Der Berg ruft

VW T5 Multivan 4Motion

Die Nutzfahrzeugsparte von VW stattet den zuletzt aufgefrischten T5 mit Allradantrieb aus. Besonders in bergigen Regionen verspricht der Bulli der fünften Generation viel Freude.

Von Thomas Flehmer

So wie Raider schon seit geraumer Zeit Twix genannt wird, ist auch bei VW ein Namenswandel vonstatten gegangen. So kann sich ein spätestens Mitte der 80er Jahre Geborener kaum noch an den Namen “Synchro” erinnern. 1985 nannte Volkswagen so den VW Bus T2, der von vier Rädern angetrieben wurde. Dem Entzücken der damals technischen Neuerung folgte die Ernüchterung, da der Allradler auch nicht beim Durst geizte. Doch die Synchro-Fahrer, die ihr damaliges Gefährt bis heute erhalten haben, schwören auf die Kraft der vier Räder.

Über 460 Varianten

Seit 2003 ist der Name Synchro dem Markenzusatz 4Motion gewichen und auch der Durst ist nicht mehr so groß wie vor 25 Jahren. Selbst zur vorherigen Allrad-Generation konnte der Verbrauch bei den vielfältigen Ausgaben des im vergangenen Herbst aufgefrischten T5 um bis zu 1,5 Liter pro 100 Kilometer gesenkt werden. Und die Vielfalt ist grandios. "76 Rohbau-Varianten stehen im Werk in Hannover zur Verfügung", sagt der technische Projektleiter Andreas Adam. Insgesamt stehen über 460 Varianten des vollständigen Bullis der fünften Generation zur Verfügung, neben den einzelnen Ausrichtungen vom Transporter über die Wohnmobil-Variante California bis hin zu den klassischen Bus-Varianten Caravelle und Multivan.

Rund zehn Prozent aller T5-Käufer in Deutschland (weltweit sind es 14 Prozent) entscheiden sich für einen Allradler. Dieser wird im Gegensatz zum Urmodell nicht allein mit einem Motor, sondern in zwei Versionen des 2.0 TDI angeboten. So verfügt der zwei Liter große TDI 4Motion über 103 kW /140 PS, die stärkere Variante mit Bi-Turbo-Aufladung, beim 2.0 BITDI 4 Motion arbeiten 132 kW/180 Pferde. Beide Aggregate werden mit einem gut funktionierenden Sechsgang-Getriebe angeboten, beim Bi-Turbo kann auch ein Siebengang-DSG optional geordert werden.

Gerechte Verteilung

Mehr Fahrfreude mit dem großen Diesel Foto: VW

Die Verteilung der Motoren gibt VW mit 50:50 an, sprich die eine Hälfte der Kunden begnügt sich mit dem kleinen Diesel, die andere Hälfte legt mehr Wert auf Schnelligkeit. Denn mit dem 140 PS starken Aggregat ist man sicherlich nicht schlapp unterwegs, doch machen sich die zwischen 2,2 und 2,6 Tonnen des Multivan in der Ausstattungslinie Comfortline doch deutlich bemerkbar. Während der Caddy Maxi Life vollbesetzt mit sieben Personen mit diesem Motor immer noch einigermaßen sportlich unterwegs ist, muss man beim Bulli schon häufiger runterschalten, um die 340 Newtonmeter bei Laune zu halten und die 170 km/h Höchstgeschwindigkeit anzusteuern.

Keine Probleme bereitet das größere Kraftpaket, mit dem der Sprint zur 100 km/h-Marke in 11,4 Sekunden für den je nach Radstand zwischen 4,90 und 5,30 Meter langen quasi wie im Flug vergeht. Hier kommt auch nach zögerlichem Beginn selbst in Kurven ein wenig mehr Spaß als man bei so einem großen und schweren Gefährt erwarten dürfte. Und 191 km/h sind auch eine Ansage.

Nicht merkbare Verteilung

Der Innenraum wurde bereits im letzten Herbst aufgefrischt Foto: VW

Die Haldex-Kupplung der neuesten Generation, die die Kraft je nach Situation zwischen den Rädern verteilt agiert dabei wie ein guter Fußball-Schiedsrichter, dem ein gutes Zeugnis ausgestellt wird, wenn man trotz seiner Regie keinen Abbruch des Spielflusses verzeichnen konnte. Und auch der Allrad-Antrieb arbeitet so stark im Hintergrund, dass er nicht spürbar ist. Aber er ist auch so gegenwärtig, dass selbst zugeeisten Bergstraßen den VW-Bus vor keinerlei Probleme stellen. Ohne Unterbrechung arbeitet sich der Multivan den Berg hoch.

Die an der Hinterachse angebrachte Differnzialsperre EDS sorgt dafür, dass beim Klettern kein Traktionsverlust einzelner Räder entsteht, die Kupplung verteilt bis zu 100 Prozent Kraft an die Hinterachse, sollte es nötig sein. Die bis zu sieben Insassen können sich also in dem seit September 2009 aufgepeppten Innenraum zurücklehnen und nicht nur das Bergpanorama genießen, sondern auch das ein oder andere Twix, das die Bordverpflegung bereithält.

Stolzer Preis

Auf gehts Buam Foto: VW

Trotz sportlicher Leistungen soll sich der 2.0 BITDI 4Motion mit 8,8 Litern Diesel über 100 Kilometern, der kleine Selbstzünder mit einem halben Liter weniger zufrieden geben. Also kein Vergleich zum Ur-Modell, das vor einem Vierteljahrhundert für 16 Liter gut war. Kein Vergleich gibt es aber auch bei den Preisen, bei einem Unterschied von drei Generationen aber auch keine Überraschung. Trotzdem wirken 47.195 Euro für den 2.0 TDI Multivan Comfortline mit 140 PS zunächst einmal sehr niederschmetternd. Der doppelte Turbodiesel beginnt bei 50.307 Euro, mit DSG gar bei 52.395 Euro.

Wer lieber einen Benziner fährt, steigt beim 85 kW/115 PS starken Multivan Startline und 29.949 Euro ein. Dann jedoch ist kein 4Motion und sehr viel weniger Fahrfreude an Bord, dafür bleibt genügend Geld übrig für einige Packungen Twix.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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