BMW i3: Stromern mit Preisvorteil

E-Auto mit Innovationsprämie

BMW i3: Stromern mit Preisvorteil
Über 24.000 i3 lieferte BMW 2015 aus. © BMW

BMW hat mit dem i3 Mut bewiesen. Doch der Absatz des Elektroautos bleibt überschaubar. Schade, denn der Stromer hat einiges zu bieten. Vor allem ist er derzeit mit einem satten Preisvorteil zu haben.

Von Frank Mertens

Es gibt Autos, die Sorgen dafür, dass man auch von wildfremden Menschen angesprochen wird. Der BMW i3 gehört zu diesen Fahrzeugen. „Glückwunsch zu diesem tollen Auto. Ich selbst fahre ja keines mehr. Wenn aber eins, dann dieses.“

Der Mitfünfziger, der mir an der Ladestation an der Clayallee in Berlin-Zehlendorf ungefragt seine Meinung mitteilte, war geradezu begeistert vom Elektroauto der Münchner. Nein, gefahren sei er den i3 bisher noch nicht, aber Elektromobilität „sei etwas ganz Tolles. Vor allem in einer Großstadt wie Berlin.“ Dem kann ich nicht widersprechen, nachdem ich eine Woche die Gelegenheit hatte, mit dem BMW i3 durch die Stadt zu fahren. Es gab bislang wenige Autos, die mich so überzeugt haben.

Extravagantes Design

Gut, an das futuristische Design muss man sich erst gewöhnen – mein 14-jähriger Sohn findet es schlicht nur hässlich. Doch sein extravagantes Äußeres hebt den i3 von anderen Elektroautos deutlich ab. Während andere Hersteller wie beispielsweise Volkswagen einfach ein bestehendes Fahrzeugkonzept wie beim Besteller Golf oder Up genutzt haben, um darin einen Elektroantrieb zu verbauen, hat BMW dafür ein ganz neues Auto entwickelt und dafür zugleich auch noch die Submarke BMW i gegründet.

Das ist nur konsequent. Wer ökologisch fährt, will es auch zeigen. Das kann man mit dem BMW i3. Seine Karosserie besteht aus Karbon, im Innenraum werden recyclebare Materialien verwandt – das ist alles sehr stimmig. Wer Platz nimmt im i3, der freut sich über eine gute Übersicht und einen luftigen, sehr geräumigen Innenraum. In ihm haben vor allem Fahrer und Beifahrer ausreichend Platz, aber auch zwei Passagiere können sich auf der Rückbank mehr oder minder bequem in die straffen Sitze fallen lassen. Der Einstieg in den Fond setzt dank gegenläufig zu öffnender Türen übrigens keine gymnastische Grundfitness voraus.

Lautloses Starten

BMW i3
Der Innenraum bietet viel Platz BMW

Startet man den Elektromotor mit seiner Lithium-Ionen-Batterie mit einer nutzbaren Energiekapazität von 18,8 kWh, dann muss man sich mit einem Blick aufs Cockpit versichern, dass man ihn auch gestartet hat. Denn hören tut man nichts. Setzt man sich dann lautlos in Bewegung und beschleunigt den 170 PS starken BMW i3, dann erfährt man ziemlich schnell, warum Elektromobilität neben seiner Emissionsfreiheit ein derartiger Spaßbringer ist. Wie der rund 1,2 Tonnen schwere i3 kraftvoll beschleunigt und in 7,2 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt, verzückte auch die Lebenspartnerin („Der wäre auch etwas für uns“) , die bei Testfahrten für die Ermittlung der Effizienz zuständig ist.

Der Wunsch ist angekommen. Doch nicht alles ist so wunderschön. Zwar verspricht BMW nach dem NEFZ eine elektrische Gesamtreichweite von 190 Kilometer, doch der Autobauer schränkt sich mit Blick auf die praxisnahe Reichweite gleich selbst ein und spricht lieber von einer praxisnahen Reichweite von bis zu 160 Kilometer. Doch auch hier ist der Wunsch der Vater des Gedankens.

Bei mittlerweile doch schon kühleren Temperaturen kommt man im Alltag auf 120 Kilometer, bei wärmerem Wetter vielleicht auch etwas mehr. Die Reichweite kann natürlich vom Fahrer als auch vom gewählten Fahrprofil beeinflusst werden. Wer beispielsweise im EcoPro+-Modus unterwegs ist – das bedeutet eine reduzierte Leistung mit einem maximalen Tempo von 90 km/h – soll bis zu 20 Kilometer herausfahren können. Das animiert zwar den Fahrer zu einer ökonomischen Fahrweise – schließlich sieht er im Cockpit wie viele Bonus-Kilometer er herausgefahren hat – doch das ist auch nur etwas für auf Verzicht stehende Geister.

