Bluetec hat Mercedes seinen SUV-Kunden länger als erwartet vorenthalten. Während die Sauber-Diesel in den USA bereits seit längerem in den beliebten Geländewagen unterwegs sind, kommen die Bluetec-Versionen von ML, GL und R-Klasse jetzt erst nach Europa.
Von Stefan Grundhoff
Der Mercedes GL gehört in Deutschland zu den imposantesten Geländewagen überhaupt. Während die Kunden im Mercedes-Heimatland verstärkt auf die kleineren Modelle ML und GLK setzen, erfreut sich der GL insbesondere in Nordamerika großer Beliebtheit. Als Konkurrent von Range Rover, Infiniti QX 56 oder Toyota Land Cruiser V8 geht Größe und Ausstattung vor Effizienz. Dass es auch bei einem Geländewagen der Fünf-Meter-Liga sparsamer geht, davon kann man sich nunmehr auch in unseren Breiten überzeugen. Mit einem Leergewicht von über 2,5 Tonnen ist der GL ein mächtiger Koloss. So merkt man auch nach ein paar Kilometern, dass die Symbiose aus 2,5 Tonnen Leergewicht und einem einfach aufgeladenen Dreiliter-Diesel ihre Grenzen kennt. Hersteller wie BMW, Jaguar und Land Rover haben ihren Sechszylinder-Selbstzündern mit doppelter Turboaufladung Flügen verliehen.
Abstand zu den Besten
Während Mercedes bei den Vierzylinder-Dieseln bereits nachlegte und im kommenden Jahr eine neue Benziner-Generation auflegt, fährt man mit dem bekannten Dreiliter-V6 hinter den Besten mit Abstand hinterher. Daran ändert auch der Bluetec-Schriftzug am Heck wenig. Im Motor arbeiten sechs Zylinder auf Hochtouren und leisten 211 PS und stemmen 540 Newtonmeter Drehmoment. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 210 km/h. Allerdings etwas mehr Leistung dürfte es angesichts der gewaltigen Masse durchaus sein. Immerhin ist der Verbrauch mit 9,0 Litern auf 100 Kilometern auf der Höhe der Zeit. Die elektrohydraulische Servolenkung reduziert den Verbrauch ebenso wie die verbesserte Aerodynamik. Mehr aber nicht.
Abgasnachbehandlung
Unverständlich, wieso Mercedes seinen Kunden den Schritt zum Bluetec so schwer macht. Denn neben dem Saubermann mit Harnstoff-Einspritzung und Bluetec-Schriftzug am Heck gibt es auch einen GL 350 CDI mit identischen Leistungs- und Verbrauchsdaten. Der normale 350er verzichtet auf die Harnstoff-Einspritzung AdBlue und schafft so nicht die Schadstoffklasse Euro sechs. Mit Bluetec an Bord sind Rußpartikel und Stickoxide aus dem Abgas verbannt. Bei der Abgasnachbehandlung wird eine wässrige Harnstofflösung namens AdBlue in den Abgasstrom eingespritzt, so dass bis zu 80 Prozent der Stickoxide in unschädlichen Stickstoff und Wasser umgewandelt werden.
Wenig auffällige Veränderungen
Die Geräuschdämmung des konsequenteren GL 350 Bluetec ist gelungen. Nur wenig deutet im normalen Fahrbetrieb auf den Diesel hin. Die Modellpflege ist selbst für Fahrer einer aktuellen GL-Version kaum zu erkennen. Ähnlich wie jüngst die aufgehübschte S-Klasse verzichtet nunmehr auch der GL auf Nebelleuchten. Statt ihrer gibt es ein dünnes LED-Tagfahrleuchtenband. Im Rückspiegel durchaus eindrucksvoll, aber eben auch etwas Kirmes und einfach Geschmacksache. Ansonsten ist wenig passiert. Neue Stoßfänger und Schürzen, ein neu gestalteter Chromunterschutz und leicht modifizierte Heckleuchten, die nunmehr ebenfalls in LED-Technik ihren Charme verbreiten sind nette Details, aber wenig beeindruckend.
Gute Geländetauglichkeit
Die großen Stärken des 5,10 Meter langen Mercedes GL 350 Bluetec sind nicht sein verbesserter Verbrauch, sondern der gigantische Innenraum und die gute Geländegängigkeit. Dank Luftfeder mit bis zu 30 Zentimetern Bodenfreiheit, Sperren und Untersetzung kann man mit dem GL auch im harten Gelände seinen Spaß haben. Als einer von wenigen Offroadern weltweit kann man in der GL-Klasse durchaus auch Insassen in die dritte Reihe schicken. Wer den Gepäckraum nicht braucht, kann die beiden Einzelsitze elektrisch ausfahren lassen. Das kann kaum ein anderer. Das Ladevolumen liegt zwischen 620 und 2.300 Litern. Der Basispreis für einen allenfalls mittelprächtig ausgestatteten Mercedes GL 350 Bluetec liegt bei 72.411 Euro. Immerhin hat die Bluetec-Version Klimaautomatik, ein komplettes Sicherheitspaket und 20-Zöller.