Voxan Black Magic: Für Landstraßengourmets

Gebürsteter Alu-Tank, geschraubte Verbindungen zum Motor: Die Black Magic aus der französischen Motorrad-Edelschmiede Voxan will Landstraßengourmets verwöhnen.

Von Thilo Kozik

Alles ist neu beim einzigen verbliebenen französischen Motorradhersteller Voxan: Mit einem neuen Besitzer, dem neuen Deutschland-Importeur Sachs aus Nürnberg und einem neuen Modell meldet sich die Edel-Schmiede aus Issoire in der Zweirad-Welt zurück.

Dank einer kräftigen Finanzspritze des aktuellen Voxan-Inhabers Didier Cazeaux, millionenschwerer Immobilienmogul und Werftbesitzer, darf das Unternehmen nach kurzer Insolvenzphase seine ehrgeizigen Pläne weiter verfolgen. Zum Beweis der zurück gewonnenen Handlungsfähigkeit überarbeiteten die Franzosen ihre Modellpalette und kreierten ein neues Topmodell, das auf den Namen «Black Magic» hört.

Im Stile der Sechziger

Wie die bisherigen Voxan-Modelle verfolgt auch die Black Magic die übergeordnete Designlinie der Firma: Ein klassisches Thema, das mit moderner Technologie von Designer Sacha Lakic zeitgenössisch umgesetzt wird. Wobei sich die ganz in Schwarz und Silber gekleidete Black Magic als Reminiszenz an die frühen Sechziger mit ihren legendären Rennern wie Norton Manx, Vincent Black Lightning und Triton versteht.

Stilsicher dominiert ein polierter Alu-Tank die Silhouette, wirksam flankiert von typischen Lenkerstummeln vorn und einem klassischen Einzelsitz-Höcker hinten. Dazwischen hat sich indes moderne Technik breitgemacht, die auf dem intelligenten Baukastensystem von Voxan um den genialen Motor und das wunderbar einfache Rahmenkonzept basiert: Etwa die Hälfte aller verbauten Teile ist Standard, die andere speziell.

Geschmiedete Pleuel

Mit buckeligem Alu-Tank: Die Voxan Black Magic. Foto: Werk

Wie bei Voxan üblich dient der bekannte flüssigkeitsgekühlte 72-Grad-Vau als Antrieb, den Voxan gemeinsam mit den Motorenspezialisten von Sodemo/Renault-Sport Mitte der Neunziger entwickelt hatte - hier ganz in Schwarz angetreten. Darin wirken zwei geschmiedete Pleuel mit nur 300 Gramm leichten Kolben auf einen Hubzapfen ein. Eine Trockensumpfschmierung hält die Bauhöhe niedrig und die Kurbelwellenlage tief, was den Gesamtschwerpunkt günstig beeinflusst.

Tassenstößelbewehrte Vierventiltechnik, zwei in unterschiedlicher Höhe angebrachte Nockenwellen mit leisem Zahnkettenantrieb und eine sequenzielle Benzineinspritzung runden das ausgeklügelte Gesamt-Kunstwerk ab. Weil an einem solch puristischen Motorrad wenig Platz zum Verstecken bleibt, wanderte der Ausgleichsbehälter der Kühlflüssigkeit auf die rechte Seite zwischen die Zylinder - erfinderisch muss man sein.

Über riesige 54 Millimeter-Schlünde versorgt die gründlich überarbeitete Einspritzanlage den Vierventiler mit Brennbarem, unterm Strich kommen dabei 95 muntere Pferdchen und ein druckvolles Drehmoment von 93 Newtonmeter zusammen. Schon ab 2000 Kurbelwellenumdrehungen liefert der Vau verwertbaren Schub und begeistert mit fideler Drehfreude, die erst bei 7500 U/min allmählich erlahmt. Dabei entwickelt sich die Leistung stets berechenbar und harmonisch, Hänger oder Verschlucker kennt die Voxan nicht. Über allem prangt eine samtpfötige Laufruhe, ja, dieses von einem einzelnen Monteur in acht Stunden Handarbeit zusammengefügte V2-Aggregat zeichnet sich durch beste Manieren aus.

Neben der Antriebsaufgabe übernimmt der Motor eine stabilisierende Funktion im Fahrwerk; zehn robuste Halterungen verbinden ihn mit dem ungewöhnlichen Brückenrahmen. Zwischen dem gegossenen Lenkkopf und der ebenfalls als Alu-Gussteil ausgeführten Schwingenaufnahme spannen sich zwei identische runde Stahlrohre über den Motor, das besorgt eine schmale Taille.

Geschraubt und nicht geschweißt

Sämtliche Verbindungen sind sauber miteinander verschraubt und nicht geschweißt. Als Besonderheit besitzt der Lenkkopf eine mittige Öffnung, durch die Frischluft durch einen ebenfalls im Lenkkopf befindlichen Luftfilter zum Beruhigungsraum vordringen kann. Und auch das im hinteren Rahmen-Gussteil untergebrachte Ölreservoir ist ebenso wenig alltäglich wie das unter dem Motor liegende Federbein.

Für die Vorderradführung ist eine mächtige Upside-Down-Gabel zuständig, die in einer aus dem Vollen gefrästen oberen Gabelbrücke steckt. Beide Federelemente gehören wie der Motor zur sanften Sorte, sind also komfortabel abgestimmt. Damit liegt die Black Magic auf makellosem Asphalt wie das sprichwörtliche Brett und prescht stabil durch die Kurven.

Nur zum Einlenken verlangt das Motorrad etwas Nachdruck. Narrensicher, könnte man sagen - welche Diva folgt schon willig Fahrbefehlen und benimmt sich im kurvigen Geläuf so wenig kapriziös? Das ist sicherlich auch ein Verdienst des Power-Pärchens von Michelin, das sich dem Motorrad harmonisch anpasst.

Nicht besonders handlich

Dass die Voxan nicht besonders handlich geraten ist, lässt sich verschmerzen. Als Ausgleich beschert dieses beschwingte Gleiten durch schnelle Radien Glückshormone im Überfluss - Vorsicht, Suchtgefahr! Erst harsche Bremsmanöver stören den entspannenden Genuss nachhaltig.

Die Brembo-Vierkolbenstopper der Serie Oro agieren für sportliche Ambitionen nämlich nicht bissig genug trotz schraubzwingenartig eingeleiteter Kräfte. Das sollte jedoch nicht überbewertet werden, denn die Black Magic sieht den Racetrack nicht als Bestimmung an: Sie ist ein Kurvengerät für flotte Landstraßengourmets, die Wert auf einen exklusiven Auftritt legen und bereit sind, dafür etwas mehr hinzublättern - in den 14.999 Euro Einstandspreis ist der Showcharakter bereits eingerechnet.

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