Ausreichend Reichweite für den Alltag

Doch eigentlich reichen auch diese 120 Kilometer für den Alltag mehr als aus, wenn man denn nur im Großraum Berlin unterwegs ist – und die Gelegenheit hat, seinen i3 regelmäßig wieder aufzuladen. Derzeit gibt es in Berlin-Brandenburg 500 öffentliche Ladepunkte, darunter 25 Schnellladestationen. Hört sich erst einmal nicht schlecht an. Doch auch hier gibt es einen Haken – und der liegt in den unterschiedlichen Bezahlsystemen. BMW lieferte den i3 beispielsweise mit einer Ladekarte von ChargeNow.

Dumm nur, wenn gerade keine Ladestation dieses Anbieters in der Nähe ist. Dann ist man nämlich aufgeschmissen, wenn man nicht zufällig auch eine Bezahlkarte von einem anderen Anbieter im Auto liegen hat oder das Navigationssystem nicht eine Ladestation anzeigt, die man mit dieser Karte anfahren kann.

So erging es übrigens auch mir an der Ladesäule an der Clayallee – und das mit einer Restreichweite von sieben Kilometern. Gut, dass das eigene Haus ganz in der Nähe liegt, sodass ich dort den Akku wieder aufladen konnte. Wohl dem, der eine eigene Garage mit Steckdose oder womöglich sogar eine Wallbox hat. Ich habe weder das eine noch das andere. So durfte ich das Verlängerungskabel bei einsetzendem Regen durch das gekippte Fenster (bei Temperaturen im einstelligen Bereich) bis zum Auto legen, um es dort mit dem Mennekes-Stecker zu verbinden. An der Haushaltssteckdose dauert der Ladevorgang übrigens bis zu acht Stunden, an einer Wallbox 5,5 Stunden. Gut Ding will halt Weile haben.

BMW i3
Das Heck des i3 von BMW BMW

Wenn es denn etwas gibt, was einem die Freude etwas an diesem Auto verdirbt, dann ist es der Preis. Er liegt in der Grundausstattung bei selbstbewussten 34.950 Euro. Wer sich dann noch einige Extras bestellt, kommt locker auf über 40.000 Euro. Es sei denn, er gehört zu den Schnellentschlossenen. Denn BMW bietet noch bis zum 31. Dezember eine so genannte Innovationsprämie – und damit einen Preisvorteil von bis zu 5130 Euro.

Dieser Preis setzt sich bei der Wahl des i3 mit Businesspaket neben der Innovationsprämie von 3500 Euro noch aus der Ersparnis von 250 Euro für die Komforttelefonie, 500 Euro für das Navigationssystem Professional und den 800 Euro beim Businesspaket zusammen. Wer jetzt zuschlägt. Der muss dann für den i3 35.070 Euro auf den Tisch des Händlers legen. Viel Geld, wenngleich man bei den Inspektionskosten Geld spart. So braucht man dank der starken Rekuperation durch den E-Motor kaum die Fußbremse betätigen.

Besserung in Sicht

Aber beim Thema Ladeinfrastruktur ist Besserung in Sicht. Anbieter wie beispielsweise„The New Motion“ bieten bereits Ladekarten an, die universell an allen Stationen funktionieren. Der Autoclub Europa beispielsweise bietet eine solche Karte seinen Mitgliedern an und verbindet es mit dem Service, ein wegen einer leeren Batterie liegen gebliebenes Auto kostenlos zur nächsten Ladestation zu schleppen. Das beruhigt dann doch etwas.

Das hört sich etwas nervig an – ist es auch. Doch letztlich vermag es den guten Gesamteindruck des BMW i3 irgendwie nicht zu schmälern. Das Auto für sich kann ja nichts dafür, dass es Probleme mit der Ladeinfrastruktur gibt – höchstens dafür, dass er nicht noch mehr Reichweite offeriert. Aber, siehe oben, für die Stadt reicht es allemal.

Man darf gespannt sein, ob diese Verkaufsförderung den bislang überschaubaren Absatz des mittlerweile seit zwei Jahren auf dem Markt befindlichen BMW i3 befördert. Denn der Zuspruch der Kunden ist derzeit doch recht überschaubar. So wurden in den ersten zehn Monaten des Jahres in Deutschland gerade einmal 1623 i3 verkauft, davon die Hälfte übrigens mit einem Range Extender. Weltweit dürften die Verkaufszahlen von 18.857 Einheiten auch für keine Jubelschreie bei den Verantwortlichen in München sorgen, auch wenn man im Vergleich zum Vorjahreszeitraum den Absatz um 55 Prozent steigern konnte und an diesem Freitag stolz verkündet, in Deutschland das meistverkaufte Elektrofahrzeug anzubieten.

Trotz aller ohne Frage noch immer nicht optimalen Rahmenbedingungen für die E-Mobilität kann die Empfehlung nur lauten: Einfach mal das elektrische Fahren ausprobieren – es macht sehr viel Spaß und lässt einen mit guten Gewissen auch in einer Großstadt mit dem Auto unterwegs sein. Ach ja: Die Diskussion mit der Partnerin dauert noch an.

Mitarbeit: Susanne Dröge

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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