Seat Leon X-Perience: Bestseller auf Abwegen

Problemlos durch leichtes Gelände

Seat Leon X-Perience: Bestseller auf Abwegen
Seat Leon X-Perience © Seat

Seats Markencharakter hat deutlich gewonnen. Das beweist die spanische VW-Marke nun auch mit dem Seat-Leon X-Perience. Ein Golf-Derivat, das doch weitaus mehr als eine bloße Kopie ist.

Vorbei die Zeiten, als die Spanier einen abgelegten Audi A4 nach einigen Design-Retuschen als Exeo anbieten mussten. Die aktuelle Modellpalette des Seat Leon bietet inzwischen eine eigenständige, attraktive Formensprache und sportlich ausgerichtete Modelle. Jüngster Vertreter dieser Neuausrichtung ist der Allrad-KombiLeon ST X-Perience (ab 28.750 Euro), mit dem sich die Kunden auf Abwege abseits asphaltierter Straßen begeben können.

Mit Haldexkupplung der fünften Generation

Als Basis für den Allrader kombinierten die Entwickler die Plattform des Golf Variant 4motion und Skoda Octavia Scout mit dem Kombi Leon ST. Wie bei VW und Skoda optimiert eine Haldex-Kupplung der fünften Generation die Kraftübertragung. Bei entsprechendem Bedarf schaltet sie den Antrieb der Hinterachse in Sekundenbruchteilen zu, ohne dass der Fahrer den Wechsel bemerkt. Damit wird der Allradkombi zwar noch nicht zu einem Jeep-Konkurrenten, doch wühlt er sich problemlos durch leichtes Gelände und bietet bei glatter Fahrbahn zusätzliche Traktion.

Gleichzeitig erhält der Leon-Allradler knapp drei Zentimeter mehr Bodenfreiheit und eine rustikale Geländeoptik bestehend aus unvermeidlicher Rundum-Beplankung mit schwarzen Kunststoffteilen, neuer Frontschürze samt angedeuteten zusätzlichen Schutzelementen, Heckstoßfänger in Aluminium-Optik und schwarzer Dachreling. Die Karosseriedetails wirken passend und belassen dem Kompaktmodell seinen Charakter.

Edle Schmuckleisten

Aufgewertete Ausstattung Seat

Im Innenraum spendierten die Seat-Kreativen dem Allrad-Kombi eine im Vergleich zu den Versionen mit einer Antriebsachse aufgewertete Ausstattung. Plaketten, edel wirkende Schmuckleisten und eine (optionale) Leder-Alcantara-Kombination für die Sitze schaffen eine angenehme Atmosphäre, die sich fast schon Premium anfühlt. Instrumente und Hebel sind logisch und funktionell angeordnet. Bei der Fahrwerkabstimmung setzten die Ingenieure auf eine gesunde, aber nicht unangenehme Härte. Jedenfalls lässt der X-Perience seine Insassen nie über den Zustand des Geländes im Unklaren.

Unter der Haube

Mit Zweiliter-TDI mit 184 PS und serienmäßigen DSG Seat

Als Antrieb stehen seit dem Verkaufsstart bewährte TDI- und TSI-Aggregate des Konzerns zur Wahl. Die Basis mit ausreichendem Temperament bildet ein 1,6-Liter-TDI mit 81 kW/110 PS, der über Start-Stopp verfügt und sich mit 4,7 Liter für 100 Kilometer begnügen soll. Bei der Top-Motorisierung arbeitet ein Zweiliter-TDI mit 135 kW/184 PS unter der Haube und beschleunigt den immerhin rund 1,5 Tonnen schweren Kombi auf maximal 224 km/h. Zwischen Null und 100 km/h vergehen 7,1 Sekunden und nach 100 Kilometern sind nach Norm 4,9 Liter durch die Einspritzanlage gepresst.

Im Alltag dürfte der Verbrauch allerdings den Normwert deutlich übersteigen. Gekoppelt ist der Antrieb mit einem serienmäßigen DSG-Getriebe. Auch der Zweiliter-TDI mit 110 kW/150 PS erreicht diesen Norm-Verbrauchwert, ist aber mit einem manuellen Sechsgang-Getriebe kombiniert.

Alle Versionen mit Start-Stopp

Alle Antriebsversionen sind mit Start-Stopp und Rekuperationssystem ausgerüstet Seat

Als einziger Benziner gibt es den 1,8-Liter-TSI, der 132 kW/180 PS leistet, die über ein DSG-Getriebe an die Antriebsräder geleitet werden. Als Verbrauch gibt Seat optimistische 6,5 Liter an. Alle Antriebsversionen sind mit Start-Stopp und Rekuperationssystem ausgerüstet. Ebenfalls serienmäßig sind Vierrad-EDS (elektronische Differenzialsperren an beiden Achsen), elektronisches Vorderachs-Differenzial XDS und Multikollisionsbremse, die nach einem Zusammenstoß automatisch eine Bremsung einleitet, um Folgekollisionen zu verhindern.

Navi mit Offroadmodus

Gegen Aufpreis sind Voll-LED-Scheinwerfer ebenso lieferbar wie der adaptive Tempomat ACC samt Front Assist und City-Notbremsfunktion, ein Spurhalteassistent sowie eine Müdigkeitserkennung. Das ebenfalls optionale Navigationssystem verfügt über einen Offroadmodus samt integriertem Kompass, um die X-Perience-Piloten auch jenseits digitalisierter Pfade lotsen zu können.

Im Fahrbetrieb zeigt sich der Leon wie seine frontgetriebenen Varianten von einer unaufgeregten Seite und will die Verwandtschaft mit den anderen Konzernmodellen nicht leugnen. Besonders angenehm ist die Einheit aus der sauber definierten Lenkung und den Sitzen, die eine ausgezeichnete Seitenführung bieten und vor allem in der Alcantara-Ausführung einen Hauch von Luxus verströmen. Lediglich bei der Dämmung der Motorgeräusche hätte ein wenig mehr Material gut getan. Die Aggregate machen sich vor allem beim Beschleunigen – und dazu verführen die Antriebe durchaus – bemerkbar. (spx)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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