Polo Bluemotion: Wolfsburger Sparwunder

Mit dem Polo Bluemotion verspricht Volkswagen dem Kunden eine deutliche Spritersparnis. Ob der Wolfsburger dieses Versprechen auch in der Praxis einhalten kann, zeigt unser Praxistest.

Von Stefan Grundhoff

Blau ist die Hoffnung, blau ist die Zukunft - so sieht es scheinbar nicht nur VW. Die Wolfsburger wollen die TDI-Aggregate zu rollenden Sparschweinen machen. Wie sparsam man damit unterwegs sein kann, zeigt eine Ausfahrt mit dem ersten blauen Wunder, dem Polo Bluemotion.

Lupo-Flop

Die Technikspielereien vergangener Jahre sind noch nicht ganz vergessen. Mit großem Aufwand hatte VW vor Jahren den Drei-Liter-Lupo beworben - das sparsamste Serienauto seiner Zeit. Drei Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer hörte sich bei einem Literpreis von rund 1,15 D-Mark auf 100 Kilometern im Jahre 1998 gut an, doch der Kunde sagte nein. Heute kosten Diesel und Super rund das Doppelte. Grund genug, über einen Nachfolger des Öko-Flops nachzudenken.

Der Technologiewert des Drei-Liter-Lupos ist nicht zu unterschätzen, doch im Markt hatte das teure Sparschwein keine Chance. Da soll es der Polo als erstes Modell der neuen Bluemotion-Reihe besser machen. Die Chancen stehen nicht schlecht.

Das Lastenheft für die Entwickler war prall gefüllt. Sparsam sollte er sein, der neue, aber nicht derart teuer und speziell wie der einstige Sparten-Lupo, der bei sachter Fahrweise nur rund drei Liter Diesel auf 100 Kilometern verbrauchte. Der Polo Bluemotion ist ähnlich genügsam. Obwohl der kleine Dreizylinder-Diesel 59 kW / 80 PS unter der Haube hat, verspricht VW eine Genügsamkeit von 3,9 Litern auf 100 Kilometer.

Bessere Aerodynamik

Das Heck des Polo Bluemotion Foto: Werk

Von außen ist der Bluemotion-Polo durchaus von seinen durstigeren Brüdern zu unterscheiden. Spoiler, Schweller und schmale Trennscheiben-Räder mit einer 165er Breite sorgen für eine verbesserte Aerodynamik. Durch ein paar Feinheiten wurde das Gewicht von 1091 auf 1084 Kilogramm reduziert. Deutlich wichtiger sind die lang übersetzen Gänge. Gerade die Stufen vier und fünf des manuellen Schaltgetriebes sind so lang, dass auf der Autobahn trotz der 80 PS nicht viel zu holen ist - zumindest beim Überholen. Die 195 Nm maximales Drehmoment spürt man nur beim kraftvollen Antritt.

Die Höchstgeschwindigkeit ist mit gut 175 km/h durchaus auf der Höhe der Zeit. Nicht vergessen: Den Polo 1.4 TDI mit 80 PS gibt es auch ohne Bluemotion-Paket. Doch während er 4,5 Liter Diesel auf 100 Kilometer verbrauchen soll, bleibt der blaue Klaus unter der magischen Vier-Liter-Marke. In der Realität machbar? Durchaus. Wer seinen Gasfuß im Zaum hat und es in Innenstadt, über Land und auf der Autobahn ruhig angehen lässt, kommt mit vier Litern locker aus. Sogar weniger sind drin. Damit der Bluemotion-Fahrer auch ein reines Gewissen und das nötige Selbstvertrauen im Bekanntenkreis hat, gibt es serienmäßig einen Bordcomputer und den obligatorischen Partikelfilter.

Lange Aufpreisliste

Die Seitenansicht des Spar-Polo Foto: Werk

Die Aufpreisliste des überaus karg ausgestatteten Polo Bluemotion ist gewohnt lang. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger, dem 3L-Lupo, kann der deutlich geräumigere und bekannt exzellent verarbeitete Polo jedoch nach Belieben ausgestattet werden. Klimaautomatik, Navigationssystem oder Sitzheizung überzeugen den Kunden unter dem Strich eben doch mehr als ein Lenkrad aus Magnesium und eine 2+2-Sitzkonfiguration. Eine Schwäche seines Vorgängers hat der Polo Bluemotion jedoch behalten. Der Dreizylinder-Diesel ist laut, bei höheren Drehzahlen sogar sehr laut. Hier fehlt es an Dämmmaterial und Laufruhe. Selbst in der Innenstadt bei stehendem Motor nagelt der kleine Dreizylinder aus Pamplona munter vor sich hin.

Lohnt sich nun der Griff zum Bluemotion oder kann man es auch bei einem normalen Polo 1.4 TDI belassen? Das bleibt jedem selbst überlassen. Denn die Nachfrage nach Kleinwagen mit sparsamen Dieselmotoren ist in unseren Breiten nach wie vor überschaubar. So bleibt es abzuwarten, was die nächsten Bluemotion-Abenteuer von Volkswagen bringen werden. Als nächste Modelle sind ein Golf Bluemotion mit 105 PS und später ein Passat im Gespräch. Die dürften dann jedoch deutlich mehr als die 15.790 Euro kosten, die man derzeit für den karg ausstaffierten Polo auf den Tisch legen muss.

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