Erfolg mit dem Golf-Rezept

VW Tiguan 2.0 TDI

Der Tiguan hat lange gebraucht, um sich an die Konkurrenz heranzuschleichen. Doch dann schlug er unbarmherzig zu. Der Zulassungs-König überträgt das Golf-Rezept in die SUV-Klasse.

Von Sebastian Viehmann

Fast alles gut und nichts richtig schlecht können - das ist die Erfolgsformel des Golf. Der Tiguan, von Beginn an ein Verkaufsschlager für VW, scheint dem kompakten Bruder nachzueifern. Er hat offenbar den kleinsten gemeinsamen Nenner der SUV-Fans gefunden. Ein attraktives Blechkleid trägt der Tiguan allemal - kraftvoll, aber nicht zu protzig. Die Übersicht ist gut, die Sitzposition hoch. Ebenfalls hoch und damit weniger ein Anlass zur Freude ist die Ladekante. Der Kofferraum selbst fasst stattliche 505 Liter.

1510 Liter Stauraum

Die Rücksitze lassen sich einzeln umlegen, so dass eine ebene Ladefläche mit maximal 1510 Litern Stauraum entsteht. Mit Lederpolstern an Bord muss man freilich eine Menge Decken einplanen, wenn man den Lifestyle-SUV auch einmal zum Möbeltransport benutzen möchte. Die Rücksitze lassen sich in der Länge verstellen und die Lehnen in verschiedenen Positionen arretieren, der Mittelsitz dient bei Bedarf als Tisch mit Getränkehaltern. So finden vier Erwachsene sehr bequem Platz.

Der Tiguan 2.0 TDI mit 140 PS bildet in Verbindung mit dem Sechsstufen-Automatikgetriebe ein stimmiges Gesamtpaket. Der Common-Rail-Diesel läuft ruhig und harmonisch und treibt den 1,6 Tonnen schweren Wagen kraftvoll an. Die Automatik schaltet schnell und weitgehend ruckfrei. Beim Landstraßen-Überholsprint und auf der Autobahn ist allerdings schnell das Ende der Fahnenstange erreicht, bei höherem Tempo geht die Beschleunigung recht zäh vonstatten. Wehr mehr Diesel-Power möchte, kann auf die 170 PS-Version des gleichen Motors ausweichen, die es bislang aber nur in Verbindung mit dem Sechsgang-Schaltgetriebe gibt.

Guter Verbrauch

Mit dem DSG im VW Tiguan ist man bestens unterwegs Foto: Press-Inform

Den Durchschnittsverbrauch des 2.0 TDI Automatik gibt VW mit 7,5 Litern Diesel an, unser Testwagen gönnte sich im Schnitt 7,9 Liter. Im Stadtverkehr lag der Verbrauch um 10 Liter. Damit dämpft der Tiguan die Schluchzer an der Zapfsäule auf ein für diese Fahrzeugklasse erträgliches Maß. An der Tankstelle fällt übrigens ein Manko der hübsch unter der Haube verborgenen Scheibenwischer auf: Will man die Scheibe saubermachen und dazu die Wischer aufstellen, muss erst die Haube geöffnet werden.

Das Fahrverhalten des Tiguan ist gutmütig, aber nicht SUV-typisch schwammig. Der Wagen liegt straff und sicher in der Kurve und wankt nur gelegentlich ein wenig bei Bodenwellen. Der Fahrkomfort ist gut, auch in unebenem Gelände schluckt die Federung die meisten Schläge tadellos.

Das Cocjkpit im VW Tiguan ist klar gestaltet Foto: Press-Inform

Bei der Ausstattung gibt es die drei Pakete Trend & Fun, Track & Field sowie Sport & Style. Mit dem Basispaket Trend & Fun (ab 26.700 Euro mit 150 PS-Turbobenziner) zeigt sich der Tiguan geizig. Nützliche Innenraumdetails wie die Klapptischchen an den Vordersitzlehnen oder die komplett umlegbare Beifahrersitzlehne sind nicht an Bord, bei der Komfortausstattung muss man unter anderem auf ein Multifunktionslenkrad und Nebelscheinwerfer verzichten. Serienmäßig an Bord sind immerhin Klimaautomatik, CD-Radio, elektrische Fensterheber, das ESP mit einem Programm zur Gespannstabilisierung beim Hängerbetrieb und die elektronische Parkbremse.

Böschungswinkel 28 Grad

Das Logo des Tiguan von VW Foto: Press-Inform

Unser Testwagen präsentierte sich in der für den moderaten Offroad-Einsatz bestimmten Ausstattungsvariante Track & Field, die mit dem 140 PS-Diesel und Automatik ab 31.725 Euro zu haben ist. Das Hauptmerkmal ist die steiler angeschnittene Frontpartie mit Unterfahrschutz, die den Böschungswinkel auf 28 Grad erhöht - so kann der Tiguan von der Ebene auf steilere Hügel auffahren, ohne vorne aufzusetzen. Außerdem wird das Allradsystem 4Motion beim Track & Field mit einem speziellen Offroad-Programm ausgeliefert. Dazu gehören ein Bergabfahrassistent, eine Reifenkontrollanzeige, ein präziser dosierbares Gaspedal sowie eine Gangvorwahl der Automatik. Als Gimmick gibt es noch eine digitale Kompassanzeige im Multifunktionsdisplay.

Komfortausstattung bietet der Tiguan reichlich, leider findet man vieles nur in der Aufpreisliste. Unser Testwagen demonstrierte mit Tempomat, Lederausstattung, Rückfahrkamera mit Parkpilot, Xenon-Scheinwerfern und Navigationssystem, wie komfortabel der Tiguan sein kann - und wie teuer: 43.010 Euro kostet der 2.0 TDI Track & Field, wenn er komplett ausgestattet ist.

Das Heck des VW Tiguan Foto: Press-Inform

Auf den Einpark-Assistenten kann man verzichten. Einen positiven Eindruck hinterlässt das neue Navigationssystem, dessen Kartendarstellung und Benutzerführung mit einer Mischbedienung aus Schaltern und Touchscreen erheblich verbessert wurden. Alle wichtigen Einstellungen hat man mit wenigen Klicks erreicht, bei der Kartendarstellung gibt es neben dem 2D- und 3D-Modus auch eine topographische Karte. Mit starker Sonneneinstrahlung im Rücken ist allerdings das Display manchmal schlecht ablesbar.

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