BMW 4er Coupé: Geglücktes Zahlenspiel

Marktstart am 5. Oktober

BMW 4er Coupé: Geglücktes Zahlenspiel
Der neue BMW 435i kommt im Oktober. © BMW

BMW schickt im Oktober das 4er Coupé auf den Markt. Mit dem neuen Modell wollen die Münchner eine neue Coupé-Ära beginnen. Was der Neue zu bieten hat, zeigt unser Fahrbericht.

Von Frank Mertens

Am 5. Oktober ist es soweit. Dann schickt BMW das neue 4er Coupé an den Start. Wer das erfolgreiche Mittelklassemodell der Münchner vor sich stehen sieht, muss sich indes zunächst etwas verwundert die Augen reiben. Steht da nicht die neue, die vierte Generation des 3er Coupés vor einem? Auf den ersten Blick kann man dieser Auffassung sein. Doch das neue Modell hat mehr zu bieten, als bloße Zahlenspielereien. Das zeigt der zweite, der genauere Blick auf den 4er.

Mit seinem dynamischen Formen unterscheidet er sich merklich von dem auslaufenden 3er Coupé. Das zeigen schon die reinen Abmessungen des Neuen. So hat der 4er mit einer Fahrzeuglänge von 4,64 Meter zwar nur um 2,6 Zentimeter zugelegt, doch dafür ist der Radstand des Zweitürers deutlich gewachsen: er beläuft sich nun auf 2,81 Meter, ein Zuwachs von satten fünf Zentimetern. Zugleich wurde die Dachlinie um 1,6 Zentimeter auf nun 1,36 Meter abgesenkt, was dem Coupé eine deutlich gestreckte Silhouette verleiht. Damit vor allem im Fond die Mitreisenden noch einigermaßen angenehm Platz nehmen können, wurde die Fahrzeugbreite auf 1,83 Meter (plus 4,3 Zentimeter) vergrößert.

Breitere Spur für bessere Fahrdynamik

Wer auf der Rückbank Platz nimmt, lernt dies zu schätzen. Allerdings sollten sich größere Menschen keinen Illusionen hingeben. Wer größer als 1,85 Meter ist, hat zwar ausreichend Beinfreiheit, doch der Kopf stößt ans Fahrzeugdach. Fahrer, denen es egal ist, ob auch Mitreisende im Fond bequem Platz finden, weil sie maximal zu zweit unterwegs sind, können sich daran erfreuen, dass das 4er Coupé mit 1,59 Meter nun über acht Zentimeter Breite an der Hinterachse verfügt, vorne wuchs die Spur um 4,5 cm auf 1,55 Meter an. Damit unterstreicht BMW, um was es bei diesem Modell neben einem guten Aussehen vor allem geht: die Fahrdynamik.

Der BMW 435i.
Der Innenraum des neuen BMW 4er BMW

Damit das äußere Erscheinungsbild sich auch beim Fahrerlebnis widerspiegelt, hat das Team um Baureihenleiter Klaus Fröhlich dem 4er Coupé nicht nur eine ausgeglichene Achslastverteilung von 50:50 verpasst, den Schwerpunkt um 500 Millimeter abgesenkt, sondern auch die Feder-, Dämpfer- und Fahrwerksabstimmung modifiziert. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, wie Fahrtests mit dem 4er auf der Rennstrecke in Estoril in Portugal zeigten. Hier macht der 4er seinem Namen als Sportcoupé alle Ehre: mit seiner breiteren Spur und dem größeren Radstand liegt er satt auf der Straße, lässt sich im Sportmodus dynamisch durch die engen Kurven des Circuits jagen.

Segelmodus hilft Sprit sparen

Der von uns getestete 435i mit seinem 306 PS starken V6-Turbobenziner ist für diesen Zweck das ideale Gefährt. In 5,1 Sekunden schnellt der 4er mit einem brummigen Sound auf Tempo 100. Seine Kraft entfaltet der Viersitzer dank der exzellenten Achtgangautomatik (2150 Euro) und des satten Drehmoments von 400 Nm (es liegt zwischen 1400 bis 5000 Touren an) souverän, ohne dass zwischendurch der Eindruck entsteht, ihn würden die Kräfte verlassen.

Der BMW 435i.
Das Heck des neuen 4er von BMW BMW

Doch der 4er kann auch anders: auch als Reisegefährt macht er seine Sache ordentlich. Wer das Fahrwerk über den so genannten Fahrerlebnisschalter auf den Comfortmodus stellt, kann mit ihm ausgesprochen stressfrei und entspannt auch längere Strecken zurücklegen. Dabei erweist sich der 4er im Eco-Pro-Modus, bei dem der Antrieb und das Klimamanagement auf eine Verbrauchsoptimierung angepasst wird, als effizientes Gefährt. Gut, die in Aussicht gestellten 7,2 Liter des Herstellers wurden bei den Testfahrten im Hinterland von Lissabon verfehlt, doch der Durchschnittsverbrauch von 10,2 Liter geht für ein Auto mit diesen Leistungsdaten in Ordnung. Zu den Neuerungen beim 4er gehört übrigens auch ein so Segelmodus, der im Geschwindigkeitsbereich zwischen 50 und 160 km/h den Antriebsstrang abkoppelt, sobald der Fahrer seinen Fuß vom Gaspedal nimmt – damit kann der Verbrauch nochmals reduziert werden.

Zum Marktstart wird der 4er zunächst mit drei Motorisierungen angeboten. Neben dem 435i (ab 47.800 Euro) wird es noch den 420d (39.200 Euro) mit 184 PS und den 428i (41.100 Euro) geben. Danach wird es noch den 420i (35.700 Euro) mit 184 PS geben. Der 4er wird zudem auch mit Allrad und später auch als M-Modell angeboten. In Zukunft wird die Nomenklatura bei den Münchner dann so aussehen, dass nur noch Limousine und Touring als 3er firmieren, Coupé und Cabrio indes als 4er die Kunden zum Kauf animieren sollen.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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