BMW 530d Touring: Bayerischer Überflieger

Ein Statement für den Diesel

BMW 530d Touring: Bayerischer Überflieger
Der neue BMW 5er Touring. © BMW

Kombi oder Limousine? Diese Antwort fällt beim BMW 5er zumindest mit Blick auf Deutschland leicht. Denn 60 Prozent der Kunden entscheiden sich für den Touring – und dann auch noch für einen mit Diesel. Weshalb? Lesen Sie unseren Fahrbericht mit dem 530d.

Von Frank Mertens

Nur drei Monate nach dem Marktstart der Limousine schickt BMW den neuen 5er Touring zu den Händlern. Es ist innerhalb der 5er Baureihe das in Deutschland beliebteste Modell. So entfallen auf den Touring allein 60 Prozent aller Verkäufe. Der hohe Kombianteil verwundert nicht. Denn der Touring ist in der 5er Baureihe das Modell, das die Kunden im Gegensatz zur Limousine nicht nur primär als Geschäftswagen nutzen, sondern auch als Familienfahrzeug. „Wir haben beim 5er sehr anspruchsvolle Kunden. Und deren Ansprüche wollten wir nicht nur erfüllen, sondern auch übertreffen“, sagte Projektleiter Johann Kistler bei der Vorstellung des Kombis in München.

Und, konnte das Team um Kistler diesen hohen Anspruch erfüllen? Das wird final der Kunde entscheiden, wenn der neue 5er Touring ab dem 20. Mai bei den Händlern steht. Doch so viel kann vor dem offiziellen Marktstart schon gesagt werden: am neuen Kombi der Münchner dürften selbst anspruchsvolle Kunden eines Premium-Kombis in der oberen Mittelklasse wenig auszusetzen haben. Wie sehr sie das Vorgängermodell geschätzt haben, zeigen auch die Absatzzahlen der vierten Generation von 335.500 Einheiten.

100 Kilogramm Gewicht eingespart

Fangen wir zunächst beim Gewicht an: im Vergleich zum Vorgängermodell hat der neue 5er Touring durch konsequenten Leichtbau 100 Kilogramm abgespeckt. So wurden allein bei der Heckklappe durch die Verwendung von Aluminium statt Stahl 4,5 Kilogramm eingespart. Dieses Mindergewicht macht sich natürlich auch beim Verbrauch bemerkbar, den BMW je nach Motorisierung um bis zu elf Prozent gesenkt hat. Das mag für diejenigen Kunden vielleicht nicht so relevant sein, die dieses Auto als Dienstwagen nutzen und den Sprit von ihrem Arbeitgeber bezahlt bekommen.

Relevanter dürfte für sie da schon der Zugewinn an Platz im Innenraum sein, über den es eigentlich schon beim Vorgänger wenig zu klagen gab. Doch mit der neuen Generation verfügt der Touring für die Insassen nochmals über mehr Kopf-, Bein- und Schulterfreiheit. So wuchs allein die Beinfreiheit im Fond um 18 Zentimeter an. Dieser Zugewinn sorgt dafür, dass selbst Großgewachsene auf der Rückbank bequem Platz nehmen können. Und so hat der Touring im Detail zugelegt: in der Länge misst er nun 4,94 Meter (+3,6 Zentimeter), in der Breite 1,87 Meter (+0,8 Zentimeter) und in der Höhe 1,49 Meter (+ 1 Zentimeter). Der Radstand legte um 0,7 Zentimeter zu. In der Summe führt das dazu, dass der Touring Platz für mindestens 570 Liter Gepäck fasst – also genug für den Ausflug mit der Familie.

Apropos Kofferraum: Welcher Kombifahrer kennt die Situation nicht, wenn er einmal sperrige Dinge verstauen will und dafür nicht nur das Trennnetz als auch die Kofferraumabdeckung abnehmen muss – die ihm dann aber irgendwie im Gepäckraum im Weg liegen. Nicht im 5er Touring: hierzu gibt es zwei Ablagemöglichkeit im Unterboden, wo die beiden Teile bequem verstaut werden können. Eine Kleinigkeit, stimmt. Aber eine, über die man sich sehr freut, wenn man sie braucht.

