Toyota GT86: Langeweile war gestern

Emotionales Sportcoupé

Toyota GT86: Langeweile war gestern
Der Toyota GT86 bietet ein hervorragendes Handling. © AG/Flehmer

Toyota kann auch emotionale Autos bauen. Das beste Beispiel dafür ist das Sportcoupé GT 86. Was der Sportwagen zu bieten hat, zeigt unser Fahrbericht mit dem neusten Modell der Japaner.

Vernünftige Antriebskonzepte und wenig aufregende Karosserieformen prägen das heutige Erscheinungsbild von Toyota. Doch die Japaner können auch anders. Bereits in der Vergangenheit zeugten Modelle wie Sports 800, Corolla AE86, Celica und vor allen Dingen der 2000 GT von den sportlichen sowie emotionalen Ambitionen der Marke. Jetzt besinnt sich der japanische Autobauer auf diese Traditionen und bringt ab September das Sportcoupé GT86 mit einem 147 kW/200 PS leistenden 2,0-Liter-Boxermotor auf den deutschen Markt.

Und das Schöne: Die Vernunft bleibt nicht ganz auf der Strecke. Mit einem Einstiegspreis von 29.990 Euro hält Toyota Respektabstand vor den Premiumsportlern, zumal das Fahrzeug ab Werk bereits weitgehend komplett ausgestattet ist.

GT86 mit 243 Liter Stauvolumen

Langeweile war gestern, beim Kennenlernen des GT86 ist gute Laune angesagt – trotz Regens. Aber erst einmal gilt es einen Gang um das Fahrzeug zu machen. Die Scheinwerfer sind der erste Hingucker, die schönen Felgen der zweite, der alltagstaugliche Kofferraum mit 243 Litern Stauvolumen der dritte. Muskeln und Rundungen - diese jeweils an den richtigen Stellen - beeindrucken ebenfalls. Übrigens: Fahrer, die die zuletzt aufgezählten Ideale nicht ganz so harmonisch erfüllen, müssen sich keine Sorgen machen. Das 4,24 Meter lange Auto passt auch zu Normalos. Die Sportsitze bieten reichlich Platz. Überhaupt können Fahrer und Beifahrer sich in der Länge und Breite bequem ausbreiten. Die hinteren „Sitze“ eignen sich dagegen am besten als zusätzliche Gepäckablage.

Der Toyota GT86
Das Cockpit des Toyota GT86 AG/Flehmer

Startknopf gedrückt, das Herz des GT86, der von Subaru entwickelte Boxermotor und zu dem Toyota die D-4S-Einspritztechnik liefert, erwacht mit leichtem Brummeln zum Leben. Schnell hochgeschaltet, die Gänge flutschen nur so durch die Schaltkulisse. Zunächst ist man ganz verhalten unterwegs, zumindest glaubt man es. Ein Blick auf den nicht ohne Grund gut ablesbaren und digital angezeigten Tacho beweist aber, dass man im Rahmen der Verkehrsvorschriften zu schnell unterwegs ist. Upps. Also runter von der Bundesstraße und ab geht es auf die kurvigen Nebenstraßen rund um den Nürburgring.

Hier ist der GT86 in seinem wahren Element. Die Fähigkeit, geradeaus schnell zu fahren, ist schließlich auch für Entwicklungsingenieure keine Herausforderung. Auf den kurvigen und kleinen Nebenstrecken macht das Sportcoupé mit seinem Hinterradantrieb richtig Laune. Dank des tiefen Schwerpunkts sowie der ausgewogene Gewichtsverteilung von 53 Prozent vorn und 47 Prozent hinten und einem Sperrdifferential an der Hinterachse liegt es wie ein Brett auf der Straße. Selbst Haarnadelkurven bringenden den Kurven-Kracher nicht aus der Ruhe. Zum Wegrutschen oder Querstellen hat er zu gute technische Manieren. So sind auch nicht rennsportfeste Fahrer gut aufgehoben.

Super Kurvengefühl

Zum hervorragen Kurvengefühl gibt es noch Musik für die Ohren. Nein, nicht unbedingt von der Musikanlage, sondern ganz authentisch vom Motor. Der Boxer dreht hoch und lässt es dann auch akustisch sportlich krachen. Noch schöner würde es natürlich klingen, wenn man das Dach öffnen könnte. Immerhin ist eine offene Version nicht gänzlich ausgeschlossen. Bleibt zu hoffen, dass es anders als damals beim 2000 GT nicht bei zwei Prototypen bleibt. Diese wurden dem Geheimagenten ihrer Majestät alias James Bond alias Sean Connery für den Film „Man lebt nur zweimal“ auf den Leib geschnitten.

Beim geboten Fahrspaß fallen die technischen Daten wenig ins Gewicht. Sie sind sportwagentauglich, aber nicht überragend. Das Auto soll gute Laune machen, aber keine Rekorde brechen. Der Standardspurt gelingt in 7,6 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit ist bei 226 km/h erreicht. Den Normverbrauch gibt Toyota mit 7,8 Litern an (CO2-Ausstoß: 181 g/km). Dieser Wert lässt sich aber am ehesten auf dem entspannten Weg zur Arbeit realisieren, wenn nicht der Gute Laune-Faktor, sondern die Vernunft die Fahr- und Schaltweise bestimmt.

Der Toyota GT86
Die Seitenlinie des GT86 AG/Flehmer

Apropos Vernunft und gute Laune: Beides sprechen Kaufpreis und Ausstattung an. Ab Werk sind im Preis von 29.990 Euro ein schlüsselloses Zugangssystem, Tempomat, Zweizonen-Klimaautomatik, 17-Zoll-Aluräder, sieben Airbags und sowie Sportpedale inbegriffen. Als Optionen gibt es u.a. ein Navi (550 Euro), 18-Zoll-Räder (ab 389 Euro), ein Aero-Paket mit großem Heckflügel und Spoiler (1.400 Euro), eine Sechsgang-Automatik (1.550 Euro) sowie beheizbare Leder-/Alcantarasitze (1.600 Euro). Für das Fahrvergnügen braucht man diese Optionen nicht unbedingt.

Genauso wenig wie die Sonderlackierungen (550 Euro), in der Grundfarbe Rot kommt der der GT86 schon gut zur Geltung. Was man allerdings ordern sollte, damit die gute Laune auf Dauer erhalten bleibt: die hintere Einparkhilfe für 390 Euro. Die Sicht nach hinten ist mehr als dürftig. (SP-X)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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