Seat Leon Cupra R: Eine Frage des Alters

2.0 TFSI mit 265 PS

Seat Leon Cupra R: Eine Frage des Alters
Der Seat Leon Cupra R ist mit 265 PS unterwegs. © AG/Mertens

Der Seat Leon Cupra R ist das stärkste Modell der VW-Tochter. Es ist ein Fahrzeug mit 265 PS Leistung und einer harten Fahrwerksabstimmung. So etwas muss man mögen.

Von Frank Mertens

Mit seinen 46 Jahren fühlt sich der Autor dieser Zeilen eigentlich noch nicht zu alt. Okay, die 50 zeichnet sich so ganz langsam am Horizont ab, doch bis zum Seniorendasein ist es doch noch etwas hin. Doch nach den Testfahrten im Seat Leon Cupra R, dem stärksten Modell der VW-Tochter, fühle ich mich für dieses Fahrzeug dann doch zu alt.

Nicht dass dieser Sportwagen ein schlechtes Fahrzeug wäre, nein, ganz im Gegenteil, es hat ohne Frage seine Qualitäten. Doch seine knüppelharte Abstimmung ist dann doch etwas für diejenigen, für die Komfort etwas Verzichtbares darstellt. Irgendwie passe ich nicht (mehr) zur Zielgruppe für dieses Fahrzeug. Dabei macht es durchaus Spaß, die Leistung des 2.0 TFSI mit seinen satten 265 PS zu erleben. Wie der Vierzylinder-Turbobenziner souverän seine Kraft entfaltet, treibt dem Fahrer dann doch ein breites Grinsen aufs Gesicht. Gerade einmal 6,2 Sekunden vergehen, um Tempo 100 erreicht zu haben. Das ist ein Wert, der sich sehen lassen kann.

Seat Leon Cupra R mit brummigem Sound

Das trifft auch auf das maximale Drehmoment von 350 Newtonmetern zu, das zwischen 2500 und 5200 Umdrehungen in der Minute anliegt. Damit verfügt der Cupra R über genügend Potenzial, um auch bei Tempo 150 noch einmal nach einem leichten Druck aufs Gaspedal vehement nach vorn zu preschen und den anderen Autofahrern die Rücklichter zu zeigen.

Der 2.0 TSI im Seat Leonb Cupra R leistet 265 PS.
Der 2.0 TSI leistet 265 PS. AG/Mertens

Der Spaß an der Beschleunigung endet übrigens bei völlig ausreichenden bei 250 Stundenkilometern. Begleitet wird der Zwischensprint von einem brummigen Sound des Vierzylindermotors, der Fußgänger bereits bei geringerem Tempo während Stadtfahrten auf diesen Seat aufmerksam werden lässt. Doch die Zeiten, in denen ich so etwas mit meinem Auto wollte, sind zwanzig Jahre vorbei, mindestens.

Sitze für Normalgewichtige

Ausgestattet ist der Cupra R übrigens mit einem manuellen Sechsganggetriebe, das einen guten Job verrichtet: die Gänge sind knackig abgestimmt, lassen sich exakt einlegen. Passend zum sportlichen Charakter des Cupra R passt auch die Lenkung, die direkt anspricht, eine gute Rückmeldung vermittelt. Wer mindestens 32.990 Euro für ein Auto wie den Cupra R ausgibt, dem dürfte es dann auch egal sein, dass er statt den in Aussicht gestellten durchschnittlich 8,1 Litern auf 100 Kilometern sich locker 2,5 Liter mehr bei den Testfahrten genehmigte. So etwas schmerzt bereits beim Blick auf den Bordcomputer – und erst recht bei der Fahrt an die Tankstelle.

Seat Leon Cupra R
Das Heck des Cupra R AG/Mertens

Wer ein Auto mit so viel Leistung kauft, erwartet dann auch Sitze, die eine sportliche Fahrweise ermöglichen – und der Kunde wird nicht enttäuscht. Die Sportsitze bieten bei schnellen Kurvenfahrten, zu denen der Cupra R geradezu einlädt, einen guten Seitenhalt. Wer in den Sportsitzen Platz nimmt, sollte allerdings keine größeren Gewichtsprobleme mit sich herumschleppen. Wer einige Kilo zu viel auf den Hüften hat, merkt dies schnell, wenn er sein Gesäß zwischen die beiden Seitenwangen des Sitzes bugsieren will. Da kann es schnell zu eng – und dann ungemütlich werden.

In der Summe ist der Seat Leon Cupra R, wie gesagt, wirklich kein schlechtes Auto - auch deshalb, weil er Mitreisenden im Fond ausreichend Platz bietet und damit durchaus seine Alltagstauglichkeit unter Beweis stellt. Doch wer sich für den Spanier entscheidet, muss sich halt auch auf dessen Kompromisslosigkeit einstellen. Wer das nicht will, sollte sich lieber nach einem anderen Auto umschauen. Im Konzern gibt es da beispielsweise auch den Golf GTI. Manchem mag er ja zu bieder erscheinen, aber das dürfte vielleicht auch eine Frage des Alters sein.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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