Caddy EcoFuel: Raus aus Birkenstock-Image

Volkswagen bietet den Caddy nun auch als Erdgasfahrzeug an. Mit einer Reichweite von weit über 500 Kilometern ist er eine ernstzunehmende Alternative zu Benzinern und Selbstzündern, wie unser Test zeigt.

Von Frank Mertens

Die Kraftstoffpreise steigen weiter und weiter. Wer Geld sparen will, muss sein Auto entweder stehen lassen oder sich nach Alternativen umschauen - und landet dabei schnell beim Erdgas, dem saubersten fossilen Brennstoff.

Steigende Zulassungszahlen

Im zurückliegenden Jahr sind die Zulassungszahlen von Erdgasfahrzeugen um 50 Prozent gestiegen. Das hört sich viel an, relativiert sich aber bei der Betrachtung der absoluten Zahlen. Für die ersten fünf Monate dieses Jahres vermeldet das Kraftfahrtbundes-Amt (KBA) gerade einmal 3147 neu zu gelassene Erdgasfahrzeuge.

Hersteller wie beispielsweise Opel, Ford oder Volkswagen hoffen jedoch auf deutliche Wachstumsraten. «Die Akzeptanz von Erdgasfahrzeugen wächst. Erdgas hat längst kein Birkenstock-Image mehr, entsprechend entscheiden sich immer mehr Käufer für ein solches Fahrzeug», sagt Nikolas Waldura von der VW-Produktkommunikation.

700 Tankstellen

Schiebtüren erleichtern das Einsteigen Foto: Mertens/nz

Die Wolfsburger haben nach dem Touran EcoFuel und dem Sharan nun auch den Caddy als Erdgasfahrzeug auf den Markt gebracht. «Wir sind mit der Nachfrage sehr zufrieden», sagt Waldura. Was das in Zahlen bedeutet, mag er indes nicht verraten. Doch unabhängig von den Verkaufszahlen stellt ein Erdgasfahrzeug eine ernsthafte Alternative zu einem Benziner oder Diesel dar. Dass es derzeit in Deutschland nur 700 Erdgastankstellen gibt, ist längst kein Argument mehr, auf den Kauf zu verzichten. Zudem hat die Erdgasindustrie zugesagt, die Zahl bis 2007 auf 1000 zu erhöhen.

Der Motor im Caddy EcoFuel Foto: Mertens/nz

Denn die Reichweite eines Erdgasfahrzeuges treibt dem Fahrer längst keine Schweißperlen mehr auf die Stirn, er könnte unterwegs gegebenenfalls liegen bleiben. Das Fassungsvermögen der 26 Kilogramm großen und unter dem Wagenboden angebrachten Erdgastanks des von uns getesteten Caddy Life ermöglicht Fahrten bis zu 430 Kilometer.

Sind die Tanks leer, schaltet der Motor selbsttätig auf Benzinantrieb um. Dann stehen nochmals 14 Liter Benzin zur Verfügung, mit dem man dann noch bis zu 150 km zurücklegen kann. Wieso nicht mehr? Nur bis zu einem Benzinvolumen von 15 Litern erhält man die Zulassung als monovalentes Fahrzeug. Doch mit einer Reichweite von rund 580 Kilometer kann man bequem auch längere Touren hinter sich bringen.

Kosten halbieren

Die Erdgaspreise lassen sich beim Tanken verkraften Foto: Werk

Und das vor allem ausgesprochen günstig: Beim Caddy EcoFuel halbieren sich die Kraftstoffkosten im Vergleich zum Benziner, bei Dieselfahrzeugen sind es immerhin noch satte 30 Prozent Ersparnis. Aber mit dem Caddy EcoFuel schont man nicht nur seine Geldbörse, sondern tut auch der Umwelt etwas gutes. Denn bei der Verbrennung von Erdgas entstehen im Gegensatz zum Benzin 75 Prozent weniger Kohlenmonoxide.

Für den Spaß, ein Erdgasfahrzeug zu fahren, muss der Kunde indes zunächst tiefer in die Tasche greifen. Für den Caddy Life EcoFuel als 2.0 mit 80 kW/109 PS als Fünfsitzer verlangt VW 19.905 Euro, für den 1.6 Liter-Benziner mit 75 kW/102 PS werden 16.988,20 Euro fällig- also fast 3000 Euro weniger.

Kein Sportler

Die Anordnung der Gastanks beim Caddy Foto: Werk

Einen Ausbund an Sportlichkeit sollte man von dem Caddy jedoch nicht erwarten. Der Vierzylinder bringt es auf ein maximales Drehmoment von 80 Nm, die bei 5400 Umdrehungen in der Minute anliegen. Für den Spurt von Null auf 100 km/h benötigt der Erdgas-Caddy schlappe 13,8 Sekunden, seine Spitzengeschwindigkeit ist bei 169 km/h erreicht. Bedenkt man jedoch, dass das Hauptklientel des Caddy Gewerbetreibende sind, die ihn überwiegend in der Stadt bewegen, kann man mit diesen Werten mehr als leben.

Doch der Caddy wird dank seiner hohen Flexibilität mittlerweile aus zunehmend von jungen Familien entdeckt. Und für diese Gruppe ist der Caddy Eco Fuel eine ernstzunehmende Alternative zu Benzinern und Selbstzündern - nicht nur wegen der nicht enden wollenden Preisspirale an den Tankstellen, sondern auch angesichts des steigenden Umweltbewusstseins.

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