Sparen ohne BlueMotion

VW Golf 2.0 TDI

Er hat zwar die Attribute eines BlueMotion, aber nennen darf er sich so nicht. Doch der VW Golf 2.0 TDI bringt alles mit, um als Alternative zu den Spritsparmodellen der Wolfsburger wahrgenommen zu werden.

Von Frank Mertens

Wer Wert auf Umweltschutz legt, aber trotzdem auf das Autofahren nicht verzichten will, der schaut im Idealfall möglichst nach einem Kleinwagen. Doch nicht jedem reicht für seine täglichen Bedürfnisse beispielsweise ein Smart oder ein Fiat 500.

Für alle die, die mehr Auto brauchen und dabei trotzdem ihr ökologisches Gewissen befriedigen wollen, bieten immer mehr Hersteller Spritsparmodelle an. Bei Ford beispielsweise tragen sie den Zusatz Econetic, bei Skoda GreenLine und bei Volkswagen Bluemotion in der Modellbezeichnung.

Vergeblich Suche

Doch wer derzeit bei Europas größtem Autobauer einen Golf BlueMotion bestellen will, wird enttäuscht. Den gibt es nicht - noch nicht. Er kommt erst im Juni auf den Markt. Dann wird er mit einem 1.6 TDI-Motor mit 105 PS bestückt sein, das auch im neuen Polo seine Arbeit verrichtet. Gut, es sind nur noch ein paar Wochen, bis das neue und ausgesprochen spritgünstige Aggregat auf den Markt kommt. Doch sollte man deshalb warten, wenn man sich für einen verbrauchsgünstigen Golf interessiert. Nicht unbedingt.

Der Motor im VW Golf 2.0 TDI hat 110 PS Foto: AG/Mertens

Denn beim genaueren Blick ins Motorenangebot fällt auf, dass VW schon jetzt mit dem 2.0 TDI mit 110 PS einen Golf anbietet, der zwar nicht BlueMotion heißt, aber eigentlich alle Attribute mitbringt, die ein Spritsparmodell der Wolfsburger auszeichnet: Die Karosserie ist abgesenkt, die Getriebeübersetzung des manuellen Fünfganggetriebes ist länger als bei einem Vergleichsmodell ausgelegt und natürlich ist er auch auf rollwiderstandsoptimierten Reifen unterwegs.

So optimiert kommt der Golf 2.0 TDI gerade einmal auf einen CO2-Ausstoß von gerade einmal 119 Gramm. Oder anders ausgedrückt: Im Kombiverbrauch soll er nur 4,5 Liter auf 100 Kilometer verbrauchen. Im Vergleich dazu soll der 1.6 TDI sich mit 3,8 Liter (CO2-Ausstoß 89 Gramm pro Kilometer) begnügen.

0,7 Liter Unterschied

Okay, das sind nochmals beachtliche 0,7 Liter Unterschied, aber der 2.0 TDI ist mehr als ein Lückenfüller. Er ist eine ernsthafte Alternative für alle die, die zwar Sprit sparen wollen, aber dennoch beim Fahrspaß keine Abstriche machen wollen - und das muss man im Golf 2.0 TDI auch nicht, auch wenn man auf Ausstattungsdetails wie beispielsweise auf die Adaptive Fahrwerksregelung DCC oder das Sechs-Gang DSG verzichten muss.

Das ist zu verschmerzen, denn dieser Spar-Golf verfügt auch ohne diese technischen Helferlein über ein ausgesprochen gut abgestimmtes Fahrwerk. Es gibt keinen Anlass zu Beanstandungen. In Kombination mit der direkt ansprechenden Lenkung, die indes einen Hauch leichtgängiger funktionieren könnte, lässt sich dieser Golf fast sportlich bewegen.

Der VW Golf 2.0 TDI Foto: AG/Mertens

Doch das Schönste ist und bleibt der moderne Common-Rail-Motor. Er verrichtet mit einer angenehmen, weil dezenten Geräuschkulisse seine Arbeit. Selbst auf der Autobahn bei Tempo 150 herrscht im Innenraum ein angenehmes Geräuschniveau. Vor allem aber ist da der Verbrauch, der eine zufrieden auf den Bordcomputer blicken lässt. Auf dem Weg von Leipzig nach Berlin verbrauchte er bei diesem Tempo gerade einmal 5,5 Liter - das macht Spaß. Auch in der Stadt schaut man immer wieder gern auf die Verbrauchsanzeige.

Sportsgeist

Denn dort kommt man, wenn man sich auch getreu an die Schaltempfehlung im Display hält, locker unter sechs Liter. Auf der Landstraße packt einen dann der Sportsgeist, um die Anzeige unter die vier Liter Marke zu drücken, was möglich ist. Wenn es etwas gibt, was an diesem Golf gewöhnungsbedürftig ist, dann ist es das manuelle Fünfganggetriebe. Es lässt sich knackig schalten, keine Frage.

Doch das Anfahren verlangt doch etwas Gefühl, will sagen, etwas mehr Gas als üblich, will man das Auto nicht abwürgen, was auf den ersten Testkilometern im Stadtverkehr doch ein paar Mal passierte. Doch das war es auch schon. Sparen heißt in diesem Golf also keineswegs Verzicht üben. Das zeigt auch der Blick auf die reinen Leistungsdaten: Das maximale Drehmoment liegt bei 250 Newtonmeter an, die bei 1750 Umdrehungen anliegen. Die Beschleunigung von null auf hundert ist nach 10,7 Sekunden erledigt und die Höchstgeschwindigkeit ist bei 190 km/h erreicht.

Der VW Golf 2.0 TDI Foto: AG/Mertens

Mit Blick auf die Beschleunigungswerte hat dieser Golf dann sogar noch kleine Vorteile gegenüber dem in den Startlöchern stehendem BlueMotion-Modell. Es benötigt 11,3 Sekunden bis Tempo 100. Doch dafür, wie gesagt, verbraucht er auch nur 3,8 Liter. Davon abgesehen, ist der von uns getestete Golf eine prima Alternative für alle die, die neben Fahrspaß auch weniger verbrauchen wollen und damit der Umwelt etwas Gutes tun wollen. Der Preis von 20.625 Euro ist zwar nicht gerade als günstig zu bezeichnen, doch dafür kann man ja an der Tankstelle sparen.

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