Der Caddy holt auf

VW Caddy

Die Nutzfahrzeugsparte von Volkswagen hat dem Caddy die neue Designsprache sowie neue Motoren verpasst. Der als kleines Nutzfahrzeug oder Pkw agierende Hochdachkombi avanciert zum gefährlichen Konkurrenten im eigenen Haus.

Von Thomas Flehmer

Ade Lastesel heißt es für den neu aufgefrischten Caddy. Wie bei den Mitbewerbern hat nun auch der ehemalige Stadtlieferwagen sein Nutzfahrzeugambiente mehr oder weniger abgelegt - selbst bei den Kastenwagen, die natürlich weiter gewerblich unterwegs sind. Doch mittlerweile sind es 30 Prozent aller Caddy-Verkäufe, die Personen transportieren und die Fahrt eher bequem genießen wollen. Neben den optischen Neuerungen der 2003 erstmals vorgefahrenen dritten Generation kann das kleine Nutzfahrzeug aus Hannover nun aber auch auf der Motorenseite mit den Pkw-Schwestern und -Brüdern aus Wolfsburg mithalten.

1.2 TSI geht in die Knie

So hielt nun auch die Wolfsburger Allzweckwaffe, der 1.2 TSI, Einzug bei ehemaligen Stadtlieferwagen, der seit 1979 unter diesem Namen erstmals auf den Markt kam. In zwei Varianten - mit 63 kW und 77 kW - treibt das Aggregat den bis zu 1,6 Tonnen schweren Caddy an. Und das Gewicht macht sich besonders beim Siebensitzer bemerkbar. Hier muss der Ottomotor doch schon recht kräftig ackern, um einen Hügel zu erklimmen - und das in der stärkeren Version mit lediglich dem Fahrer an Bord. Auf geraden Strecken zeigt sich der Motor dagegen recht gutmütig, für den reinen Stadtverkehr würde wohl auch die kleinere Variante ausreichen.

Auf der Autobahn wünscht man sich trotz 175 Newtonmetern und eines verlängerten Drehzahlbandes zwischen 1500 und 4100 Kurbelwellenumdrehungen einen sechsten Gang, um in die Nähe der Höchstgeschwindigkeit von 169 km/h zu kommen. Ab 140 km/h geht es eher zäh zu. Bis dahin allerdings erweist sich der stärkere Benziner als souveräner Antreiber. Wer nicht die absolute Spitze sucht wird - laut VW dann mit einem Verbrauch von 6,7 Litern und einem Ausstoß von 156 Gramm CO2 pro Kilometer belohnt.

Commonrail löst Pumpe-Düse ab

Auch von hinten recht ansehnlich Foto: VW

Bei den Selbstzündern wurden die alten Motoren mit Pumpe-Düse-Technik aussortiert. Der Caddy fährt nun auch mit Commonrail-Technik, und das tut dem Personenkraftwagen ganz gut. Hier reicht schon der mit 77 kW bestückte 1,6 Liter große TDI vollkommen aus. Dank eines Drehmomentes von 250 Newtonmetern zwischen 1500 und 2500 Umdrehungen zieht der Diesel kräftig ab.

Ähnlich wie beim Benziner wird die Beschleunigung mit 12,9 Sekunden angegeben, doch das Plus an Newtonmetern verleiht dem Diesel den nötigen Bumms, der ein Mehr an Fahrspaß einbringt. Ist dann noch das Siebengang-DSG für einen Aufpreis von knapp 2000 Euro an Bord, hat man nicht den Eindruck, in einem Nutzfahrzeug zu sitzen.

Warenlagergeruch abgelegt

Wohlfühlatmosphäre im Nutzfahrzeug Foto: VW

Doch die Lasteratmosphäre ist spätestens mit dem aufwendigen Facelift verschwunden. Der Caddy hat durch die Übernahme der neuen Konzern-Designlinie, die vor zwei Jahren mit der Einführung des Golf VI gelegt wurde, einen gewaltigen Schritt in Richtung Personenkraftwagen getan. Die Frontpartie wurde dem Klassiker aus Wolfsburg angepasst, ebenso die Instrumententafel im Interieur.

Hing dem Caddy früher noch ein gewisser Warenlagergeruch an, so haben die neue Optik und Haptik nun den Pkw-Komfort einziehen lassen. Neue Sitze und Stoffe, verkleidete Säulen im Dachhimmel, neue Lenkräder, selbst ein klimatisiertes Handschuhfach sind im neuen Caddy untergebracht. Und auch die Dämmung wurde verstärkt, sodass Motorengeräusche fast gänzlich außen vor bleiben.

Bis zu 3880 Liter Laderaumvolumen

Platz, wohin das Auge blickt Foto: VW

Der Alltagsnutzen wurde dabei nicht vergessen. Besonders wichtig ist für viele Kunden nun ein großes Ärgernis verschwunden. Konnte man bisher die zweite Sitzreihe lediglich wegklappen, so lässt sie sich nun auch ganz einfach ausbauen, sodass ein Ladevolumen von bis zu 3880 Liter beim Caddy Maxi entsteht.

Zudem ist, für das Erreichen der Höchstwertung beim EuroNCAP-Test sehr wichtig, nun serienmäßig der Schleuderblocker ESP verbaut. Auch Tagfahrlicht leuchtet jeden Entgegenkommenden an. Und natürlich ist das Heft mit den aufpreispflichtigen Optionen prall gefüllt und kann noch mehr Komfort in das 4,41 Meter lange Gefährt einfließen lassen.

Preislich vergleichbar mit dem Golf

Fast ebenso groß ist die Wahl nach den Varianten als Kastenwagen, Kombi oder schlaftauglicher Tramper, die ab dem 28. September mit einer von insgesamt 14 Motor-Getriebe-Varianten ausgestattet werden kann. VW rechnet damit, dass sich im Privatkundenbereich der größte Teil auf den 1.2 TSI und den 1.6 TDI stürzen wird.

Während die Basisversion als Fünfsitzer in der Ausstattungsvariante Startline ab 16.903 Euro im Schaufenster steht, müssen für den günstigsten Diesel 18.266 Euro investiert werden. Da wird so manch ein Kunde ins Grübeln kommen, ob nach dem endgültigen Abschied des Lastesel-Images der Caddy nicht doch die bessere Wahl gegenüber einem preislich vergleichbaren Golf sein wird - vom Touran ganz zu schweigen.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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