530d mit 265 PS

Blick aufs Cockpit im 5er Touring BMW

Doch kommen wir zu den Fahreigenschaften des neuen 5er Touring, den wir als 530d getestet haben. Bei der Fahrpräsentation bot BMW bewusst nur Testwagen mit Dieselaggregaten an. Kein Wunder, entscheiden sich in Deutschland doch neun von zehn Kunden beim Touring-Kauf für einen Selbstzünder. Mit Blick auf den 530d ist das keine schlechte Wahl: mit seinen 265 PS ist der Dreiliter-Reihensechszylinder mit einem Drehmoment von 620 Nm (liegt zwischen 2000 bis 2500 Umdrehungen an) ein ausgesprochen kraftvolles Aggregat. Dieser Motor ist Statement für den Diesel.

Ein leichter Druck aufs Gaspedal genügt, schon wird der Fahrer druckvoll in die gut konturierten Sitze gedrückt. Für den Zwischensprint auf Tempo 100 braucht der fast 1,8 Tonnen schwere 5er in Kombination mit der Achtgang-Automatik nur 5,8 Sekunden, die Spitzengeschwindigkeit ist bei abgeregelten 250 km/h erreicht. Und der Verbrauch? Er wird laut NEFZ mit 4,7 Litern angegeben, bei den Testfahrten standen am Ende 6,5 Liter auf dem Bordcomputer. Ein guter Wert für ein Auto mit derart viel Leistung.

Topspeed ist jedoch das eine, Fahrkomfort das andere: Aber auch hier verdient sich dieser BMW Bestnoten. So erfreut der Touring die Insassen mit einer enormen Laufruhe und guten Federungskomfort. Serienmäßig kommt an der Hinterachse übrigens eine Luftfederung zum Einsatz. Besonders angenehm sind die selbst bei hoher Geschwindigkeit auf der Autobahn geringen Geräusche im Innenraum. Das lernen Vielfahrer ebenso schnell zu schätzen wie den so genannten Fahrerlebnisschalter, mit dem man das Fahrzeug per Tastdruck seinem persönlichen Fahrprofil anpassen kann: es stehen die Einstellungen Comfort, Sport und Eco Pro zur Verfügung, mit der man besonders effizient unterwegs sein kann.

Vielzahl von Assistenzsystemen

Dynamisch durch die Berge BMW

Natürlich sind im neuen Touring wie bereits bei der Limousine eine Vielzahl von Fahrassistenzsystemen mit an Bord. Dazu gehört unter anderem eine adaptive Geschwindigkeitskontrolle (funktioniert bis 210 km/h), ein Totwinkelwarner als auch ein Spurwechselassistent, der zwischen 70 und 180 km/h sogar beim Betätigen des Blinkerhebels einen Fahrbahnwechsel ermöglicht, sofern die neben einem liegende Fahrbahn auch frei ist. Mit diesen Assistenten wird das Fahren deutlich erleichtert.

Manchmal kann aber auch die Technik nerven – so beim rückwärts Ausparken aus einem Waldweg, bei dem ich als Fahrer meinte, noch genügend Platz vor dem herannahenden Lkw zu haben, um mich noch vor ihn zu setzen. Die Technik war anderer Meinung und legte eine Vollbremsung hin. Dieser Eingriff kann natürlich vom Fahrer durch einen Tritt aufs Gaspedal übersteuert werden – aber irritierend ist das schon. Doch letztlich bremst man lieber einmal mehr, als einmal zu wenig. Beispielsweise wenn man beim Ausparken einen Fußgänger hinter sich übersieht. Am Ende der Testfahrten steigt man ziemlich zufrieden aus dem neuen 5er Touring.

Wer auf den Geschmack gekommen ist, sich ein solches Auto zuzulegen, der sollte vorher entweder noch einmal die Dienstwagenregelung seines Unternehmens genauer studieren oder 57.070 Euro übrig haben. Denn das ist der Basispreis des 530d Touring. Wem bei den Dieseln auch vier Zylinder und 190 PS reichen, der kann die „Freude am Fahren“ ab 47.900 Euro erleben, bei den Benzinern werden für den 530i (252 PS) 52.570 Euro fällig.

BMW 5er Touring

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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