Phaeton V6: Auf der Überholspur

Die Oberklasse-Limousine Phaeton hat dem Volkswagen-Konzern bislang nicht die erwarteten Absatzzahlen beschert. Das könnte sich mit der überarbeiteten Version ändern, meint Frank Mertens.

Mit dezenten optischen Retuschen und neuen Technologien schickt der Volkswagen-Konzern die neueste Generation seines Flaggschiffs Phaeton ins Rennen um die Käufergunst. Während das bisherige Modell der Oberklasse-Limousine trotz attraktiver Leasingangebote hinter den Erwartungen des Wolfsburger Autobauers zurückblieb, soll mit dem neuesten Modell nun alles viel besser werden.

Vielzahl technischer Neuerungen

Dazu haben die Entwickler dem Phaeton eine Vielzahl technischer Spielereien mit auf den Weg gegeben. Dazu gehört beispielsweise die automatische Distanzkontrolle, die VW Adaptive Cruise Control (ACC) nennt. Das über die Tasten des Lenkrades zu bedienende ACC übernimmt sowohl die Beschleunigung als auch den Bremsvorgang des Phaeton. Ist das System aktiviert, kann es das Flaggschiff der Wolfsburger sogar bis zum Stillstand abbremsen.

Der Blick in den Innenraum des neuen VW Phaeton Foto: VW

Eingeschaltet werden kann das ACC in einem Geschwindigkeitsbereich von 30 bis 200 km/h. Die Bedienung des Systems ist kinderleicht; sie ist vergleichbar mit der Handhabung eines Tempomaten. Das Radarsystem erfasst dabei den vorausfahrenden Verkehr bis zu einer Distanz von bis zu 200 Metern. Dadurch wird in Kombination mit dem Front Assist ein deutlicher Sicherheitsgewinn erzielt. Im Idealfall führt er zu einer Vermeidung von Auffahrunfällen. So werden die Bremsen durch den Front Assist bei einer zu starken Annäherung an den vorausfahrenden Verkehr in einen Status versetzt, der sonst so nur bei der Betätigung des Bremspedals erreicht werden kann.

Entlastung des Fahrers

Das alles hört sich ausgesprochen kompliziert an, ist es aber nicht. Wie Testfahrten im Phaeton V6 TDI von Verona nach München zeigten, sorgt das System für eine deutliche Entlastung des Fahrers. Die Technik im Phaeton soll zudem helfen, Unfälle beim Wechsel der Fahrbahn zu vermeiden. Dazu kommt im Phaeton auch ein Spurwechsel-Assistent zum Einsatz. Der Side Assist erfasst mittels eines Sensors am Heck den nachfolgenden Verkehr. Im Falle eines sich bei einem Spurwechsel abzeichnenden Zusammenstoßes signalisiert eine Warnleuchte im linken als auch im rechten Außenspiegel dem Fahrer die Gefahrensituation.

Der V6 im Phaeton leistet 233 PS Foto: VW

Eine Oberklasse-Limousine zeichnet sich aber nicht nur durch seine technischen Features aus, sondern auch durch den Komfort und die Fahrleistungen. Doch auch hier braucht sich der Phaeton nicht hinter einer S-Klasse von Mercedes oder einem 7er BMW zu verstecken. So bieten die Sitze je nach Ausstattungsvariante eine Massage- und eine Klimatisierungsfunktion. Gut, man kann darüber streiten, ob so etwas notwendig ist oder nicht. Wer jedoch einmal diese Features ausprobiert hat, weiß sie zu schätzen. Und wer sich ein Auto wie den von uns getesteten Phaeton mit dem 171 kW/233 PS starken V6 TDI-Motor zulegt und dafür in der Basisversion als Fünfsitzer 63.952 Euro ausgibt - als Viersitzer kostet das Fahrzeug 75.544 Euro - erwartet nun einmal ein Höchstmaß an Annehmlichkeiten.

Absenkbare Karosserie

Der VW Phaeton ist als Viersitzer bestellbar Foto: VW

Dazu trägt bei diesem allradangetriebenen Fahrzeug auch die verstellbare Luftfederung bei. Mit ihr lässt sich die Karosserie ab 140 km/h absenken. Neben verbesserten Fahreigenschaften senkt das auch den Durchschnittsverbrauch. Für den neuen V6 TDI-Motor, der einen Leistungszuwachs von acht PS erhielt, gibt VW einen Mittelwert von 9,4 Litern an. Ein Wert, der bei den Testfahrten sogar um 0,5 Liter unterschritten wurde: 8,9 Liter sind für ein Fahrzeug dieser Klasse ein Top-Wert.

Schließlich ist der Phaeton ein ausgesprochenes Schwergewicht: der Viersitzer wiegt immerhin stattliche 2252 Kilogramm. Im Vergleich dazu bringt es der neue Audi A8 mit dem neuen 2,8 V6 FSI-Motor auf gerade einmal 1690 Kilo. Laut Angaben der VW-Tochter soll der neue A8 aber sogar nur 8,3 Liter auf 100 KIlometer verbrauchen.

Kein Spurtwunder

Serienmäßig ist der Phaeton mit einem Sechsgang-Automatik-Getriebe ausgestattet. Es macht seine Sache ausgesprochen gut. Das trifft auch auf den Liter großen V6-Motor zu. Er sorgt bei seinem Fahrer angesichts der fehlenden sportlichen Gene zwar für keine leuchtenden Augen, aber er bietet mit seinem maximalen Drehmoment von 450 Nm, das zwischen 1500 und 3000 U./min. zur Verfügung steht, für ausreichend Kraftreserven für die Anforderungen des Alltags. Die Höchstgeschwindigkeit liegt mit dieser Motorisierung bei 236 km/h, der C02-Ausstoß bei 248 Gramm pro Kilometer.

Das Heck des VW Phaeton V6 3.0 TDI Foto: VW

Die vorhandenen Qualitäten des Phaeton scheinen sich mittlerweile auch bei den Kunden herumzusprechen. Sie wenden sich verstärkt dem bislang verschmähten Oberklassemodell aus Wolfsburg zu. Im Juli konnte VW vom Phaeton nach den Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) 212 Fahrzeuge absetzen. Das entspricht im Vergleich zum Vorjahresmonat einem Zuwachs von 43 Prozent. In den ersten sieben Monaten des Jahres wurden 1926 Phaeton verkauft, ein Plus zum Vorjahr von 29,3 Prozent. Im Segment der Oberklasse-Limousinen liegt Mercedes mit 5079 S-Klassemodellen von Januar bis Juli indes deutlich an der Spitze.

Es bleibt abzuwarten, ob der neue Phaeton diesen Abstand zum Klassenprimus reduzieren kann. Von seinem Aussehen und von seinem technischen Know-How bringt er dafür eigentlich alles mit.

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