Toyota FJ Cruiser: Coole Kiste für Amerika

Mit dem FJ Cruiser hat Toyota einen stilvollen Offroader im Retro-Look im Programm. Doch wer ihn in Deutschland kaufen will, der muss zum freien Importeur.

Von Stefan Grundhoff

Auf den amerikanischen Automessen war der FJ Cruiser einer der großen Publikumslieblinge. Retroelemente, blau-weiß lackiert und mit kernigem Outfit eroberte er die Herzen der amerikanischen Offroad-Jünger im Sturm. Doch die Japaner winkten ab, als es um den europäischen Markt ging. Nein, der FJ Cruiser sollte nicht ins alte Europa kommen.

Freie Importeure freuen sich

Viele deutsche Toyota-Händler stimmt das traurig, freie Importeure wie US-Cars24 reiben sich die Hände und kommen mit den Auslieferungen kaum nach. Cooles FJ-Design statt müdem Land-Cruiser-Outfit - wer sagt dazu schon nein?

In den USA punktet der Japaner nicht nur mit seinem ungewöhnlichen Styling, sondern auch mit Preisen ab 22.000 US-Dollar. In Deutschland allerdings wird es etwas teurer: «Einschließlich Import, Zoll und den entsprechenden Umbauten fängt der Toyota FJ Cruiser bei uns mit 32.600 Euro an», so Importeur Dieter Thiel. So viel ist für einen handelsüblichen Land Cruiser auch fällig.

Retrodesign eine wahre Schau

Dynamischer Auftritt Foto: press-inform

Doch das Retrodesign des 4,67 Meter langen Toyota FJ Cruiser ist eine wahre Schau: Mächtige Schutzleisten und Kotflügelverbreiterungen könnten ihn auch zum Dienstfahrzeug einer Mondexpedition machen. Gerade bei der rundlichen Front kommen Erinnerungen an die legendäre FJ-Serie von Toyota auf, die von 1960 bis 1983 überaus erfolgreich produziert wurde.

Die lange Motorhaube und die nach hinten gesetzte Fahrgastzelle lassen zudem Hot-Rod-Gefühle aufkommen. Ein Clou sind die gegenläufig öffnenden Türen. Die vordere Tür könnte aufgrund ihrer Größe auch von einem lässigen Coupe stammen, dafür sind die hinteren Türen nicht mehr als kleine Einstiegsluken und verfügen leider über keine zu öffnenden Fenster.

Praktisch-rustikal im Innenraum

Plaste und Elaste: Armaturenbrett des FJ Cruiser Foto: Press-Inform

Trotzdem schaffen selbst groß gewachsene Personen einen ordentlichen Einstieg und dank 2,69 Meter Radstand gibt es auch in der zweiten Reihe mehr Platz als genug. Im Innenraum geht es praktisch-rustikal zu, üppig dimensionierte Dreh- und Druckschalter scheinen dem Roboter-Zeitalter zu entstammen.

Aber der FJ ist nun einmal kein Edel-SUV, sondern ein junges Trendmobil. Das merkt man besonders an den verwendeten Kunststoffen, den wasserabweisenden Stoffsitzen und den robusten Bedienelementen. Der Kofferraum variiert zwischen 790 und 1892 Litern Stauraum, die durch die weit aufschwingende Hecktür leicht zu beladen sind.

Allrad gegen Aufpreis

Puristischer Innenraum Foto: press-inform

Unter dem Blechkleid gibt es bekannte Allradtechnik vom Toyota 4Runner, standardmäßig ist der FJ Cruiser jedoch nur ein Hecktriebler, der 4x4-Antrieb kostet Aufpreis. Ein Diesel ist nicht im Programm, daher locken die Importeure mit einer Autogasanlage, die rund 3.000 Euro Aufpreis kostet, langfristig jedoch den Geldbeutel schont - jedenfalls gibt es Platz für den 80 Liter großen Unterbodentank genug, die meisten FJ Cruiser tragen ihr Ersatzrad stilecht auf der Heckklappe.

Für den Antrieb sorgt der bekannte Vierliter-V6, der dem rund zwei Tonnen schweren Toyota ordentlich Beine macht. Das Triebwerk mobilisiert auf Pedaldruck bis zu 178 kW / 242 PS und ein maximales Drehmoment von 377 Newtonmetern. Doch viel mehr als Tempo 160 ist aufgrund der quadratisch-praktischen Aerodynamik kaum drin.

Starrachse macht sich bemerkbar

Es werde Licht: FJ-Außenspiegel Foto: Press-Inform

Der Durchschnittsverbrauch pendelt sich bei rund 12 Litern Normalbenzin auf 100 Kilometern ein - auf der Straße zumindest, im Gelände verlangt der Amerikaner erwartungsgemäß einen kräftigen Schluck mehr. Doch dafür bietet er gute Voraussetzungen für das nächste Picknick in unwegsamem Terrain.

Die Bodenfreiheit von 24,5 Zentimetern und eine Wattiefe von 70 Zentimetern lassen einem ebenso große Freiheiten wie kurze Überhänge mit mächtigen Böschungswinkeln von 33 beziehungsweise 30 Grad.

Erinnerungen an alten FJ

Viel Platz und Plaste Foto: press-inform

Dazu hat der FJ Cruiser eine überaus komplette Sicherheitsausstattung zu bieten. So gibt es nicht nur von innen belüftete Scheibenbremsen vorn und hinten, sondern auch ein sperrbares Hinterachsdifferential, ESP, Front-, Kopf- und Seitenairbags, Bremsassistent und eine präzise geschwindigkeitsabhängige Servolenkung.

Doch wer im FJ Cruiser unterwegs ist, der fühlt sich auch wegen des Fahrgefühls an den alten FJ erinnert. Gerade auf schlechten Pisten poltert es im Heck spürbar, die Starrachse lässt sich auch wegen der mächtigen 265/70er-Reifen nicht verheimlichen.

Hingucker für die City

Auch die Rückansicht ist sehenswert Foto: press-inform

Einem coolen Auftritt tut das aber beileibe keinen Abbruch. Gerade in engen Innenstädten hat das Publikum genug Zeit, den FJ in Augenschein zu nehmen. Das zwei Tonnen schwere Spielmobil fährt sich alles anders als wendig und verlangt auch beim rückwärtigen Einparken eine gewisse Übung oder die optionale Einparkhilfe, denn man sieht nach hinten fast nichts. Ein Automatikgetriebe ist Serie und in jedem Fall ein Muss. So ein Cruiser darf einfach nicht geschaltet werden und die Leistung reicht allemal, um kraftvoll unterwegs zu sein.

In Deutschland ist der Toyota FJ Cruiser leider kein derart günstiges Spaßmobil wie in seinem Heimatland USA. Wer mit einer standesgemäßen Ausstattung unterwegs sein möchte, muss für Allradantrieb, Sicherheitspaket und zahlreiche Komfortextras zusätzlich zum Einstiegspreis von über 32.000 Euro nochmals 6.000 bis 8.000 Euro in die Hand nehmen. Dafür freut man sich im Stadtverkehr über ein interessiertes Publikum und einen Allradler, der sich gegenüber der breiten Konkurrenz nicht verstecken muss.

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