Cross Golf: VW fürs Kaffeehaus

Vor einem Jahr sollte der Cross Polo vor allem bei der jüngeren Generation punkten. Der größere Bruder Cross Golf dagegen passt eher in das Anforderungsprofil der jung Gebliebenen.

Von Thomas Flehmer

Vor Jahresfrist sorgte Volkswagen mit dem neuen Lifestyle-Polo für Aufsehen. In strahlendem Orange präsentierte sich der Cross Polo als Nachfolger der Fun-Reihe. Gute zwölf Monate später kommt nun der größere Bruder an die Reihe. Doch im Gegensatz zum Polo fehlt dem Cross Golf das gewisse Etwas, das ihn von einem normalen Golf Plus unterscheidet.

Keine Knallerfarbe

Eine Dachreling, ein um 20 Millimeter höheres Fahrwerk sowie 17 Zoll-Reifen und neu designte Stoßfänger mit Lufteinlässen machen den kleinen Unterschied aus. Zwar steht auch eine exklusive Farbe mit «Ice Silver Metallic» zur Auswahl, doch dieser metallische Farbtupfer steht in keinem Verhältnis zur Knallerfarbe des Cross Polo, sondern verkörpert eher Gediegenes nach dem Motto «Cartier statt Surfbrett».

Den Innenraum des auf der Basis des Golf Plus Sportsline stehenden Cross Golfs sollen in Silbermetallic gehaltene Cockpit-Applikationen aus der Masse der normalen Gölfe heraus heben. Hinzu kommen das Dynamik-Image erheischende Dreispeichenlenkrad sowie die Pedalkappen in Aluminium-Optik.

«Nur ein bisschen wilder»

Cartier statt Surfbrett Foto: Werk

Auch die Bezeichnung Cross weist nicht auf verwegenes Terrain hin - wie der Cross Polo verfügt auch der Cross Golf nicht über einen Allradantrieb - , sondern soll den Crossover zwischen einem geländetauglichen SUV und einem Kompakt-Van MPV dokumentieren. Der Slogan «Nur ein bisschen wilder» trifft deshalb besonders auf das Wörtchen «nur» zu. So soll der Cross Golf dann auch eher eine Zielgruppe anzusprechen, die nicht mehr so aktiv im Leben steht wie die Zielgruppe beim Cross Polo.

«Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir nicht nur mit dem Golf Plus und dem Touran, sondern auch mit den Cross-Modellen, die alle eine höhere Sitzposition bieten, nicht nur Familien erreichen, sondern auch Kunden, die gerne hoch sitzen und bequem ein- und aussteigen möchten», sagt VW-Pressesprecher Jens Bobsien.

Insbesondere die hohe Sitzposition spricht ältere Verkehrsteilnehmer an. Sie verspricht nicht nur einen besseren Überblick auf den Straßen, sondern garantiert auch einen viel bequemeren Ein- und Ausstieg. Anstatt sich auf die Sitze fallen zu lassen und vor dem Kaffeehaus mühsam auszusteigen, steigt man zunächst bequem ein und kann dann quasi herunterrutschen. Noch positiver wirken sich die Vorteile dann auf der Rückfahrt nach zwei Kännchen Kaffee und der halben Torte aus.

Kein «Alte-Leute-Auto»

Bequeme Rücksitze Foto: Werk

Dass diese Zielgruppe nicht direkt angesprochen wird, liegt an den Regeln des Werbemarktes. «Man darf ein Auto nicht zum 'Alte-Leute-Auto' machen. So ein Auto will keiner fahren», sagt Bobsien. Doch da braucht der VW-Sprecher keine Angst zu haben. Zwar sind die zwei Benziner und zwei Diesel bereits aus der normalen Golf-Plus-Reihe bekannt, doch besonders der große TSI-Benziner mit 103 kW/140 PS bereitet nicht nur älteren Menschen Fahrfreude.

Mit dem optional erhältlichen Doppelkupplungsgetriebe DSG wird auch der Cross Golf mehr als nur «ein bisschen wilder». Gut abgestimmt und ohne Leistungsloch geht es sehr flott voran. Die von VW angegebenen 7,3 Liter wird der 1,4 Twincharger (Direkteinspritzung und Doppelaufladung per Turbolader und Kompressor) bei den etwas wilderen Fahrten aber nicht ganz einhalten können. Bei den ersten Testfahrten in gemäßigter Fahrweise aber hält der wilde Golf Plus, was VW verspricht.

Cross Touran folgt

Elegantes Heck Foto: Werk

9,5 Sekunden benötigt der gegenüber dem Golf Plus um 2,3 Zentimeter auf 4,23 Meter in die Länge gewachsene Crossover zum Erreichen der 100 km/h-Marke. Auch die 195 km/h Höchstgeschwindigkeit unterstreichen in diesem Segment eher das Motto «nur ein bisschen wilder» als «darf es ein bisschen mehr sein».

Ein bisschen mehr erwartet die Passagiere dafür im Innenraum. Gut ein Meter Innenraumhöhe und ein Radstand von 2,58 versprechen Freiheit pur. Ein von 395 auf bis zu 1450 Liter anwachsender Kofferraum mit mehreren sinnvollen Stellvariationen macht den Cross Golf dann nicht nur für die ältere Kundschaft attraktiv, sondern auch für Familien, die auch einen Kinderwagen unterbringen müssen. Die Familien können sich aber auch noch zwei Monate gedulden, bis dann die dritte Cross-Variante als Cross Touran auf den Markt kommt. Eine niedrige Ladehöhe von 68,8 Zentimetern kommt jedem Rücken egal welchen Alters zugute.

Nur ein bisschen teurer

Gediegenes Cockpit Foto: Werk

Ein bisschen mehr erwartet die Kunden auch beim Preis für den ab Februar erhältlichen Cross Golf. 25.031 Euro sind für den 140 PS-TSI fällig, der 102 PS starke Einsteiger-Benziner beginnt bei 22.851 Euro. Der kleine Diesel mit 77 kW / 105 PS steht ab 25.544 Euro zur Verfügung, die mit 103 kW/140 PS stärkere Version wird mit den zur Verfügung stehenden Optionen bei einem Einstiegspreis von 29.519 Euro locker die 30.000er-Grenze knacken. Auch ohne Sahne.

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