. Ganz auf kleine Spielereien verzichtet man auch nicht.

Zwar gibt es keinen Parfumspender mehr, aber die Lichtfarbe der Instrumente kann individuell gestaltet werden (blau oder weiß), die Geschwindigkeitsanzeige erfolgt wahlweise analog oder digital und auch die Warnsignale, die zum Beispiel beim Nicht-Anlegen des Gurtes ertönen, sind aus vier vorgebenden Tönen einstellbar. Daneben bietet der C4 aber auch handfeste Vorteile. So ist das Platzangebot recht üppig, auch im Fond lässt es sich bequem sitzen. Der Kofferraum bietet in der Grundstellung 408 Liter. Das reicht, für die alltäglichen Einkäufe und Transportnotwendigkeiten.

Umständliche Benutzerführung

Der Citroen C4
Das Heck des C4 Citroen

Nachhilfe braucht der C4 noch hinsichtlich der Bedienbarkeit der Extras. So lässt sich beispielsweise das iPhone zwar problemlos anbinden, die Menüführung durch die Liste der Kontakte ist jedoch umständlich und erfordert viele Klicks, was naturgemäß vom Fahren ablenkt. Überraschenderweise kamen aber die größten Verständnisprobleme von unerwarteter Seite. Der 1,6-Liter-Benziner mit 88 kW/120 PS hinterließ keinen völlig überzeugenden Eindruck.

Dem noch aus der Zusammenarbeit mit BMW stammenden Aggregat mangelt es an Drehmoment. Die maximal möglichen 160 Newtonmeter stehen erst über 4.000 Touren parat. Will man flotter als mit Richtgeschwindigkeit unterwegs sein, benötigt es Drehzahl. Autobahnsteigungen mit Tempo 120 meistert man am besten im vierten oder dritten der fünf Gänge, weil sonst das Tempo abfällt und die Lkw im Rückspiegel größer werden. Hält man den Vierzylinder aber auf Touren, klingt er sportlich und kann es in Maßen auch sein. Solche Gangart quittiert das Triebwerk mit Verbrauchswerten zwischen acht und neun Litern. Fährt man nicht schneller als 120 km/h, zeigt der Bordcomputer Werte um sechs Liter an. Der Normwert liegt bei 6,3 Litern. Das geht heute sparsamer.

In der Ausstattungslinie „Exclusive“ kostet der C4 ab 22.930 Euro. Mit Klimaautomatik, den schon oben erwähnten 17-Zoll-Räder und der Massagefunktion für die Vordersitze, einer elektronischen Einparkhilfe sowie Bluetooth verfügt der Franzose über eine gute Komfortausstattung. Extras an Bord waren das Navigationssystem mit 7-Zoll-Farbbildschirm für 990 Euro sowie ein Sicherheitspaket mit Tote-Winkel-Warner und Reifendrucksensor für 290 Euro. Die Metallic-Lackierung kostet weitere 670 Euro. Wer auf allerlei Komfort verzichten mag: Der C4 steht in der Basisversion mit dem 70 kW/95 PS-Benziner ab 16.670 Euro beim Händler. Fazit: Der C4 spricht nicht perfekt Deutsch. Aber ein mit französischem Zungenschlag gesprochenes „Isch liebe Disch“ hat ja auch seinen Reiz. (SP-X)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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